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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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drehenden Wind die Küste hinuntersteuerten. Innerhalb kürzester Zeit waren sie im Dunst verschwunden.

    »Gut!« Commios sah sich um. »Und wohin gehen wir jetzt?« Fragend schaute er zu Eigon.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht mehr als du! Vielleicht sollten wir uns zu einer Stadt durchschlagen, wo wir eine Unterkunft finden. Dann fangen wir an.«
    »Womit fangen wir an?« Fröstelnd strich sich Drusilla das zerzauste Haar aus dem Gesicht. Die Verheißung des Sonnenaufgangs verschwand bereits, es sollte ein grauer Tag werden. Der Wind wehte kalt. Bis sie sich so weit gesammelt hatten, um von der Küste fort auf das Strauchwerk zuzusteuern, das auf den niedrigen Klippen vor ihnen wuchs, froren sie alle.
    »Mit unserer Mission.« Eigon versuchte zu lächeln. So lange waren sie mittlerweile unterwegs nach Britannien, und jetzt, wo sie ihr Ziel endlich erreicht hatten, wussten sie nicht recht, was sie tun sollten. Sie wussten nicht einmal, in welchem Teil Britanniens sie gelandet waren.
    »Wenn wir ein normales Frachtboot genommen hätten, hätten wir wenigstens in einem Hafen angelegt«, sagte Drusilla scharf.
    »Und Titus hätte uns auf dem nächsten Boot folgen können«, tadelte Commios sie sanft. »Irgendein Ort muss doch in der Nähe sein.« Er grinste. »Beten wir doch um Führung.«
    Oben entlang der Klippen verlief ein Pfad. Dem folgten sie eine Weile in zunehmend gedrückter Stimmung, denn es wurde stetig kälter und windiger. Gerade hatten sie beschlossen, ein geschütztes Plätzchen zu finden und ein Feuer zu entzünden, als Commios lauschend stehen blieb.
    »Da hat jemand unsere Ankunft vorausgesehen. Riecht ihr das Feuer?«
    »Ich rieche Essen!« Eigon lächelte ermutigend. »Hoffen wir, dass die Einheimischen freundlich sind!« Sie wollte schon weitergehen, als Commios sie zurückhielt.

    »Ich finde, bis wir wissen, wie freundlich sie wirklich sind, sollten wir verschweigen, wer du bist, Eigon, und was wir hier tun. Meint ihr nicht auch?«
    Eigon nickte. Beide blickten zu Drusilla, die lediglich mit den Achseln zuckte. »Schaut mich nicht so an. Ich bin wohl kaum diejenige, die mit irgendetwas herausplatzen wird!« Sie zog den Umhang fester um sich.
    Gleich um die nächste Biegung stießen sie auf eine kleine Köhlersiedlung. Zu ihrer Überraschung wurden sie aufs Herzlichste willkommen geheißen. Im Kessel, der über dem Feuer hing, köchelte ein würziger Haseneintopf, der mit getrockneten Erbsen zubereitet und mit wildem Knoblauch gewürzt war, im Lehmofen lagen Brotlaibe und Bohnenkuchen bereit, und zu trinken gab es Krüge voll Dünnbier. Die kleine Siedlung bestand neben dem Familienvorstand noch aus seiner Frau, ihren drei Kindern und zwei seiner Brüder. Die Männer hielten sich scheu im Hintergrund, aber die Frau und die Kinder waren neugierig und unterhielten sich munter mit den Gästen. Als sie hörten, dass sie das Meer in einem kleinen Fischerboot überquert hatten, waren sie wie vom Donner gerührt. Sie erklärten, sie gehörten zum Stamm der Cantiacer und hätten die römische Siedlung Durovernum Cantiacorum besucht. Dort, so sagten sie, gäbe es viele Menschen und Häuser, Kaufleute und Geschäfte und Tempel sowie ein Freilichttheater. Es sei eine sehr große, prächtige Stadt. Die, so meinten sie, sollten ihre Gäste als Nächstes aufsuchen und dann der Straße nach Londinium folgen.
    Sie verbrachten die Nacht in einer Köhlerhütte, und am nächsten Tag brachen sie erholt nach Durovernum auf.
    Sie hatten eine große Handelsstadt wie Massilia erwartet, doch dieser Ort war weit kleiner. Zwar gab es schöne Häuser und, wie ihnen gesagt worden war, auch Geschäfte
und Tempel, aber die Stadt ließ sich innerhalb kürzester Zeit durchqueren. Sie nahmen sich Zimmer in einem Privathaus in der Nähe der äußeren Befestigungsmauer. Es war sauber und ordentlich und gehörte der Witwe eines Offiziers der vierzehnten Legion. Octavia Candida war eine kräftig gebaute Frau mit ausgeblichenem blondem Haar und hellblauen Augen, die ihre britannische Herkunft verrieten. Als ihre Sklaven die Abendmahlzeit auftrugen, fragte sie ihre Gäste nach ihren Reisen aus und erkundigte sich, wo sie überall gewesen seien. Als sie erfuhr, dass sie aus Rom stammten, riss sie die Augen auf. »Ist es wirklich so schön, wie es heißt? Ich bin nie weiter gekommen als bis Verulamium. Ursprünglich bin ich eine Catuvellauna. Ihr habt wahrscheinlich schon vermutet, dass ich britannisch bin. Mein

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