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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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erwachsene Frau, eine selbstbewusste vollbusige Sopranistin! Für mich ist sie ein kleines Mädchen, einsam, verlassen und unglücklich.«
    »Der erste Widerspruch!« Kim schob ihren Teller beiseite und stand auf. »Gut, ihr zwei, ich muss los. Ich habe einen Termin beim Friseur. Ihr habt euch doch bestimmt viel zu erzählen. Wir sehen uns später. Ciao , Mädels!«
    »Also«, sagte Steph, als sie Kim nachschauten, die unter den Sonnenschirmen durchtauchte und die Straße entlang verschwand. »Was ist mit der anderen Schwester passiert?«
    Jess schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Steph hob die Augenbrauen. »Nein, Jess, das klingt ja alles ganz spannend, aber die Geschichte nehme ich dir nicht ab. Du bist keine Historikerin. Die Wahrheit, bitte.«

    Jess warf einen Blick zu Steph, deren Augen zum Schutz vor der grellen Sonne hinter einer dunklen Brille verborgen waren. Dann schaute sie auf den Tisch und zuckte mit den Schultern. »Das ist die Wahrheit. Aber was ist das mit den Karten, die ihr für mich gelegt habt?« Entschlossen wechselte sie das Thema.
    Jetzt zuckte Steph mit den Schultern. »Ein blödes Spiel. Eine Freundin von Kim macht das bei Festen quasi als Gesellschaftsspiel. Sie liest die Tarotkarten. Sie sagte, du wärst in Gefahr.« Heimlich beobachtete sie ihre Schwester. »Sie hat gemeint, ein Mann würde dir nach dem Leben trachten.«
    Jess starrte sie unverwandt an.
    »Ich habe natürlich gesagt, dass das Unsinn ist, aber Sorgen habe ich mir trotzdem gemacht. Das ist doch klar. Deswegen habe ich ja versucht, dich zu erreichen.«
    Jess steckte die CD in ihre Tasche zurück und holte ihren Geldbeutel hervor. »Können wir ein bisschen spazieren gehen?« Trotz der Hitze fröstelte sie ein wenig. »Lass mich kurz bezahlen, dann würde ich gern ein Stück zu Fuß gehen.« Nachdenklich zog sie mehrere Scheine aus dem Geldbeutel. »Warum sollte mich denn jemand umbringen wollen? Hat sie das gesagt?« Sie gab dem Kellner ein Zeichen.
    »Nein.« Steph zögerte. »Sie hat auch etwas von Liebe gesagt.«
    Jess lächelte geistesabwesend. »Das gehört sich doch so beim Kartenlegen.«
    »Da hast du auch wieder Recht. Aber es stimmt doch, dass ihr wieder zusammen seid, oder? Du und William?«
    »Wie kommst du auf die Idee?«
    Steph schaute auf, als der junge Kellner an den Tisch trat. »Il conto, per favore.« Ihre Miene war besorgt. »Weißt du, er liebt dich immer noch.« Sie wandte sich zu Jess.

    »Jetzt nicht mehr.«
    »Wieso sagst du das?«
    »Weil ich scheußlich zu ihm war. Weil ich ihn wegen etwas verdächtigt habe.« Sie machte eine kurze Pause. »Es ist doch egal, warum, Steph. Glaub mir einfach.«
    »Magst du ihn noch, Jess? Wenigstens ein bisschen?«
    Sie legten etwas Trinkgeld auf den Tisch und erhoben sich. Der Kellner, der in der Nähe herumstand, steckte es mit einem Zwinkern in die Tasche seiner langen schwarzen Schürze, während die beiden langsam Richtung Corso Vittorio Emanuele gingen. Steph sah ihre Schwester von der Seite an. »Du hast mir nicht geantwortet«, hakte sie nach. »Magst du ihn noch?«
    Jess zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass wir je wieder zusammenkommen, wenn du das meinst. Es ist in der Zwischenzeit einfach zu viel passiert.«
    Steph schlang sich ihre Tasche über die Schulter. Die Sonne reflektierte gleißend vom Pflaster, in der Luft über der Kreuzung vor ihnen hingen Abgaswolken, sie konnten sich über den Verkehrslärm kaum verständlich machen. Automatisch überquerten sie die Straße, um in den Schatten zu kommen, und bogen in eine schmale Gasse ab, die zur Piazza Navona führte.
    »Aber du hättest nichts dagegen, ihn nochmal zu sehen?«, fuhr Steph unbeirrt fort.
    »Wahrscheinlich nicht.« Jess zögerte. »Obwohl ich bezweifle, dass er mich sehen will.« Sie nahm die Sonnenbrille ab und kniff die Augen zusammen. »Wieso fragst du mich das so genau, Steph?«
    »Weil er demnächst hier sein wird. Es tut mir leid. Ich hätte vorher mit dir reden sollen. Das war blöd von mir. Aber als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, hat er
mir gesagt, wie sehr er dich noch liebt. Na ja, so ungefähr. Und ich dachte … Na ja, er war bei dir in Ty Bran, und als du anriefst und sagtest, du würdest kommen, habe ich’s ihm erzählt.« Steph seufzte bedrückt. »Ich hätte es dir gleich gestern Nacht sagen sollen. Es war auch Kims Idee. Sie hat so viel Platz in der Wohnung, und wir dachten, wir könnten uns ein paar schöne Tage machen,

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