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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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ausgelöscht. Wenn Daniel innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden hergefahren wäre, dann hätte er Spuren hinterlassen. Rhodri seufzte.
    Was, wenn es nicht Daniel war? Was, wenn sie in die völlig falsche Richtung dachten? Vielleicht war sie auf einem steilen Berghang abgestürzt? Hatte sich verletzt? Oder vielleicht streifte auch Titus zwischen den Bäumen umher?
    Er atmete tief durch. Ein so großes Gebiet ließ sich nur mit Hunden absuchen. Nach Ansicht der Polizei war es noch zu früh, um Spürhunde einzusetzen, aber er, Rhodri, konnte ja die Hunde von der Farm herbringen. Er fischte sein Handy aus der Tasche. Wenn es etwas zu finden gab, würden sie es aufspüren. Und während er wartete, dass seine Mutter die Hunde herbrachte, würde er weitersuchen. Er holte tief Luft. Das Gefühl von Verlust schmerzte ihn beinahe körperlich. Wenn er je gezweifelt hatte, jetzt wusste er es: Er hatte sich in sie verliebt.

    »Jess?« Seine Stimme hallte verloren über den Berg. »Jess, meine Schöne, bist du da? Jess …«
     
    »Das ist Rhodri, der da ruft.« Steph und Aurelia standen im Hof, als Megan losfuhr, um die Hunde zu holen.
    »Er ist am Boden zerstört«, sagte Aurelia nachdenklich. »Mittlerweile sollte er eigentlich schon wieder in London sein. In ein paar Wochen singt er bei den Proms, und er sagte, er müsse an dem Stück noch viel arbeiten, aber solange hier alles unklar ist, will er auf keinen Fall fahren. Hast du gewusst, dass Jess ihm so viel bedeutet?«
    Verwundert schüttelte Steph den Kopf. »Wie’s aussieht, hat er sich wirklich in sie verknallt. Weiß Gott, warum!«
    »Geht es Jess genauso?«
    Steph überlegte kurz, dann nickte sie. »Ich denke schon. Ich glaube, sie mochte William immer noch gern, aber mehr auch nicht. Er hatte sie so verletzt, dass sie ihm wohl nie wieder vertraut hätte. Der arme William.« Sie seufzte.
    Komm und finde mich! Wo bist du?
    Die Stimme eines Kindes trieb aus der Ferne zu ihnen herüber. Aurelia wurde blass. »Hast du das gehört?«
    Steph nickte.
    »Ist das dein Gespenst?«
    »Ich glaube schon. Hier in den Wäldern laufen keine Kinder herum.«
    Als in der Ferne Donner grollte, schauten sie beide auf.
    »Und die arme kleine Seele, die da oben liegt«, sagte Aurelia leise. »Ich kann es gar nicht fassen.« Schaudernd schlang sie die Arme um sich. »Aber sie sprechen unsere Sprache?«
    Steph zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, weil wir zuhören. Filtern wir das nicht durch unser Gehirn oder etwas in der Art? Sonst würden wir sie ja nicht verstehen.«

    »Ich hoffe, dass Meryn sich bald meldet. Er weiß bestimmt, was wir tun sollen. Wegen des Kindes und wegen Titus. Und wahrscheinlich weiß er auch, was wir wegen Daniel unternehmen sollen.« Aurelia schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, Rhodri wäre zurück. Ich fühle mich hier mit dir allein sehr angreifbar.« Schaudernd sah sie sich um. »Das Haus ist wirklich abgelegen, Steph. Ich kann gar nicht verstehen, dass du ganz allein hier leben magst.«
    Steph lächelte spöttisch. »Und das muss ich mir von einer Frau sagen lassen, die tollkühn unerforschte Wüsten durchquert und in der Einsamkeit der Pyrenäen lebt, kilometerweit von jeder menschlichen Ansiedlung entfernt, und die früher einmal selbst hier gewohnt hat!«
    »In meinen Bergen spuken keine Gespenster«, sagte Aurelia spitz.
    »Ich wette, schon!«
    »Na ja, wenn doch, dann machen sie sich nicht die Mühe, mich heimzusuchen.« Sie fröstelte wieder.
    In der Küche läutete das Telefon. Steph lief ins Haus, Aurelia folgte ihr etwas langsamer.
    Steph reichte ihr den Hörer. »Dein Freund Meryn.«
    Mit einem Lächeln legte Aurelia am Ende des Gesprächs den Hörer auf. Meryn hatte ihr zugehört, einige Fragen gestellt und dann vorgeschlagen, dass er sofort von Schottland herunterkam.
    »Er wird im Lauf des Abends hier sein. Ich glaube, er hat sich gefreut, einen Grund zu haben, wieder hierherzukommen.«
    Steph hob die Augenbrauen. »Ich vermute, es ist sinnlos, dich nach ihm zu fragen?«
    Aurelia nickte. »Wenn du meinst, seinet- und meinetwegen - ich habe dir ja gesagt, da gibt es nichts zu erzählen. Worauf es ankommt, ist, dass er sich sein Leben lang mit schrägen Sachen beschäftigt hat und uns jetzt helfen kann.«

    Steph setzte sich an den Küchentisch und stützte das Kinn auf die Hände. »Was Schrägeres als diese Sache gibt’s vermutlich nicht! Ich hoffe wirklich, dass er uns helfen kann.« Sie blinzelte heftig, um nicht in Tränen

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