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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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belasten könnte. Selbst wenn Titus ihn gesehen hätte, er würde nicht wissen, wer er ist.«
    Sie warteten noch eine ganze Weile. »Sollen wir zurückgehen?«, schlug Drusilla schließlich vor. »Vielleicht ist das hier nicht die richtige Stelle?«

    »Natürlich ist es die richtige Stelle. Der erste Meilenstein. Da kann man sich nicht täuschen. Ich habe ihn ja auch gefunden!« Eigon wurde ebenfalls immer nervöser. »Sie haben ihn erwischt.«
    »Das ist unmöglich.« Drusilla schüttelte den Kopf. »Wer sollte ihn erkennen? Ohne uns ist er einfach ein x-beliebiger Mann.«
    Eigon starrte sie an. »Ein x-beliebiger Mann«, wiederholte sie und lächelte leise. »Ein großer, beeindruckender, gut aussehender Mann, der in jeder Menschenmenge auffallen würde. Ich kehre um.«
    Sie gingen Richtung Stadt zurück, doch in Sichtweite des Tors blieben sie stehen. Noch immer herrschte reges Kommen und Gehen, nur von Commios war nichts zu sehen. »Was sollen wir bloß machen?«, fragte Drusilla.
    Eigon zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat ihn irgendetwas zurückgehalten. Wir sollten nichts überstürzen, falls er doch auf dem Weg zu uns ist. Andererseits, wenn er festgenommen wurde, müssen wir etwas unternehmen.«
    »Überall, wo wir waren, sind wir verraten worden«, sagte Drusilla bedrückt. »Jeder, der uns bei sich aufgenommen hat und freundlich zu uns war, hat uns hintergangen, sobald Titus mit seinem Geld auftauchte.«
    »Sie waren uns zu nichts verpflichtet, Drusilla. Sie haben uns ein Dach über den Kopf und ein Abendessen gegeben - mehr haben wir von ihnen nicht verlangt. Wenn er festgenommen wurde, dann müssen wir versuchen, ihm zu helfen.« Eigon schüttelte den Kopf. »Aber wie?«
    »Was würde er tun?«
    »Zurückgehen. Herausfinden, was passiert ist.« Eigon holte tief Luft. »Also gut. In gewisser Hinsicht ist die Gefahr für uns zwei allein nicht so groß. Wir fallen weniger auf. Wir
sind bloß zwei Frauen. Wir tragen einheimische Kleidung, unsere Haut ist dunkel.« Sie lächelte. »Wir haben Körbe.«
    »Und die sollten wir füllen.«
    »Zum Glück haben wir etwas Geld. Vielleicht können wir von einem Hausierer etwas kaufen.« Ihnen war aufgefallen, dass mehrere Händler Reisende ansprachen, und einige von ihnen hatten bereits alle Waren verkauft, noch ehe sie das Tor erreichten. Drusilla erstand einen Stapel wunderschön gewebter Schals, von denen sie, wenn sie angehalten würde, behaupten könnte, sie wolle sie verkaufen. Eigon füllte ihren Korb mit Äpfeln, die eine Bauersfrau auf dem Rücken ihres Maultiers in die Stadt brachte. Gemeinsam näherten sie sich dem Tor und wurden ohne Aufheben durchgewunken. In der Stadt herrschte reges Treiben, die Sonne hatte viele Menschen auf die Straßen gelockt. Eine Weile gingen die beiden Frauen zusammen umher, dann trennten sie sich, um Erkundigungen einzuziehen. Drusilla erfuhr die Nachricht zuerst. Sie sprach einen Stallknecht an, der beim Gasthof gleich neben dem Wärterhäuschen herumstand und wartete, dass das Pferd, dem er gerade einen Eimer Wasser vorgesetzt hatte, ihn austrank. Er fluchte grinsend, als ihm Wasser über die Füße tropfte. Ja, meinte er, er habe gesehen, wie der große Mann mit dem roten Haar befragt wurde; er habe eine Hand gegen den Wachposten erhoben und sei gefasst und zur Festung geschleppt worden. Der Stallknecht schaute zu Drusilla und hob die Augenbrauen. »Ist wohl dein Freund, was?«
    Es gelang ihr, keck zu grinsen. »Wenn er mich gefragt hätte, hätte ich nicht Nein gesagt!« Sie zuckte beredt mit den Achseln und konnte ihr Lateinisch mit einem derart ländlichen Einschlag einfärben, dass der Knecht sie kaum verstand. »Er ist ein Freund meines Bruders, der jetzt auf dem Weg nach Gallien ist. Ich wollte ihn bitten, eine Botschaft
von mir mitzunehmen. Aber wenn er jetzt in der Festung ist, nützt er mir wohl nichts!« Sie zog überzeugend eine Schnute und verlor sich wieder in der Menge.
    Eigon erwartete sie hinter der nächsten Straßenecke. Auch sie hatte Neuigkeiten zu berichten. »Ich bin zu unserer Herberge zurückgegangen«, flüsterte sie. Zu ihren Füßen stand ein großer Wollbeutel. »Schau, unsere Sachen. Ich habe den Jungen bestochen. Er sagte, die Soldaten hätten das Haus durchsucht, aber unsere Sachen hätten sie nicht angerührt, weil die Wirtin sie schon geklaut und in ihr Schlafzimmer gestellt hatte, sie wollte sie wohl verkaufen. Er sagte, sie ist eine geizige Betrügerin. Ich habe ihm etwas Geld

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