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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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sollte.
    »Ach ja, hallo«, sagte sie reserviert. Wieder diese Polizistin. Waldemar kam aus dem Obergeschoss angeschlurft. Was tat er ständig dort oben?
    »Hast du mich gerufen?«, fragte er, bevor er sah, dass sie das schnurlose Telefon am Ohr hatte. Siri wedelte ihn fort.
    »Eine Tätowierung?« Sie dachte nach. »Nicht, dass ich wüsste, aber da du fragst, muss er wohl eine gehabt haben. Was stellt sie denn dar?«
    »Zahlen?«, fragte sie erstaunt. Sie machte Waldemar ein Zeichen, der ihre Handbewegungen nicht verstand.
    »Papier und Stift«, flüsterte sie irritiert. Wie begriffsstutzig konnte man denn noch sein.
    Waldemar öffnete das Silberkästchen und nahm Papier und Kuli heraus.
    »Nicht das gute«, zischte Siri. »
Normale
Zettel!«
    »Wo sind die denn?«, fragte er.
    »In der obersten Küchenschublade, du wohnst doch auch hier, oder?«
    Waldemar trottete los.
    »Ich finde sie nicht«, rief er aus der Küche.
    »Entschuldige mich einen Moment«, sagte Siri in den Hörer und legte das Telefon weg, obwohl es ein schnurloses war, und folgte Waldemar gereizt in die Küche. Sie riss die entsprechende Schublade so weit heraus, dass sie sie in der Hand hielt, wobei sie umkippte und ihr Inhalt zu Boden krachte. Ohne ein Wort stellte sie die Schublade auf den Tisch und bückte sich nach Zettelblock und Stift.
    »Ja, jetzt bin ich wieder dran«, sagte sie und notierte, was Karin berichtete. Sie hörte Waldemar den Inhalt des Kastens auflesen.
    »Seltsam. 5754«. Bis dahin war sie gekommen, als der Stift streikte. Verdammter Mist.
     
    »Worum ging’s?« Waldemar stand mit verwundertem Gesicht in der Tür.
    »Um eine Tätowierung, die Arvid gehabt hat.«
    »Ach, und nur deshalb rufen die an? Dann kann die Polizei nicht gerade viel zu tun haben.«
    »Sie haben mich gefragt, ob ich wüsste, was das bedeutete, weil es um eine Menge Zahlen ging.« Siri hielt ihm den Block hin.
    »Es waren noch mehr, aber der Stift hat gestreikt, und deshalb habe ich sie nicht.«
    »Was stellt das denn dar?«, fragte Waldemar. »Haben die gesagt, was das sein soll?«
    »Nein. Und ich habe keine Ahnung.« Siri legte den Block auf die Anrichte und ging. Waldemar griff danach und betrachtete die Zahlen. 5754. Dann nickte er, riss den Zettel ab und stieg wieder ins Obergeschoss.
     
    Sara schaltete die Lampe über dem Küchentisch aus und kontrollierte die Wohnungstür. Sie war abgeschlossen. Am Abend fiel ihr alles leichter. Leichter war vielleicht das falsche Wort, zumindest aber war es nicht mehr ganz so schwer. Abends machte sie Pläne für den nächsten Tag, meinte, dass sie es bestimmt wagen würde, im Laden vorbeizuschauen oder vielleicht den Bus nach Göteborg zu nehmen. Doch wenn der Morgen mit seinem unbarmherzigen Licht erst da war, begriff sie, dass dieser Trip noch warten musste. Mit Linus und Linnéa zum Kindergarten zu gehen, war schon problematisch genug.
    »Wann fängst du wieder an zu arbeiten, Sara?«, hatte eine der Erzieherinnen gefragt. Tja du, dachte Sara, wann werde ich wohl wieder arbeiten? Wenn es mir bessergeht, wenn ich in den Laden gehen und Milch einkaufen kann, ohne zusammenzuklappen.
    »Ich weiß nicht«, hatte sie geantwortet. Die Furche auf der Stirn der Frau war tiefer geworden.
    »Die Kinder haben hier in der Kita ja ziemlich lange Tage. Vielleicht könnten sie etwas mehr Zeit zu Hause verbringen,wo du ja jetzt nicht arbeitest. Wir haben zu wenig Personal, und wie gesagt, es sind viele Kinder.«
    Von Eltern, die arbeiten, dachte Sara. Die ihren Teil beitragen. Andere sahen auch auf sie herab, nicht nur sie selbst hatte Schwierigkeiten, ihr Ausgebranntsein richtig ernst zu nehmen, es als Krankheit zu begreifen.
    »Ich trinke jeden Morgen Aloe-Vera-Juice, das tut einem richtig gut. Du solltest es mal probieren.«
    Sara hatte unzählige Tipps zu Vitaminen und Säften bekommen, sie selbst aber glaubte, dass sie in erster Linie Zeit brauchte. Zeit, zu landen und wieder zurückzufinden. Es war, als sei sie eine andere geworden, als hätte sie sich in sich selbst verirrt.
    Sie, die ganz besessen gewesen war, Zeit zu sparen, hatte plötzlich jede Menge davon, erschreckend viel Zeit, die sie nicht nutzen konnte und einfach nur totschlagen musste.
    Die Kindergärtnerin sah Sara an, wartete auf eine Antwort, dabei konnte sich Sara nicht mal mehr an ihre Frage erinnern.
    »Entschuldigung«, sagte Sara und fühlte die Tränen kommen.
    »Hallo, Mama, gehn wir jetzt nach Hause?«, fragte Linnéa, die mit ihrer

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