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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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triumphierend, als Steph ihr von der Nachricht erzählte. »Hab ich’s dir doch gesagt. Und sie ist wieder mit William zusammen? Das ist doch großartig.«
     
    Auf ihrem behelfsmäßigen Bett in der Scheune fuhr Jess im Schlaf zusammen. Hinter den geschlossenen Lidern wanderten ihre Augen unruhig hin und her. Sie ließen die verirrten, verängstigten Kinder zurück. Das durften sie nicht. Sie mussten die Suche fortsetzen.
    Doch die Entscheidung war gefallen, es gab keinen Aufschub mehr. Für Cerys und ihre Tochter wurde ein Wagen mit einer fünfzig Mann starken Eskorte bereitgestellt. Die meisten Gefangenen aus der Schlacht waren bereits nach Osten in Marsch gesetzt worden, die restlichen folgten ihnen jetzt, in Ketten, niedergeschlagen, verwundet, einige halbtot vor Krankheit und Hunger. Scapula beobachtete, wie die Frau und das Kind aus dem Zelt zum Wagen geleitet wurden. Cerys schritt würdevoll aus. Nur die Hände, die sie in den Falten der römischen Tunika und des Umhangs zu Fäusten geballt hatte, verrieten ihre Anspannung. Als sie
am General vorbeikam, blieb sie stehen. »Versprecht mir, dass Ihr weiter nach meinen Kindern sucht.« Ihre Stimme zitterte ein wenig, doch sie sah ihm fest in die Augen.
    Er nickte. »Wir werden die Suche fortsetzen.« Beide wussten, dass er im Land blieb, um seinen Sieg zu festigen und weiter in die Berge vorzumarschieren. Für die Suche nach den Kindern blieb da keine Zeit.
    »Danke.« Mehr sagte sie nicht. Dann drehte sie sich zum Wagen, gestattete einem Soldaten, ihren Arm zu nehmen und ihr die Treppe hinaufzuhelfen. Eigon folgte ihr mit blassem, tränenüberströmtem Gesicht. »Mama, was ist mit Togo und Glads?« Sie hielt sich am Rock ihrer Mutter fest.
    »Die Soldaten suchen weiter nach ihnen, mein Kind.« Cerys setzte sich auf die Bank, die im Schutz des Lederverdecks an der Seite des Wagens entlang verlief, und legte ihrer Tochter einen Arm um die Schulter. »Wir müssen zur Göttin beten, dass sie sie beschützt.« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern, sie konnte selbst die Tränen nur mit Mühe unterdrücken. Als sich der Wagen schlingernd in Bewegung setzte, blickten sie beide durch die doppelte Reihe marschierender Soldaten, die ihnen folgte, zu den goldenen Konturen der Berge zurück, zur breiten Flussebene, den geordneten Reihen römischer Zelte, die hinter den Befestigungsanlagen allmählich kleiner wurden. Sie folgten dem mäandernden Verlauf des breiten Flusses zum Legionslager Viroconium, von wo aus sie zu ihrer Reise nach Osten, nach Camulodunum, aufbrechen würden.
    In Viroconium wurden sie im Haus der Gemahlin eines führenden Offiziers untergebracht. Die Frau war freundlich und begegnete ihnen mit Ehrfurcht, das üppige Essen wurde ihnen am Familientisch serviert, doch weder Cerys noch ihre Tochter konnten viel zu sich nehmen. Sie waren beide zu sehr in ihrer Trauer gefangen. Und so war es bei jeder
Station. Am Ende eines jeden Tages hielt die Kolonne bei einer der Festungen, die in der Entfernung eines Tagesritts an den Straßen errichtet worden waren, und in jeder bekamen sie ein Bett und etwas Warmes zu essen. Mehrmals gab der Wachposten Cerys Bitten nach und gestattete ihnen zu reiten. Sie und Eigon freuten sich, der Enge des Wagens zu entkommen, und der ganze Trupp kam schneller voran. Selbst umgeben von Wachposten und mit einer Trense, die vom Zaumzeug ihres Pferdes zur Hand eines berittenen Soldaten führte, fühlte Cerys sich besser. Zuerst hob sich ihre Laune ein wenig durch die Bewegung, doch je weiter sie sich vom Land der Silurer und ihrer Nachbarn im Norden, der Ordovicer, entfernten, desto weniger sprach sie mit Eigon. Es brach ihr das Herz, wenn sie an ihre zwei verlorenen Kinder dachte. Eigon bedrückte das Schweigen ihrer Mutter. Sie hüllte sich noch fester in ihren Umhang, und ihr Schuldgefühl und ihre Einsamkeit wuchsen mit jedem Schritt, den ihr zotteliges Pony machte.
    Die Landschaft veränderte sich. Sie ließen die Berge von Wales weit im Westen hinter sich und folgten einer Straße, die mit jedem Tag durch flacheres Gelände führte. Schließlich waren auch die sanften Hügel verschwunden, und sie mühten sich über eine Ebene voran, durch endlose Wälder, durch Buschwerk und Sträucher und Gegenden, in denen Wälder gerodet worden waren, vorbei an kleinen, der Wildnis abgerungenen Ackerflächen und größeren Feldern, durch Dörfer, in denen die Einwohner sich beim Anblick der Römer ängstlich zusammendrängten und wütend die

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