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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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näherten, sahen sie, dass ein bewaffneter Wachposten alle Wagen durchsuchte, die auf der Straße warteten, um durch das Tor nach Norden, Richtung Londinium, zu fahren. Commios zog sich in den Schatten zurück. Sie hatten sich die Brötchen mit großem Appetit schmecken lassen. »Und was machen wir jetzt?«
    »Wie wohlhabende römische Reisende sehen wir nicht mehr aus«, sagte Drusilla kläglich. Selbst ihren kostbaren Elfenbeinkamm hatte sie in der Herberge zurücklassen müssen.
    Commios grinste. »Die perfekte Verkleidung. Ich schlage vor, wir warten auf einen Wagen, der aussieht, als könnte er uns mitnehmen, und sprechen den Fahrer an. Für den Preis einer Silbermünze nimmt er uns bestimmt ein Stück mit. Solange du kein Wort sagst, Drusilla. Wir werden dir ein bisschen Keltisch beibringen müssen, sonst verrätst du uns noch mit deinem vornehmen römischen Akzent.«
    Drusilla wurde über und über rot, zuckte aber mit den Schultern. »Ich werde mucksmäuschenstill sein.« Dann stockte ihr der Atem. »Ist das nicht Titus?«
    Commios fluchte. »Das kann nicht wahr sein! Wirklich?« Er warf einen Blick zu Eigon, die kreidebleich geworden
war und sich noch tiefer in den Schatten zurückzog. »Doch, das ist er. Er schaut sich jeden, der durchs Tor geht, genau an. Seht nur!«
    Titus saß zu Pferd neben dem Bogen in der Mauer und musterte jede Person, die hindurchging. Leute, die im Wagen saßen, wurden aufgefordert, auszusteigen und neben den Maultieren oder Ochsen, die das Gefährt zogen, herzugehen. Frauen, die Tücher oder Schleier um den Kopf gelegt hatten, wurden gezwungen, ihr Gesicht zu zeigen.
    Commios zog die beiden leise von der Schlange fort, die sich allmählich bildete. »Was ist mit dem Tor am anderen Ende der Stadt?«
    »Offenbar geht er davon aus, dass wir nach Londinium wollen«, sagte Eigon leise. »Aber ich bin sicher, dass er die anderen Tore ebenfalls bewachen lässt.«
    »Wir sollten uns trennen«, sagte Drusilla. »Einzeln erregen wir bestimmt keine Aufmerksamkeit. Und Eigon ist doch die Einzige, die er tatsächlich erkennen würde.«
    »Das stimmt.« Mit einem Nicken schaute Commios zu Eigon. »Wir sollten alle die Straße nehmen, die nach Süden geht, und vor der Stadt treffen wir uns dann wieder.«
    Auf dem Weg zum Südtor machten sie auf dem Markt einige Besorgungen. Für Eigon kauften sie einen Korb und etwas Obst, das sie bei sich tragen sollte, und einen blauroten, mit roten Spiralen bestickten Schleier, der ihr Haar bedeckte. Für Drusilla erstanden sie einen blaugrünen Umhang als Ersatz für den, den sie in der Herberge zurückgelassen hatte, und einen billigen Knochenkamm.
    Commios bekam ein Jagdmesser und einen Lederbeutel, den er sich gleich über die Schulter schlang und mit zwei Laiben Brot und einigen Früchten füllte. »Für unser Mittagessen«, sagte er mit einem aufmunternden Lächeln. »Wenn wir uns draußen vor dem Tor wieder treffen.« Zur Sicherheit
teilten sie das Geld aus Commios’ Börse unter sich auf, dann trennten sich ihre Wege.
    Drusilla ging als Erste. Sie folgte langsam einer Schar kichernder Frauen, die auf dem Weg zur Feldarbeit waren. Die Wachen am Tor würdigten sie keines Blickes. Mit gesenktem Kopf schlüpfte Drusilla mit den Frauen hinaus, und ehe sie sich’s versah, ging sie die Straße entlang und fand sich in einer Staubwolke wieder, die ein vorbeirumpelnder Wagen aufwirbelte.
    Wie vereinbart blieb sie beim ersten Meilenstein stehen und setzte sich zum Warten in den Schatten einer alten Eiche, die in der tiefstehenden Herbstsonne rotgold leuchtete.
    Eigon kam als Nächste. Sie hatte ein Gespräch mit einem Ehepaar angeknüpft, das auf dem Weg zur Küste war; ihr Gepäck beförderten sie auf dem Rücken eines stämmigen Maultiers. Die Frau war sehr gesprächig und hörte nicht einmal zu reden auf, als sie sich dem Wachposten näherten. Mit einer rüden Bemerkung winkte er sie durchs Tor. Als sie den Meilenstein erreichten, verabschiedete Eigon sich von dem Paar und setzte sich zu Drusilla in den Schatten auf dem knisternden Teppich aus trockenem Laub.
    Sie warteten und warteten, aber Commios kam nicht.
    Drusilla beschattete die Augen und versuchte zu erkennen, wer sich als Nächstes auf der Straße näherte. »Wo ist er denn? Er kann sich doch nicht verirrt haben!« Eigon hörte die Angst in der Stimme ihrer Gefährtin.
    Sie lehnte sich an den Baumstamm. »Ich weiß nicht, warum irgendjemand ihn hätte aufhalten sollen. Es gibt nichts, das ihn

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