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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Gelben Riffs von Skagen trieb. Die dänische Küstenwache hatte sie mit großer Mühe an Bord geholt, doch war sie leer gewesen.
    »Ich frage mich wirklich, was in diesen Kisten gesteckt hat«, sagte Karin und gähnte. Mittlerweile war es sieben Uhr morgens, und die Wellen gingen noch immer hoch. Obwohl sich der Wind beruhigt hatte, war das Meer noch aufgewühlt.
    Rob und Per nickten. Per schilderte, wie Anita und er den Anhaltspunkten gefolgt waren. Elin sagte, es sei typisch für Karl-Axel gewesen, eine Schatzkarte anzufertigen.
    »Gold«, fuhr sie dann fort. »Die Kisten enthielten Gold, das man den Juden geraubt hatte.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Rob.
    »Mein Bruder Karl-Axel hat es erzählt. Er und Arvid haben die beiden Fischkutter von Schottland rübergefahren.«
    »Aber die Kutter sind doch untergegangen?«, warf Karin fragend ein.
    »Sie wurden zwischen Systrana und Elloven versenkt, damit das Gold nicht in unrechte Hände geriet. Wir wussten, dass der Feind nahe war, nur nicht, um wen es sich handelte. Die Pläne waren, es später wieder zu bergen und an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben«, fügte Marta hinzu.
    »Ja, ja. Aber jetzt ist es doch in die falschen Hände gelangt und schließlich irgendwo zwischen Schweden und Dänemark auf dem Meeresgrund gelandet«, sagte Rob düster.
    »Wer’s glaubt«, erwiderte Elin lächelnd.
    Karin fiel plötzlich auf, dass sie in den letzten Stunden alle bedrückt gewirkt hatten, ausgenommen die alten Damen.
    »Wie meinst du das?«, fragte sie.
    »Es ist nicht alles Gold, was glänzt«, sagte Elin geheimnisvoll. »Gibt es bei der Polizei auch Taucher?«
    »Jaa, der Brandschutz hat wohl welche …«, entgegnete Karin zögernd.
    »Auf das Lotsenboot wurde nie Gold geladen. Karl-Axel und Arvid hatten es umgepackt, bevor sie die Reise von Schottland antraten«, berichtete Marta.
    »Aber wo ist es dann?«, fragte Karin.
    »Wo es die ganze Zeit gewesen ist. Dort.« Elin wies mit dem Finger über das Wasser in Richtung der Wellen zwischen Systrarna und Elloven.
    »Das verstehe ich nicht. Sie haben doch alles mitgenommen, jede einzelne Kiste.«
    »Aber die Ruder doch wohl nicht?«, sagte Elin.
     
    Am nächsten Tag hatte sich das Meer beruhigt, und die Ruder der MS Stornoway und ihres Schwesterschiffs waren geborgen worden. Unter dem Blitzlichtgewitter des Presseaufgebots hatten die großen, mit Seepocken und Seesternen überzogenen Metallstücke die Wasseroberfläche durchbrochen. Die schützende Hülle war vorsichtig abgeschält und das Edelmetall freigelegt worden.
    Jerker stand andächtig an Bord des Arbeitsboots, als der Kran zuerst das eine und dann das andere Ruder aufs Deck herabsenkte und mit dumpfem Knall ablegte. »Nicht zu glauben. In meinem ganzen Leben …«
    »In deinem ganzen Leben?«, sagte Karin lachend. »So alt bist du ja wohl noch nicht?«
    »Nein, ich wollte sagen, in meinem ganzen Leben werde ich bestimmt nie mehr etwas Ähnliches erleben«, beendete er den Satz.
    »Sag das nicht«, widersprach Karin. »Sag das nicht.« Sie lächelte und spürte, wie furchtbar müde sie war. Glücklich, aber müde.
    »Dinosaurier sind vielleicht doch nicht so schlecht, oder was meinst du, Folke?«, sagte Jerker.
    Es war schließlich eine Tatsache, dass Folke entdeckt hatte, warum es diese schwarzen Flecken auf dem weißen Schal gab und dass sie ganz bewusst dort hingesetzt worden waren. Allenim Revier war klargeworden, dass sie einen alten, aber noch immer verdammt flinken Funker unter sich hatten. Noch nie hatte Folke im Pausenraum ein derartiges Schulterklopfen erlebt.
    Mit Hilfe des Morsealphabets hatte Elin, die den Schal gestrickt hatte, die ganze Geschichte berichten können, überzeugt davon, dass er in Feindeshand keinerlei Blicke auf sich zog. Dort stand schwarz auf weiß – in doppeltem Sinn – alles über die Route der Goldschiffe, über die Ruder, die zwischen Systrarna und Elloven lagen, und auch wer in Marstrand zur Feindesseite gehören könnte oder im Krieg Kollaborateur gewesen war.
    »798 Kilo reines Gold als Ruder«, konnte man am Tag darauf in den Zeitungen lesen. Unter der großen schwarzen Schlagzeile gab es Bilder von Elin und Arvid, von Karl-Axel und den Ruderblättern, Auszüge aus dem Logbuch und eine Beschreibung davon, welche Legierung für das Gold gewählt worden war und wie man die Ruder hergestellt hatte. Zu guter Letzt auch, dass die Kisten mit Bleigewichten gefüllt und an Bord verladen worden waren. Karl-Axel

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