Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
Vom Netzwerk:
auszubrechen. »Ich bin so froh, dass du gekommen bist.« Sie griff nach den Händen ihrer Mutter und drückte sie fest.
    Wenige Minuten später kam Megan zurück, parkte ihren uralten Landrover im Hof und stieg aus, während die beiden Hunde von der Ladefläche sprangen. »Wo ist Rhodri?«
    »Er ist noch nicht zurück.« Steph hatte ihre Wanderstiefel angezogen und hielt einen Stock in der Hand. »Mummy macht hier Telefondienst. Ich dachte, ich gehe mit dir den Berg hinauf. Die Hunde werden doch zumindest Rhodri finden, oder? Dann können wir drei uns aufteilen.«
    Rhodri saß auf einem Baumstumpf in einer Lichtung rund zwei Kilometer vom Gipfel entfernt. Er war einem kaum sichtbaren Pfad durchs Gebüsch gefolgt, ohne sich groß zu überlegen, wohin er führen könnte. Vom vielen Rufen war er heiser geworden, und er war erschöpft. Als die Hunde schwanzwedelnd zu ihm liefen, schaute er auf. Seine Augen waren rot und verquollen.
    »Ich habe einen Schal von Jess mitgebracht.« Steph suchte in ihrer Tasche. »Damit die Hunde daran schnüffeln können.«
    Rhodri lächelte. »Sie sind nicht dafür ausgebildet, Fährte aufzunehmen, Steph. Nur fürs Schafehüten. Am besten sagen wir ihnen einfach, dass sie Jess suchen sollen. Wahrscheinlich haben sie keine Ahnung, wonach sie suchen, aber sie werden wie wild herumsausen und anschlagen, wenn sie etwas finden, was immer es sein mag.« Er warf einen kurzen Blick zu seiner Mutter. »Dad wollte nicht mitkommen?« Es begann zu regnen. Rhodri wischte sich die Tropfen aus dem Gesicht.

    Sie schüttelte den Kopf. »Er war gar nicht da. Ich glaube, er ist heute früh zum Markt gefahren. Das macht nichts. Ich schicke sie los. Wir können doch genauso gut hier anfangen, oder?« Sie drehte sich um und rief nach den Hunden. Auf ihren Befehl hin schnüffelten sie beide interessiert an Jess’ Schal und wedelten mit dem Schwanz, dann schickte Megan sie los. Sie rasten davon, und wenige Sekunden später waren sie außer Sichtweite verschwunden. Ein Donnerschlag hallte um den Berg.
    Sie suchten den ganzen Bergrücken ab, aber ohne Erfolg. Gegen vier Uhr prasselte der Regen herab, und alle waren zu erschöpft, um die Suche noch fortzusetzen. Bedrückt gingen sie nach Ty Bran zurück, ließen sich um den Küchentisch auf die Stühle fallen und sahen den Hunden zu, die gierig aus der großen Wasserschüssel tranken, die Aurelia ihnen hinstellte.
    »Die Polizei hat angerufen.« Aurelia schaute zu Rhodri. »Sobald das Gewitter vorbei ist, schicken sie einen Hubschrauber her.« Sie bemühte sich, ruhig zu klingen. »Esst doch wenigstens ein bisschen. Essen hält Leib und Seele zusammen! Ihr schaut alle völlig erledigt aus.«
    »Hat man etwas von Daniel gehört?« Rhodri strich sich mit beiden Händen das Haar aus dem Gesicht. Auf der Stirn hatte er einen langen blutigen Kratzer.
    Aurelia schüttelte den Kopf. »Sie suchen noch nach ihm.«
    »Wir müssen doch etwas unternehmen können. Ich ruf nochmal an.« Müde ging Rhodri zum Telefon.
    Als er sich wieder zu ihnen umdrehte, sah er sehr bedrückt aus. »Sie haben Daniels Wagen gefunden. Angeblich wollten sie uns gerade Bescheid geben. Wahrscheinlich nächstes Jahr! Er stand abgeschlossen in Newtown auf dem Parkplatz im Stadtzentrum. Und von ihm fehlt jede Spur.«
    »Das heißt, er ist auf dem Weg hierher.«

    Rhodri zuckte mit den Schultern. »Sie sagen, die Spurensicherung arbeitet daran.« Er machte eine kurze Pause. »Vielleicht ist er ja doch noch nicht hier.« Die Hoffnung, die in seiner Stimme mitschwang, war nicht zu überhören.
    »Das heißt, womöglich hat es gar nichts mit ihm zu tun, dass Jess verschwunden ist.« Aurelia starrte mit sorgenvoller Miene zum Fenster hinaus. Der Regen strömte an den Scheiben herab, ein Blitz zuckte über den Hof, ein weiterer Donnerschlag ließ das ganze Haus erzittern.
    »Oder er war hier und ist schon wieder fort, bevor wir überhaupt gemerkt haben, dass Jess nicht da ist.« Rhodri ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. »Das ist alles meine Schuld. Hätte ich bloß auf sie gewartet!«
    Megan streichelte seine Hand. »Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Das lenkt dich nur ab. Wir finden sie schon.«
     
    Meryn war ziemlich erschöpft, als er schließlich in Ty Bran in den Hof fuhr. Megan und die Hunde waren schon längst zur Farm zurückgekehrt, aber Rhodri war noch da. Er weigerte sich zu gehen.
    Meryn war ein großer, distinguierter Mann, dessen hageres, wettergegerbtes Gesicht durch die graue,

Weitere Kostenlose Bücher