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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Klippen zu, wo droht Gefahr.
    Den Klang meiner Warnung, kehr um!
    Kämpfe und wache und bete!
    Genau derselbe Text! Es ging also um Pater Noster. Ein Stück weiter unten berichteten die Autoren von der besonderen Gesteinsart auf der Insel. Es war Breccia, in der eigenen Sprache hieß sie Breccie. Sie suchte im Adressbuch des Mobiltelefons Pers Nummer. Es war spät, und sie löschte das Licht in der Bibliothek. Wenn der Flieger nach London pünktlich gewesen war, müsste ihr Mann jetzt in der Wohnung in Mayfair sein, aber dort war er nicht zu erreichen. Vielleicht hatte er im Flugzeug einen Bekannten getroffen.Anita wählte die Mobilnummer, aber auch damit hatte sie keinen Erfolg.
    Sie holte sich ein Glas Drambuie, tat etwas gecrushtes Eis hinein und setzte sich in den englischen Sessel, der in der dunklen, einzig durch das Spotlight des Schiffsmodells erleuchteten Bibliothek stand. Irgendetwas auf dem Schiff reflektierte die Lampe und warf einen Lichtfleck an die dunkle Wandtäfelung. Anita ließ das goldene Getränk im Glas rotieren, so dass die Eisstückchen aneinanderstießen wie Puzzleteile in einer Schachtel.
    Sie nahm noch ein Schlückchen. Dann schaute sie auf das Schiff, die Windrose am Boden und den Lichtreflex an der Wand. Die Seite 113 nervte sie noch immer, vor allem weil ausgerechnet diese Seite im Logbuch der MS Stornoway fehlte. Mehrmals am Tag ertappte sie sich beim Grübeln, was wohl dahinterstecken konnte. Vielleicht aber war es ja so, wie Johan gesagt hatte. Dass es um keine Buchseite ging. Sie stellte das Glas auf das Beistelltischchen neben sich und stand auf. Vielleicht gab es einen Grund dafür, dass Karl-Axel damals, als sie die Bibliothek einrichteten, bei der Route und der Anbringung des Schiffsmodells so penibel gewesen war. Anita stellte sich neben das Modell und versuchte den Winkel vom Bug des Schiffes zu dem Reflex auf der dunklen Täfelung zu schätzen. Es waren mehr als 90 Grad, die Frage war nur, ob es 113 sein konnten.
    Mit Hilfe eines Küchenstuhls erreichte sie die Holzfläche, die der Reflex markierte. Als sie die Hand gegen die Täfelung drückte, war ein Klicken zu hören. Eine Feder ließ das, was sich als Klappe herausstellte, aufspringen, und auf deren Innenseite stand eine Position in Länge und Breite angegeben.
     
    57° 54,4’ N
    11° 29,5’ E
     
    Per öffnete die Augen. Alles drehte sich, und ihm war, als bewegte sich die Erde unter ihm. Seine Hände waren gefesselt und sein Mund war mit Klebeband verschlossen. Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Auf der Fähre hatte er drinnen gesessen und sich sogar unterhalten, mit jener kleinen Frau, die in der Slottsgatan wohnte. Er hatte gehustet, und sie war so nett gewesen, ihm einen Honigbonbon anzubieten, eine ungarische Spezialität, wie sie gesagt hatte. Danach war er von der Fähre zum Parkplatz von Koön gegangen, wo sie eine Stellfläche mieteten, er hatte das Auto aufgeschlossen, um sein Gepäck in den Kofferraum zu legen.
    Von da an erinnerte er sich an nichts mehr, alles war schwarz geworden, und das war es noch immer. Das einzige Licht, das er wahrnahm, drang unter einer Tür hervor und durch ein Schlüsselloch zu ihm herein. Er schien in einer Art Kammer zu liegen. Jedenfalls befand er sich in einem Haus. Von draußen hörte er Stimmen, aber es war ihm unmöglich zu verstehen, was sie sagten.
     
    In der Nacht hatte Eiseskälte geherrscht, und das Thermometer auf der
Andante
gab Auskunft, dass es bis zu neun Grad minus gewesen waren. Der Frühling hatte einen herben Rückschlag erlitten. Karin war dankbar über die Sprayhood, den kleinen Zeltschutz über dem Eingang des Boots. Die sorgte dafür, dass beim Öffnen der Luke kein Schnee auf sie fiel. Kälte schlug ihr entgegen und brachte sie zum Husten.
    Es war, als hätte jemand ganz Marstrand mit einer großzügigen Schicht Puderzucker bestreut. Die Bohusläner Felsen im Wintergewand wirkten betörend schön. In allen Mulden und Spalten lag eine feine Schneedecke, doch dort, wo der Wind Zugriff hatte, war der graue Felsgrund freigefegt. Der Himmel war hellblau, und die weiße Schicht verbarg alle Schäden und allen Schmutz. Die Farben erschienen klarer.Es war, als seien alle Konturen schärfer geworden. Die Schneekristalle reflektierten die Sonnenstrahlen, und es glitzerte vom Anleger, den Karin im Verdacht hatte, verräterisch glatt zu sein. Sie befürchtete, dass ihr schwimmendes Zuhause bei ihrer Rückkehr total ausgekühlt sein würde. Der

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