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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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und weil Carmella in Bezug auf dich etwas von Liebe sagte …«
    »Carmella!« Zornig drehte Jess sich zu ihr. »Wer ist denn diese Frau, die offenbar einen so großen Einfluss auf euch hat? Sie kennt mich doch gar nicht! Ich will nicht, dass William herkommt! Ich bin hier, weil ich ein bisschen Ruhe und Frieden brauche!«
    »Es tut mir wirklich leid.«
    Jess atmete heftig aus. »Also gut, davon geht die Welt nicht unter. Aber ich bin nicht wieder mit ihm zusammen, und ich will auch nicht wieder mit ihm zusammen sein. Wie du ihm das klarmachst, ist deine Sache, Steph, aber du musst dafür sorgen, dass er das weiß, bevor er hier auftaucht! Ich will keine peinliche Situation erleben, weil er glaubt, ich falle vor ihm auf die Knie, sowie er zur Tür reinkommt. Oder in sein Bett. Oder dass er sein Gepäck zu mir ins Zimmer stellt!« Wütend setzte sie die Brille wieder auf. »Ich bin hier, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Ich werde sowieso die meiste Zeit unterwegs sein.«
    »Entschuldige.« Steph schüttelte wieder den Kopf. »Es tut mir wirklich leid.« Einen Moment herrschte Stille. Sie waren auf der Piazza angekommen und wie von selbst stehen geblieben. In der Luft lag der Geruch der vielen Restaurants, die den Platz säumten, darüber breitete sich das Plätschern des Wassers von den drei großen Brunnen.
    »Wann kommt er denn?«, fragte Jess nach einer Weile.
    »Heute.«

    »Heute?«
    Steph nickte. »Sonst könnte ich ihn ja anrufen und sagen, dass er in London bleiben soll. Er hat sofort zugesagt. Er meinte, ihr hättet euch gestritten, und es täte ihm leid, und er wollte sich gern mit dir versöhnen. Entschuldige.«
    »Hör auf, dich ständig zu entschuldigen!« Plötzlich war Jess dem Weinen nahe. Alle Schwierigkeiten kehrten zurück. Der wunderbare Moment der Ruhe und des Glücks, den sie nach dem Aufwachen im Bett empfunden hatte, war vorbei. Das Gefühl, hintergangen worden zu sein, schlug allerdings rasch in Wut um. »Wie gesagt, ich werde die meiste Zeit unterwegs sein.«
    »Wie willst du deine Recherchen denn anstellen, Jess?«, fragte Steph leise. »Du sprichst doch kaum Italienisch.«
    Jess funkelte sie an. »Das schaffe ich schon. Es gibt viele Websites. Außerdem brauche ich kein Italienisch, um mir Ruinen anzugucken.«
     
    William kam gegen sechs Uhr abends. Er ließ seine Tasche im Flur auf den Boden fallen und gab Kim und Steph zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich zu Jess und lächelte.
    »Wie geht’s dir?«, fragte er vorsichtig.
    »Besser als beim letzten Mal, als wir uns sahen. Es tut mir leid, wenn ich grob zu dir war.«
    »Warum geht ihr beide nicht in den salotto ?« Kim wusste von Steph, dass Jess alles andere als erfreut war über die Ankunft des neuen Gasts. Sie führte die beiden in den großen, kühlen Empfangsraum. »Sprecht euch aus, dann kommt auf einen Drink zu uns in die Küche.«
    William schloss die Tür hinter Kim, lehnte sich dagegen und schaute zu Jess. Ohne ein Lächeln wartete er ab, dass sie das Wort ergriff.

    »Es tut mir leid. Ich weiß, ich war gemein zu dir.« Jess machte eine unbeholfene Geste. »Ich kann gut verstehen, wenn du kein Wort mehr mit mir reden willst. Das war Steph und Kim nicht klar. Es hat einen Grund gegeben, weshalb ich so scheußlich zu dir war.« Sie bemerkte, dass er skeptisch die Stirn runzelte, und fuhr fort: »Darf ich erklären?«
    »Das solltest du wohl.« Jess wurde bewusst, dass seine Miene sehr ernst war und er bislang keinen Schritt auf sie zugemacht hatte.
    »Als du mich in Wales besuchen kamst, dachte ich, du hättest …« Sie wusste nicht, wie sie weiterreden sollte, und brach ab.
    »Als ich in Wales war, hast du mir lauter verrückte Sachen an den Kopf geworfen, Jess. Du hast mich behandelt wie einen Serienmörder!«, beendete er den Satz für sie.
    Traurig schüttelte sie den Kopf und fuhr dann zögernd fort: »Fast. Du weißt ja, ich dachte …« Wieder stockte sie. »Ich dachte, du hättest etwas gemacht. Du wärst in meine Wohnung eingebrochen.« Sie zwang sich, seinem Blick nicht auszuweichen. »Ich weiß, ich habe mich getäuscht. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich möchte es wiedergutmachen.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so.« Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Und hast du herausgefunden, wer bei dir eingebrochen ist?« Er sah sie nach wie vor unverwandt an.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Haben sie etwas mitgenommen?«
    Nur meine Selbstachtung. Meinen Seelenfrieden. Vielleicht einen

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