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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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kleinen Pfad entlang der Wasserlinie der Blekebukten zu nehmen, der dann nach Süden dem weichen Bogen der Bucht Muskeviken folgte. Die Kälte hatte nicht nur die Rad- und Fußspuren auf dem sonst so schlammigen Weg steinhart werden lassen, sie hatte auch alle Gerüche fortgenommen. Es roch einfach nach nichts, die Natur war tiefgefroren und eiskalt.
    Sara hatte den Kragen ihrer Jacke hochgeschlagen, einerseits gegen die Kälte, aber auch, weil sie mit niemandem reden wollte. Sie schaute auf die Schwimmanleger hinaus, wo sich im Sommer die Boote drängten. Um diese Jahreszeit aber befanden sich nur wenige Schiffe hier, und ganz draußen, vor dem Hintergrund von Marstrandsön, lag Karins Stahlboot. Es sah beeindruckend aus, fand Sara. Seit sie nach Marstrand gezogen waren, hatten Tomas und sie vergeblich versucht, einen Liegeplatz für ihren Kahn zu bekommen. Aber jetzt gab es Pläne, die Anzahl der Plätze in der Blekebukten zu erhöhen. Hoffentlich konnten sie ihr Boot im nächsten Frühjahr zu Wasser lassen.
    Sara blickte sich vergeblich nach einem Fluchtweg um, als Siri und Brigitte, die in ihren Pelzen steckten, vor ihr, unsicher die Füße setzend, auftauchten, Brigitte mit Zughilfe ihres Hundes Lady. Wenn man in Marstrand etwas verbreitenwollte, war es das Sicherste, es Brigitte zu erzählen, der größten Klatschtante des Ortes, die zugleich eine Hypochonderin schlimmster Sorte war. Das Medizinische Zentrum von Marstrand war montags und donnerstags geöffnet, und Sara konnte sich nicht erinnern, jemals dort gewesen zu sein, ohne Brigitte anzutreffen.
    Die Schwiegermutter sagte kurz hallo, ohne Sara zu umarmen, und schaute missbilligend auf ihre Mütze.
    »Tag, Sara, wie geht’s?«, fragte Brigitte. Sara erwog die Alternativen. Sollte sie erzählen, wie es ihr tatsächlich ging, oder so tun, als sei nichts? Sie entschied sich für Letzteres.
    »Danke, es geht vorwärts. Wie steht’s bei dir?«
    »Ja, ich bin schon wieder erkältet und frage mich, ob nicht sogar die Lunge angegriffen ist. Dieser Husten will einfach nicht aufhören.« Brigitte hüstelte. »Am schlimmsten aber ist die Gefühllosigkeit in den Beinen.«
    »Oh, das klingt nicht gut. Hoffentlich geht es dir bald besser«, sagte Sara.
    »Bist du immer noch krankgeschrieben?«, erkundigte sich Brigitte.
    »Ja, leider«, erwiderte Sara ausweichend und versuchte sich nicht als Parasit zu fühlen. Andererseits waren es gerade ihr Kampfgeist und ihr Zähnezusammenbeißen gewesen, die sie an den Punkt gebracht hatten, an dem sie jetzt war.
    »Himmel, wie schön«, sagte Brigitte.«Könnte man doch auch mal, Tag für Tag zu Hause bleiben.«
    »Sag mal, Sara, was habt ihr da eigentlich am Wohnzimmerfenster?«, fragte Siri.
    »Ja, ist das nicht herrlich?«, erwiderte Sara rasch und übertrieben euphorisch. Sie war sich nur allzu bewusst, dass Siri es ganz anders meinte.
    »Du solltest vielleicht eine andere Aufhängung wählen. Ich habe ja mit solchen Dingen gearbeitet und kenne mich da aus. Und zu Weihnachten hattet ihr nicht mal einen Kranz an der Tür. Ich finde, das wirkt sehr unpersönlich.«
    »Wenn es für euch so wichtig ist, dass wir einen Kranz an der Tür haben, könnt ihr ja gern einen kaufen und ihn aufhängen«, sagte Sara und biss die Zähne zusammen. Es war wichtig, bei ihrem Vorgehen Vorsicht zu wahren. Die Schwiegermutter war wie ein Stier, und Sara hatte ihr gerade das rote Tuch gezeigt, zwar nur kurz, aber trotzdem.
    »Ja, Sara, hier hast du jemanden, der in Geschmacksfragen wirklich Bescheid weiß, du kannst bestimmt eine Menge guter Tipps bekommen«, mischte sich Brigitte ein. »Es muss phantastisch sein, wenn die Großeltern so in der Nähe sind.«
    Brigittes schwarzer Labrador zog ungeduldig an der Leine.
    »Warte, meine Kleine, Mama unterhält sich gerade. Platz.« Der Hund sah sie vorwurfsvoll an, ohne auch nur im Traum daran zu denken, sich auf den saukalten Boden zu setzen.
    »Platz, hab ich gesagt!«, fauchte Brigitte. Der schwarze Hund beschnupperte eine gelbe Spur im Schnee und kümmerte sich nicht im Geringsten um die Anweisung.
    »Übrigens habe ich Diane gestern in Göteborg getroffen. Sie hatte die Kinder nicht dabei, gehen die jetzt alle in die Kita?«, fragte Brigitte.
    »Normalerweise ja, gestern aber war ich in der Stadt und habe mich um sie gekümmert«, sagte Siri.
    »Diane war zum Mittagessen mit Viveka Warner verabredet, ihr wisst, die Tochter von Georg Warner. Die beiden sind richtig gute Freundinnen, und Vivi ruft

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