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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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ab.
    »Hier, Mollstedt.« Er reichte ihm eine Rolle Silber-Klebeband und gab Sten die Pistole.
    Lasse klebte Karin die Hände hinter dem Rücken zusammen. Ihr blieb kaum Zeit zu überlegen, was sie tun, ob sie sich wehren sollte. Reden, dachte sie. Sie spüren lassen, dass du ein Mensch aus Fleisch und Blut bist, nicht nur ein Objekt, das sie sich vom Halse schaffen können. Sie fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis Rob mit Carsten redete und feststellte, dass sie nicht, wie angekündigt, bei ihm angerufen und Verstärkung angefordert hatte. Sie hoffte, er würde schnell handeln.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie und überlegte bereits, was sie als Nächstes sagen sollte.
    Die Stimmung an Bord war angespannt, und das Boot schaukelte in der See, als es aus der nördlichen Hafeneinfahrt hinausglitt. Sie sind auf dem Weg, dachte Karin. Sie fahren nach Pater Noster oder dem Platz zwischen Systrarna und Elloven. Waldemar kannte schließlich die Position, jedenfalls den größten Teil davon. Obendrein hatte sie ihn selbst mit den Zahlen versehen.
    »Habt ihr was gefunden?«, fragte sie, weil ihr nichts anderes einfiel. »Gab es etwas da draußen?«
    Die Männer an Bord sahen einander an. Je mehr sie wusste, desto gefährlicher wurde es für sie, aber wenn sie in ihr keinen Menschen sahen, der mitten im Leben stand, war das noch schlimmer. Wenn sie ihr andererseits alles erzählten, konnte das nur zwei Gründe haben. Der eine war, dass sie überhaupt nicht daran zweifelten, entkommen zu können. An die Alternative wollte Karin möglichst gar nicht denken.
    Die Dunkelheit sank vor den Fenstern des Lotsenboots herab und erfüllte auch Karins Sinn. Sie versuchte, die Düsterniszu verjagen, während der Wind draußen immer mehr zunahm. Zur gleichen Zeit, genau um 20.47 Uhr, glitt das Lotsenboot ohne Licht in das Hafenbecken von Hamneskär. Wenige Minuten später wurden acht Kisten vom nebenliegenden Arbeitsboot an Bord gehievt. Die Wellen donnerten vor den Piers, und das Wasser spritzte hoch auf, wenn es die Klippen traf. Der Marstrand-Fjord war wild und ungehalten, und das Salzwasser spritzte in Karins Gesicht, als Waldemar sie an Deck zog und dann an Land stieß. Sie schaute zum Himmel hoch, wo die Sterne leuchteten. Ich muss etwas sagen!, dachte sie. Ich muss reden! Aber ihr war, als gäbe es keine Worte mehr. Stattdessen begann sie zu summen.
    »Nenne sie Engelmark oder Himmelsboden, wenn du willst … Die Erde, die wir geerbt, und den Wald, den grünen …«
    Das Leuchtturmmeisterhaus würde vor dem Wind schützen. Karin war ihm nun so nahe, dass sie den Geruch des alten Holzes spürte. Da befahl ihr Waldemar sich hinzuknien. Der Boden war feucht, und ihre Knie wurden nass.
     
    Die Garagen am Muskeviken lagen in einem flachen, hässlichen Wellblechgebäude, von dem aus man eine phantastische Sicht aufs Meer hatte. Es lag direkt unterhalb von Martas Haus. Elin hatte Pers Wagen zur Nummer 29 gefahren, die Marta gehörte. Das gutgeölte Tor war hinter ihnen zugefallen, und Per, von Martas Honigbonbons außer Gefecht gesetzt, war vom Auto in eine hölzerne Box umgeladen worden, die Marta auf der alten Sackkarre festgezurrt hatte. Mit gemeinsamen Kräften hatten sie die Karre den Pfad und die Stufen hinaufbugsiert, die vom Parkplatz zur Rückseite von Martas Haus führten. Danach war Per in den Verschlag gebracht worden. Leicht war es nicht gewesen, aber es war geglückt.
    Jetzt hörte sich Per die nur schwer zu glaubende Geschichte der beiden Frauen an. Doch schien sich nun einszum anderen zu fügen. Elin Stiernkvist. Sowohl Karl-Axel als auch Anitas Vater hatten von der Elin des Leuchtturmmeisters in solchen Worten gesprochen, dass er fast geglaubt hatte, es handele sich um einen alten Marstrand-Mythos.
    Doch nun stand sie hier. Ihre Gesichtszüge waren noch immer offen und klar, auch wenn die Jahre Runzeln hinterlassen hatten und das Haar fast weiß geworden war. Sigfrid, Anitas Vater oben im Himmel, lachte bestimmt herzlich. Per dachte an Anita und erzählte von dem Logbuch und dass sie bei dem letzten Punkt gescheitert waren. Sie beratschlagten, was zu tun war, und kamen zu dem Schluss, dass sie die Hilfe der Polizei benötigten. Per wollte gerade anrufen, als es an der Tür klopfte und Rob draußen stand.
    Als der dann endlich glaubte, die etwas verworrene Situation in Martas Haus geklärt zu haben, klingelte sein Handy.
    »Karin? Nein, sie ist mit dem Lotsenboot unterwegs. Hat sie denn keine Verstärkung

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