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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Feldweg parkte ein Wagen. Sie sah das matte Glitzern der Motorhaube jenseits der Steinmauer. Die Farbe konnte sie zwar nicht ausmachen, aber sie wusste trotzdem, wer gekommen war. Sie schloss das Fenster, schlüpfte rasch in ihre Kleider und stellte sich lauschend an die Schlafzimmertür. Sie hatte am Abend zuvor alle Türen und Fenster im Erdgeschoss geschlossen und verriegelt, sie hatte eigens noch einmal im ganzen Haus nachgesehen, bevor sie nach oben gegangen war. Er konnte nicht ins Haus. Er sei denn, er schlug ein Fenster ein.
    Fast im selben Moment hörte sie von unten Glas klirren. Panisch schob sie den Riegel vor die Tür, lief zum Telefon, das neben dem Bett stand, und hob den Hörer ab. Erst nachdem sie die Notrufnummer gewählt hatte und atemlos darauf wartete, dass sich jemand meldete, merkte sie, dass die Leitung immer noch tot war.
    Oh, bitte, lieber Gott, nein. Sie schüttelte das Telefon und versuchte es noch einmal. Nichts.

    »Jess?«
    Daniel stand direkt vor ihrer Tür. Sie sah, wie der Schnappriegel sich hob, hörte die Scharniere quietschen, als er die Tür zu öffnen versuchte.
    »Komm schon, Jess. Mach auf. Ich tu dir nichts, wirklich nicht. Aber wir sollten uns mal unterhalten, findest du nicht?«
    »Daniel, was zum Teufel suchst du hier? Du darfst nicht einfach so einbrechen! Hau ab. Auf der Stelle. Ich habe schon bei der Polizei angerufen.« Ihre Stimme klang erstaunlich fest. »Sei vernünftig. Du machst alles nur noch schlimmer, als es schon ist.«
    Einen Moment herrschte Stille. Sie glaubte, ein leises Lachen zu hören. »Nein, Jess, du hast nicht bei der Polizei angerufen. Das Telefon ist tot, ich hab’s versucht. Und deine Tasche mit dem Handy habe ich auch bei mir.«
    Panisch drehte sie sich um und sah sich suchend im Raum um. Sie hatte ihr Mobiltelefon zum Aufladen unten gelassen. Beim Gedanken, dass er es gefunden und ihre Tasche durchwühlt hatte, dass er morgens um fünf durchs Haus geschlichen war, wurde ihr regelrecht übel.
    Auf Zehenspitzen ging sie zum Fenster und schaute hinaus. Vielleicht konnte sie ja hinunterklettern? Aber das bezweifelte sie. Außerdem würde er sie hören.
    »Daniel, geh. Bitte. Ich komme nicht raus, also wenn du nicht die ganze Woche Zeit hast, kannst du gleich wieder gehen. Fahr nach Hause, und wir unterhalten uns am Telefon.«
    »Jetzt sei nicht so, Jess. Du musst schon verstehen, ich kann nicht einfach zulassen, dass du alles aufs Spiel setzt, was mir wichtig ist. Du musst mir ein paar Sachen versprechen.«
    »Ich verspreche dir gar nichts, Daniel. Geh.«

    Kurz herrschte Stille, dann sagte er: »Mach die Tür auf, und wir unterhalten uns darüber.«
    »Du weißt, dass ich das nicht tun werde.«
    »Du traust mir also nicht, aber ich soll dir trauen?«
    »Ich habe keinen Grund, dir zu trauen, das sollte dir klar sein.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich habe dich nie angelogen, Daniel.«
    »Doch, das hast du schon. Gerade hast du gesagt, du hättest bei der Polizei angerufen. Das war gelogen.« Seine Stimme war seidenweich.
    Jess schloss die Augen. »Ich mag vielleicht nicht bei der Polizei angerufen haben, aber ich habe jemandem erzählt, was passiert ist«, antwortete sie trotzig. »Und ich habe ihm auch gesagt, dass du derjenige warst. Wenn mir etwas zustößt, geht er zur Polizei, und dann kommt die Wahrheit sowieso heraus.«
    »Jess, das war ein Fehler. Wir hätten darüber reden können. Ich hätte dir alles erklären können.« Er machte eine lange Pause. »Hat er dir geglaubt, dieser Mann?«
    »Natürlich!«
    »Seltsam. Er wird der Einzige sein, wenn erst mal die Tatsachen bekannt sind.« Daniel lachte, dann herrschte wieder längere Zeit Stille. »Wirklich, Jess, das ist alles ziemlich überflüssig. Wir können doch darüber reden.« Er zögerte. »Es braucht ja keine große Auseinandersetzung zu sein. Wenn ich dein Verhalten wirklich fehlgedeutet haben sollte, dann entschuldige ich mich. Ich dachte, du wolltest es genauso wie ich. Das hast du auch. Wie kannst du da das Gegenteil behaupten? Außerdem kannst du dich an nichts erinnern. Also bleibt dir gar nichts anderes übrig, als mir zu glauben.« Sie hörte, wie er auf dem Treppenabsatz auf und ab ging, dann stand er wieder vor ihrer Tür. »Niemand braucht davon zu erfahren. Komm schon, mach die Tür auf.
Wir müssen reden. Du bist depressiv, Jess. Wenn man Depressionen hat, bauscht man alles auf. Deswegen hast du dich in letzter Zeit auch so komisch verhalten, das wird dein Freund

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