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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Steph und Aurelia hin und her. »Da bin ich mir nicht sicher.«
    Hinter ihm war ein scharfes Klopfen am Fenster zu hören. Daniel sprang auf, das Gewehr hielt er tief vor sich, und ging rückwärts zur Wand. »Was war das?«
    »Vielleicht Jess?«
    Rhodri starrte zum Fenster. Meryn musste dort draußen sein. Er hatte den Schatten einer Bewegung wahrgenommen, als eine Gestalt in der Dunkelheit am Fenster vorbeigeschlichen war. Als wieder etwas gegen die Scheibe knallte, riss Daniel das Gewehr an die Schulter. »Wer ist da?«, schrie er. »Komm raus, oder ich schieße!«
    Noch ein Knall. Jemand warf Steine gegen die Scheibe. Daniel fluchte. Mittlerweile fiel es ihm schwer, das Gewehr ruhig zu halten. »Wer ist das?« Er schwang das Gewehr zu Rhodri. »Wer ist da draußen?«
    »Jess!«, rief Rhodri. »Jess, in Gottes Namen bleib weg. Ruf die Polizei.«
    Fluchend schob sich Daniel zur Terrassentür vor. »Du hast gesagt, sie ist nicht da!«
    »Offenbar ist sie gerade zurückgekommen!«, antwortete Rhodri. Er näherte sich Daniel, dessen Aufmerksamkeit zwischen ihm und dem Fenster hin und her wanderte, blieb aber stehen, als das Gewehr wieder auf ihn gerichtet wurde. In dem Moment flog etwas gegen die Scheibe, das Glas barst, Daniel schwang das Gewehr wild in diese Richtung und drückte ab. Ein Blumentopf krachte auf den Fußboden, Erde und Geranienblüten ergossen sich über die Dielen.
    »Ein Schuss ist weg«, sagte Rhodri herausfordernd. »Der nächste ist also für mich bestimmt?« Gebückt sprang er auf Daniel zu, so dass er unter dem Gewehrlauf landete und ihn heftig nach oben wegstoßen konnte. Der zweite Schuss
löste sich und drang in die Decke zwischen den Balken, große Brocken Putz fielen herab, als Daniel mit einem wütenden Aufschrei die Waffe wegwarf und wild um sich schlug, um Rhodris Griff zu entkommen, dann drängte er sich zwischen Steph und Aurelia vorbei und stürzte nach draußen.
    »Zur Seite!« Rhodri stürmte ihm nach. »Das Schwein kriege ich!« Innerhalb kürzester Zeit waren die Männer in der Nacht verschwunden.
     
    »Sie hat uns verraten!« Leichenblass stürzte Drusilla zur Tür herein. »Draußen sind Soldaten.«
    Commios sprang auf und lief zur Tür. »Wo?«
    »Draußen! Ich musste zur Latrine! Im Durchgang bin ich falsch abgebogen, und da hab ich sie gesehen, vor der Haustür. Unsere ach so freundliche Wirtin hat mit zwei Männern in Uniform gesprochen. Sie hat über die Schulter auf dieses Zimmer gezeigt.«
    Panisch drehte Commios sich um und suchte nach einem anderen Ausgang. »Hier entlang!«
    Er eilte den beiden Frauen durch eine Tür voraus, durch die sie in die Küche gelangten. Ein einzelner Sklave spülte dort noch gemächlich die Schüsseln und Teller von der Abendmahlzeit. Überrascht drehte er sich um, als die drei hereinstürzten.
    »Wo ist die Straße?«, rief Commios auf Keltisch.
    Der Mann deutete auf eine offene Tür. Sie führte in eine verwaiste Gasse, in der Unrat herumlag. Ein Hund, der schnüffelnd die Müllhaufen durchsuchte, warf ihnen einen Blick zu und floh. Sie folgten ihm, in entgegengesetzter Richtung zur Hauptstraße, zu einer Kreuzung, wo die Gasse in eine ruhige, von hohen Mauern gesäumte Seitenstraße mündete. »Hier finden wir kein Versteck!«, fluchte Commios.
»Da entlang!« Nach ein paar Schritten kamen sie in einen weiteren Durchgang, und von dort gelangten sie in die Küche eines anderen Hauses, zwei Häuser von ihrem Nachtquartier entfernt. Commios blieb stehen und hob warnend die Hand. Ein paar Momente warteten sie und versuchten, wieder zu Atem zu kommen, dann schlichen sie weiter. Nichts und niemand war zu hören. Dann wurde ihnen bewusst, was passiert war. Das Geräusch der erhobenen Stimmen von der Straße hatte die Bewohner dieses Hauses zur Tür gelockt, und jetzt schauten sie alle neugierig den Soldaten zu, die mit gezückten Schwertern in das Haus stürmten, aus dem sie gerade geflohen waren.
    »Und wohin jetzt?« Commios sah sich um. »Wohin sollen wir gehen?«
    »Nach oben?« Drusilla deutete auf eine steile Leiter, die von der Küche in eine Art Lagerraum führte. »Da können wir uns verstecken, bis es dunkel ist.«
    So schnell wie möglich kletterten sie hinauf und fanden sich in einem Speicher wieder, in dem überall Kisten und Fässer herumstanden. Lautlos schlichen sie in die hinterste Ecke und ließen sich hinter einigen Säcken voll Mehl nieder.
    Mit einem Aufseufzen lehnte Commios sich an die Wand und schloss die Augen. »Die

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