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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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ist es. Wir sind jetzt mit der technischen Untersuchung durch. Alle Sachen sind von bester Qualität mit Ausnahme des Schals, der überhaupt nicht dazu passt. Er ist nicht nur hässlich, sondern besteht auch aus ziemlich unangenehmem Material. Außerdem ist er voller Flecken.«
    »Flecken?«, fragte Folke und besah ihn sich näher. Ein Faden war aus dem Gestrick, oder war es gehäkelt?, herausgerissen, und Folke schaltete die Schreibtischlampe wieder ein und richtete sie auf das Kleidungsstück. Dann schnappte er nach Luft.
    »Was zum …?«
    Jerker sah gelinde gesagt erstaunt aus, als Folke den losen Faden ergriff und daran zu ziehen begann. Hektisch räufelteer Reihe für Reihe auf und behielt den Faden die ganze Zeit im Blick.
    »Mann, Folke, was soll das werden?«, fragte Jerker. »Wir müssen die Sachen den Angehörigen zurückgeben. Die Alte wird doch wahnsinnig.«
    »Scheiß drauf«, schrie Folke. »Es eilt!«
    »Folke.« Jerker legte ihm die Hand auf die Schulter. »Geht’s dir nicht gut?«
    »Morse, hier geht’s um morsen. Die schwarzen Punkte auf dem Garn sind absichtlich hingeschrieben. Hier, guck!« Als alter Marinefunker war sich Folke seiner Sache absolut sicher. Er stand so hastig auf, dass der Rest des kalten Kaffees über den Schreibtisch schwappte. Die Schreibunterlage saugte einen Teil davon auf, während das Übrige den Papierstapel durchnässte. Mit dem Garn in der Hand stürzte er zu Carstens Zimmer und riss die Tür auf. Jerker kam hinterhergerannt. Carsten sah Folke geradezu schockiert an. Mit wildem Blick und einem Garnknäuel in der Hand kam er hereingestürmt. Hinter ihm erschien Jerker, in der Hand die Tüte mit den übrigen Kleidungsstücken.
    »Karin und Robert, wo sind sie?«, brüllte Folke. »Wo?«
     
    Karin saß im Lotsenboot auf dem Sitz hinter Lasse und wollte Carsten gerade anrufen, als ihr Telefon klingelte.
    »Ihr hattet recht, es ist jemand gekommen und hat nach dem Logbuch gefragt.« Anita war dran.
    »Ach«, sagte Karin. »Und wer?«
    »Sten Widstrand, der hier früher Polizist war«, erwiderte Anita. »Das erklärt auch, warum Per seinen Lieblingspiraten Pierre François Lolonois genannt hat, obwohl der mit Vornamen nur François hieß. Er hat versucht, mich vor Sten zu warnen. Das französische pierre bedeutet ja Stein, also sten auf Schwedisch. Sten Widstrand hat gesagt, dass er bei den Ermittlungen helfe und deshalb das Logbuch holen komme.«
    »Aha, hat er das gesagt«, brummelte Karin und hörte im selben Augenblick eine Stimme hinter sich.
    »Ich muss dich bitten, das da wegzulegen.«
    Sie drehte sich um und erblickte zuerst Waldemar und dann die Waffe in seiner Hand. Eine Pistole, wie sie die Nazis im Zweiten Weltkrieg benutzt hatten. Karin kannte sie aus Dokumentarfilmen. Dieses Modell hatten Offiziere besessen. Sie tat, wie ihr befohlen, legte das Telefon auf den Sitz neben sich und versuchte nachzudenken. Du darfst nicht in Panik geraten, bleib vernünftig, versuche Zeit zu gewinnen und Sympathie.
    »Nicht dahin, gib es mir«, sagte Waldemar und deutete mit dem Kinn auf das Telefon. Karin nahm es auf und reichte es ihm.
    »Was soll das hier eigentlich?«, fragte sie so unschuldig, wie sie nur konnte. Das Beste wäre, sie könnte ihn glauben machen, dass sie von nichts eine Ahnung hatte, aber diese Hoffnung war wohl ziemlich naiv.
    »Weißt du es denn nicht?«, fragte Waldemar. Sie schüttelte den Kopf und sah Lasse an, der den Blick starr geradeaus gerichtet hielt und kein Wort sagte.
    »Die Ressourcen gehören dem Dritten Reich«, sagte Waldemar. Seine Stimme klang metallisch, war wie die Waffe in seiner Hand.
    »Die Ressourcen?«, fragte Karin vorsichtig, während Lasse am Kai anlegte und jemand über den Bug an Bord kam. Von außen sah das Lotsenboot aus wie immer, niemand, der es sah, konnte sich das Drama vorstellen, das in seinem Inneren ablief. An den Aufbauten gab es zwar eine Reihe Fenster, aber Waldemar hielt die Pistole tief, und es war zweifelhaft, ob Karins Kopf von außen überhaupt zu sehen war. Lasse setzte das Boot zurück, während die Tür aufging und Sten Widstrand hereinkam. Er bewegte sich erstaunlich leicht. Karin fragte sich, ob die Sache mit den Krücken nur Theater gewesen war. Vielleicht aber hatte er auch starke Medikamente genommen, die den Schmerz linderten.
    »Machen wir das hier nicht unnötig kompliziert?«, sagte Sten mit einem Blick auf Karin.
    »Verhandlungsmöglichkeiten«, erwiderte Waldemar und nahm Lasse das Steuer

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