Die Tochter des Königs
sacht und warf einen leichten Schatten auf sie. Sie versuchte, sich zur Seite zu drehen, und schrie vor Schmerz auf. Jeder Knochen tat ihr weh. Sie biss die Zähne zusammen und blieb einen Moment ruhig liegen, bevor sie es noch einmal versuchte. Sie war schweißüberströmt, doch wenige Sekunden später fröstelte sie. Das Sonnenlicht spielte auf ihrem Gesicht. Wieder versuchte sie, klar zu sehen. Jemand stand über ihr und schaute auf sie herab. Sie kniff die Augen zusammen, um ihn besser erkennen zu können. »Hilf mir.« Ihr Flüstern war zu leise, um verständlich zu sein.
Da war sie wieder, die leichte Berührung im Gesicht. Was immer es war, sie spürte, wie es über ihre Wange zu ihrem Hals wanderte. Kalt. Scharf. Die Spitze eines Schwerts. Er hielt es ihr an die Kehle. Jetzt zitterte sie heftig, schaute flehentlich in sein Gesicht. Sie sah, wie er kalt auf sie herablächelte. Seine Augen waren hart wie Feuersteine, sein Kopf hob sich als Silhouette vor den schimmernden Blättern ab.
Etwas tropfte auf ihr Gesicht. Sie zuckte zusammen. Es war Blut. Sie sah es die breite, flache Schneide hinabrinnen. »Bitte hilf mir.« Sie spürte, dass die Worte an ihrer Zunge
klebten, sie fast erstickten. Kein Laut kam über ihre Lippen.
»Jess!« Jemand rief aus der Ferne nach ihr. »Jess, wo bist du?«
»Ich bin hier!«, wollte sie antworten, aber wieder war kein Laut zu hören. Zu hören war nur das leise Gurren einer Taube hoch oben im Baum.
Die Lederriemen an seiner Tunika ächzten ein wenig, als er sich bewegte. Sie sah, dass seine Finger das Schwert fester umfassten und die Knöchel weiß wurden.
»Titus«, flüsterte sie. »Bitte tu mir nicht weh.« Jetzt schluchzte sie lautlos, Tränen rannen ihr über die Wangen ins Moos, auf dem sie lag. »Wo ist Daniel? Bitte sorge dafür, dass er mich nicht findet.«
Er sagte nichts.
Dann hörte sie aus der Nähe das tiefe, bedrohliche Knurren eines Hundes. Sie versuchte, den Kopf zu drehen, um etwas zu sehen. Ein schwarzer Schatten war bei ihr. »Hugo?«, flüsterte sie fast lautlos. »Hilf mir.«
Das Knurren wurde lauter. Titus drehte sich halb zu dem Tier um. Sie schloss die Augen und hielt die Luft an. Als sie sie wieder öffnete, war Titus fort.
»Hugo? Hilf mir.« Sie versuchte, eine Hand auszustrecken, fühlte einen Moment Wärme auf ihrer Haut, die Zunge eines Hundes. Dann war auch das fort.
Aus der Ferne hörte sie wieder die Stimme, die nach ihr rief. Dieses Mal war sie weiter weg. Sie versuchte, ihre Position zu verändern, damit ihr nicht alles so wehtat, und zögernd, als spräche sie eine Sprache, die sie kaum beherrschte, begann sie zu beten. Es kostete sie zu viel Mühe. Langsam schlossen sich ihre Augenlider wieder, sie glitt in die warme Dunkelheit, in der es weder Angst noch Schmerz gab.
Als die Sonne aus dem Meer hinter ihnen aufstieg, fuhr das Boot auf weichen Sand, und die beiden Männer sprangen hinaus. Commios folgte ihnen und machte sich sofort daran, ihr Gepäck auf den Strand zu werfen.
»Habt Dank, meine Freunde.« Er streckte Eigon eine Hand hin, damit sie auf den Rand des Boots treten konnte, und von dort hob er sie auf den Sand. Ihrer Erschöpfung zum Trotz lächelte sie, die Überfahrt hatte ihr neue Kraft verliehen. Commios konnte nicht anders, er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Ehe sie darauf reagieren konnte, hatte er sich wieder zum Boot umgedreht. »Drusilla?« Er grinste. Sie kauerte ächzend und stöhnend ganz unten im Boot, halb verborgen von dem Segel, das die Männer eingeholt hatten, als sie mit der Flut an Land trieben. »Wir sind da. Komm, raus mit dir! Das Segeln hat ein Ende!«
Irgendwie gelang es ihr, sich aufzusetzen, und zitternd vor Mattigkeit stand sie schließlich auf den Beinen. Commios schwang sie an den Strand, wo sie in sich zusammensackte, die Hände ächzend über den Bauch gelegt.
»Hoffentlich wollt ihr nicht so bald wieder zurück!« Einer der Seemänner beobachtete sie belustigt. »Die Dame taugt nicht für die Seefahrt!«
Commios lachte. »Gleich wird es ihr besser gehen! Gott segne euch, meine Freunde.« Die Überfahrt war bereits bezahlt, doch er holte eine weitere Münze aus der Börse und warf sie ihnen zu. Die beiden Seeleute schoben das Boot bereits wieder ins tiefere Wasser. »Sichere Rückfahrt!« Das Licht der aufgehenden Sonne fiel in einem schimmernden roten Strahl über das Wasser und glänzte im Dunst. Sie verfolgten, wie die Männer das Segel setzten und im sich
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