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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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oder so dachten wir zumindest.« Bedrückt zuckte er mit den Schultern. »Prinzessin Eigon war am Boden zerstört. So viel sie auch betete, sie war untröstlich. Schließlich schickte Petrus sie fort.«
    »Wohin?« Julius sah Silas in die Augen, er wusste bereits jetzt, dass er ihr nicht folgen würde. Wie konnte sie einen Mann lieben, der derart entstellt war?
    »Nach Britannien.«
    »Was?« Julius starrte ihn an.
    »Ich glaube, Petrus wusste, dass das Ende naht, Herr. Wir überredeten ihn zur Flucht, und er verließ Rom zur selben Zeit wie wir, wollte zu Freunden, bei denen er vor dem Kaiser in Sicherheit sein würde, aber wie es heißt«, er beugte sich etwas näher zu Julius und senkte die Stimme, »ist er unterwegs unserem Herrn Jesus begegnet, und Jesus fragte ihn, wohin er gehe, wo er doch selbst nach Rom gehe, um in der Stunde der Not bei seinen Anhängern zu sein. Da wusste Petrus, dass er seine verfolgte Gemeinde nicht im Stich lassen durfte, und hat kehrtgemacht. Er wurde umgehend gefangen genommen.«
    Das Gesicht des jungen Mannes war von Gram und Kummer zerfurcht. »Ihr wisst, dass er tot ist?«

    Julius nickte.
    »Die Herrin Pomponia hat mich gebeten, Euch zu ihr zu bringen. Ihr könnt bei ihr in der Villa wohnen. Die liegt weit von Rom entfernt, dort seid Ihr in Sicherheit.«
    »Danke.« Julius lächelte matt. »Das würde mir gefallen.«
    Die Ärztin hatte andere Vorstellungen. »Es tut mir leid, dazu geht es ihm noch nicht gut genug. Bald. Bald darfst du wiederkommen und ihn abholen«, beschied sie Silas. »Aber solange er noch am Stock geht und Medikamente braucht, kann ich ihn nicht ziehen lassen.«
    Julius lächelte, als er erfuhr, dass Silas ohne ihn zu Pomponia zurückgekehrt war. »Das heißt, Ihr könnt es nicht ertragen, mich gehen zu lassen?«
    Sie nickte. »Ihr seid ein allzu gutes Übungsobjekt für meine Schüler.« Sie betrachtete ihn aus ihren ruhigen, klaren Augen. »Hat er Euch gesagt, wo Eure Eigon jetzt ist?«
    Er nickte. »Weit jenseits meiner Reichweite.«
    »Sie ist nicht tot?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »So schlimm ist es nicht. Sie ist mit Drusilla und einem hübschen Begleiter namens Commios nach Britannien gegangen. Sie braucht mich nicht.« Er tastete nach seinem Stock.
    Sie sah den Schmerz in jeder seiner Bewegungen, nicht nur den körperlichen.
    »Hat sie Euch geliebt, Julius?«
    Er nickte, dabei biss er sich fest auf die Unterlippe. »Und Ihr glaubt, dass sie ihr Herz schon wieder verschenkt hat?«
    »Warum nicht? Sie hält mich für tot. Das bin ich ja praktisch auch. Schaut mich doch an!« Der Barbier gestattete ihm nie, in den Spiegel zu sehen, aber vor kurzem war es ihm doch gelungen, einen in die Hand zu bekommen, er gehörte der hübschen Tochter der Ärztin. Ein Spiegel aus
poliertem Messing. Er hatte sehr lange in seine Tiefen geschaut, und dieser Blick hatte nur bestätigt, was er ohnehin bereits wusste von den Malen, wenn er sich beim Waschen über die Wasserschale beugte oder wenn er mit der Hand über die verhärteten Wülste fuhr, die über seine Wange liefen. Er war entstellt.
    Die Ärztin hatte die Hand auf seine Brust gelegt, jetzt hob sie sie und streichelte sacht über sein Gesicht. »Sie wird den Mann hinter der Narbe sehen, Julius. Außerdem habe ich den Ruf, eine gute Näherin zu sein. Die Narbe wird noch besser verheilen. Folgt Eurer Eigon!« Sie schaute zu ihm auf.
    »Ihr habt gesagt, es geht mir noch nicht gut genug.«
    »Ich habe gelogen.« Sie lächelte. »Ich möchte, dass Ihr mein Haus verlasst, bevor ich mein Herz an Euch verliere.« Das hatte sie zwar schon, aber das würde sie ihm nie sagen. »Nehmt meinen Sohn Drusus mit. Er ist erst fünfzehn, aber er ist kräftig, und als der Älteste gelüstet es ihn nach Abenteuern. Ich überantworte ihn Eurer Obhut und weiß, dass Ihr Euch um ihn sorgen werdet, als sei er Euer eigener Sohn. Er wird sich um Euch kümmern und Euch helfen, die Wunden zu verbinden. Ich borge Euch das Geld, das Ihr für die Reise braucht. Ich bin eine wohlhabende Frau. Das habt Ihr nicht gewusst, nicht wahr?« Es gelang ihr zu lachen. »Für irgendetwas muss ich es ja ausgeben, also warum nicht für ihn? Es reicht für euch beide. Er ist Euer Reisegefährte, und Ihr seid sein Lehrer!« Wieder lachte sie. »Wenn ihr schnell vorankommt, seid ihr in Britannien, bevor das Wetter umschlägt und die Straßen unpassierbar werden. Möge Euer Gott Euch begleiten, Julius.« Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn, nur

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