Die Tochter des Leuchtturmmeisters
drei bei ihr vorbeischaut.«
»Kann ich machen, wer weiß, vielleicht hat es ja was mit Arvid Stiernkvist zu tun«, sagte Karin.
»Das bezweifle ich aber sehr«, meinte Folke.
»Kein gutes Wochenende gehabt, Folke?«, fragte Rob aus reiner Gemeinheit. Keinem war entgangen, dass der Kollege nicht gut drauf war.
Folke starrte böse zurück. Karin fragte sich, was es wohl gewesen sein konnte, das ihm dermaßen die Stimmung verdorben hatte.
Vielleicht fühlte er sich wieder ausgegrenzt, jetzt wo Rob zurück war, aber er hatte ja schon miese Laune gehabt, als Karin gekommen war. Sie nutzte die Gelegenheit, Folke und Carsten zu erzählen, dass sie ins Boot gezogen war und selbiges im Augenblick gut festgebunden in Marstrand lag. Karin sah, dass Folke überlegte, wie lange sie dort wohl schon gewohnt hatte. Schluss mit den Samthandschuhen, dachte sie. Wenn er etwas wissen will, soll er fragen.
Karin berichtete von den Ereignissen des Wochenendes und ließ Rob erzählen, was sie in Schloss Läckö von Pastor Simon Nevelius erfahren hatten. Carsten seufzte und drehte eine Runde um seinen Schreibtisch, als er vom Ausflug der beiden Kollegen hörte, blieb aber erstaunt stehen, als Rob sagte, dass nie eine Trauung Arvids und Siris stattgefunden hatte.
»Nicht verheiratet?«, fragte er.
»Genau!«, bestätigte Karin.
»Aber warum lügt man bei so was?«, fuhr Carsten fort.
»Gute Frage. Uns wundert das auch. Vermutlich profitiert dieser Jemand davon. Dem Pastor zufolge war Arvid bereits tot, als er den Trauschein ausstellte.«
»Woher wusste Siri, dass Arvid tot war?«, fragte Folke.
»Wir wissen nicht, ob sie es wusste, aber ich denke schon. Da kann man sich natürlich fragen, wieso sie so sicher sein konnte, dass er wirklich nicht mehr lebte? Zumal die Leiche erst vierzig Jahre später gefunden wurde …«
»Sollte die Frau am Tod ihres Mannes beteiligt sein?«, fragte Carsten.
»Sie ist ja nicht seine Frau, was die Sache noch interessanter macht. Gesetzt den Fall, sie wollte es aus irgendeinem Grund unbedingt werden. Beispielsweise war er ziemlich vermögend.«
»Also Arvid ist bereits tot, als der Pastor die Namen der beiden ins Trauungsbuch einträgt, und Siri und er wissen davon. Wirklich reizend«, sagte Carsten.
Karin erzählte nun von dem abendlichen Besucher an ihrem Boot einschließlich des Telefongesprächs mit Mirko in Polen.
»Haben die beiden lange telefoniert?«, fragte Carsten. Er lehnte mit verschränkten Armen an seinem Schreibtisch.
»Ein paar Minuten«, sagte Karin.
»Natürlich auf Polnisch. Wäre interessant zu erfahren, was sie gesagt haben«, meldete sich Folke.
Er konnte also zugeben, dass er trotz allem ein bisschen neugierig war, dachte Karin zufrieden.
»Ja, sicher wäre das interessant«, bestätigte sie und klickte sich durch das Menü ihres Telefons. Die auf Polnisch geführte Diskussion zweier Männerstimmen ertönte aus dem kleinen Lautsprecher, als Karin das Gerät auf Carstens grüne Schreibtischunterlage legte.
»Ich hab es aufgenommen«, sagte sie zu den erstaunten Kollegen. »Aber leider kann ich kein Polnisch.«
»Mensch, bist du gut!«, sagte Rob.
»Du weißt, dass man ohne Wissen und Zustimmung der Personen kein Gespräch aufnehmen darf«, warf Folke ein und leerte seinen Kaffee.
»Ach, davon hatte ich wirklich keine Ahnung«, spottete Rob. »Wir müssen die Aufnahme löschen, das ist die einzige Lösung.«
Folke schnaubte verächtlich.
»Wie ich ja wohl schon erwähnt habe, müssen wir Arvid Stiernkvist fallenlassen, auch wenn es da noch eine ganze Menge Ungereimtheiten gibt. Wir haben uns jetzt auf diesen anderen Typen zu konzentrieren«, warf Carsten ein.
»Karin und Rob, ihr fahrt raus und redet mit Yngve Jansson in Marstrand. Wo stand das gleich … ja, also Yngve …« Carsten setzte seine Lesebrille auf und konsultierte den Bericht in seiner Hand. »… Yngve Jansson hat die Leiche gefunden … wollen mal sehen … Sonntagabend hat er eine Probetour mit seinem Boot gemacht und dabei … ja, ihr könntes selber lesen. Ich glaube, er war Fischer.« Carsten reichte Karin die Papiere.
»
War
er Fischer oder
ist
er es? War er früher Fischer, und ist er jetzt in Rente?«, fragte Folke.
»Folke, die Vermisstenliste müsste durchgegangen und geprüft werden, ob wir hinsichtlich der gefundenen Leiche einen Treffer landen können«, erwiderte Carsten, ohne auf seine Frage einzugehen.
Folke trottete davon. Rob und Karin wollten das Zimmer gerade verlassen, als
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