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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Euch
derart schreckliche Nachrichten überbringen muss.« Sie stand auf. »Ich lasse Euch eine Weile allein«, flüsterte sie. »Sicher wollt Ihr für ihn beten.«
    Commios schaute fragend auf. »Ihr hattet schon Christen hier, Herrin?«
    Sie lächelte. »Natürlich. Wie ich schon sagte, nach Durovernum kommen Menschen aus aller Herren Länder. Und alle sind in diesem Haus willkommen.«
    »Ich kann es nicht glauben!« Sobald sich die Tür hinter ihrer Gastgeberin geschlossen hatte, hieb Commios mit der Faust auf den Tisch. »Wie kann er gefasst worden sein? Hat jemand ihn verraten?« Jetzt standen auch ihm Tränen in den Augen. »Ist denn niemand vor Nero sicher?«
    »Vielleicht hat er es gewusst«, sagte Eigon traurig. »Vielleicht ist das der Grund, weshalb er uns fortgeschickt hat. Und andere. Wenn hier in diesem Land noch mehr Christen sind, hat vielleicht er sie hierhergeschickt, oder Paulus.« Sie versuchte zu lächeln. »Zumindest ist er jetzt bei unserem Herrn, und ich glaube, dass er in diesem Moment über uns wacht.«
    Nervös schaute Drusilla zur Decke. »Denkst du das auch?« Sie warf einen Blick zu Commios und errötete. »Glaubst du, dass er unsere Gedanken lesen kann?«
    »Wenn«, antwortete er streng, »dann weiß er auch, dass wir gleich gemeinsam für seine Seele beten und dass wir unserer Pflicht nachkommen werden, das Wort zu verbreiten.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Die Aufgabe haben wir bis jetzt sträflich vernachlässigt.«
    »Erst mussten wir überhaupt nach Britannien gelangen«, widersprach Eigon scharf. »Es wäre sinnlos gewesen, unterwegs überall zu erzählen, wer wir sind, und bei unserem ersten oder zweiten Halt gefasst zu werden. Wir mussten Titus überlisten.« Sie schauderte. »Glaubst du, er folgt uns übers Meer?«

    Commios nickte matt. »Ja, ich glaube schon. Deshalb denke ich, dass wir morgen wieder aufbrechen sollten. Diese Stadt ist offenbar die erste Station für alle, die mit dem Schiff aus Gallien angekommen sind. Wir müssen uns eine Route suchen, die abseits der Hauptstraßen verläuft, damit er uns endgültig in Ruhe lässt. Ich bin es leid, ständig vor dem Mann auf der Flucht zu sein!« Wieder hieb er mit der Faust auf den Tisch, dann schaute er zu den beiden Frauen. »So, und jetzt lasst uns für Petrus und unsere Freunde in Rom beten.«
    Sie senkten die Köpfe.
    Während sie beteten, ritt ein Mann erschöpft zum Stadttor herein. Sein Pferd war verstaubt, seine Uniform mit Schlamm und Salzwasser bespritzt. Beim ersten Gasthof saß er ab und bedeutete einem dort stehenden Jungen, sein Pferd zu nehmen. »Mein Junge, hast du Freunde?«
    Der Junge schaute ihn ausdruckslos an, ohne ihn einer Antwort zu würdigen. »Wenn du Freunde hast und wenn sie sich ein bisschen Geld verdienen wollen, dann sollen sie zu mir kommen, sobald mein Pferd Wasser und etwas zu fressen bekommen hat. Ich habe eine Aufgabe für euch.«
    Das hatte in jeder Stadt funktioniert, die er in Gallien betreten hatte. Erkundigungen in jeder Taverne, jedem Tempel, jeder jüdischen Siedlung, jedem Haus, das jemals Gäste aufgenommen hatte. Bei jeder Kreuzung, an jeder Fähre. Die Leute erinnerten sich an Fremde, selbst in einer Stadt, die an Durchreisende gewöhnt war. Und ein Mann, der in Begleitung zweier Frauen reiste, fiel ohnehin auf. Er lächelte düster. Die ganze Zeit war er ihnen näher gekommen, und jetzt war er ihnen so nahe, dass er es in den Fingerspitzen prickeln spürte. Er lächelte in sich hinein. Vielleicht war es an der Zeit, zu handeln. Und er würde mit Commios anfangen, das gebot allein schon die Notwendigkeit. Ohne
sich der Geste bewusst zu sein, griff er nach seinem Schwert und lockerte es ein wenig in der Scheide.
     
    Rhodri schaute über die sanfte Hügellandschaft zum Farmhaus seiner Eltern, das gerade unterhalb seines Blickfelds im nächsten Tal lag. Hinter den Hügeln türmten sich dunkle Wolken auf. In der Ferne grollte Donner, wenig später zuckte ein Blitz über den Himmel. Wo war sie? Wenn Daniel sie zu fassen gekriegt hatte, konnte er nicht weit mit ihr gekommen sein, es sei denn, er hatte sie irgendwie in sein Auto geschafft. Aber auf dem Feldweg waren keine Spuren eines fremden Wagens zu sehen gewesen. Hier kam niemand zufällig vorbei; die einzigen Reifenabdrücke waren die seines eigenen Wagens und eines Traktors sowie die ganz frischen Spuren vom Range Rover der Polizei und dem Auto seiner Mutter. Alle früheren Spuren hatte der Regen der vergangenen Tage

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