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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Kuscheldecke in der Hand ankam.
    »Nein, Liebling. Mama redet noch ein bisschen mit deiner Kita-Tante.«
    »Wir ziehen es vor, Erzieherinnen genannt zu werden. Was meinst du, kannst du sie statt um drei schon um zwei holen?« Die Frau hatte demonstrativ den Kalender zur Hand genommen, in dem die Bringe- und Abholzeiten aller Kinder standen. Mit dem Radierer ging sie leicht erst über Linus’, dann über Linnéas Zeile, um die 15 in eine 14 zu ändern und somit zwei der Kleinen etwas früher loszuwerden.
    Nein, dachte Sara. Das geht nicht. Ich schaffe es nicht. Ich brauche die Stunden für mich selbst, um mich zu erholen und den Abend zu überleben. Um eine Mutter zu sein, die nicht weint, jedenfalls nicht die ganze Zeit.
    »Ich werde es versuchen«, antwortete sie und zog die blauen Überzüge von den Schuhen und legte sie in den Plastikeimer im Flur. Sie hatte die Tür gerade noch hinter sich schließen können, bevor die Tränen hervorschossen.
    Ich muss es schaffen, mich zu wehren, muss lernen, nein zu sagen, dachte sie.

10.
    Das Meer sah zur Nachtzeit anders aus, weckte starke Gefühle. Der Wind und das Geräusch der sich brechenden Wellen klangen in der Dunkelheit bedrohlich. Heute aber lag die See schwarz und still. Mond und Sterne leuchteten am Himmel und spiegelten sich in der Wasserfläche.
    »Super, hier haben wir was.« Er wies auf das linke Display, das zum Echolot gehörte, und markierte den Punkt, um dahin zurückzufinden. Der schwache gelbe Schein des einen LCD-Schirms zeigte den Meeresboden unter ihnen. Eine zackige schwarze Kurve entstand, je weiter sich das Schiff bewegte. Zeichen für große und kleine Fische und dann ein Ausschlag bei etwas Größerem. Der zweite Schirm war mit einem Sight Scanning Sonar gekoppelt, einer Art seitwärts gerichtetem Echolot. Beide Geräte erforderten ein geübtes Auge, um beurteilen zu können, was da zu sehen war.
    »Hier ist auch was«, sagte Otto. Der Punkt wurde ebenfalls markiert. Otto Johansson war der Vorsitzende des Heimatvereins und derjenige, der Markus mit dem Rest der Truppe zusammengeführt hatte. Das Engagement des Heimatvereins gab der Suche Gewicht und Legitimität. Otto hatte Markus von den vielen im Umkreis liegenden Wracks erzählt. Der Kutter
Wildflower
war 1946 gesunken und lag südlich von Marstrand bei Sälö. 1947 hatte man seine Ladung, die aus Kupferdraht bestand, geborgen. Das Dampfschiff
Ardemia
und der norwegische, mit Zellulose beladene Kutter
Shamrock
waren 1959 im Sillesund untergegangen. Otto gefiel das echte Interesse des Deutschen. Irgendetwas an dem jungen Mann kam ihm bekannt vor, so als müsste er sich an ihn erinnern, aber er konnte nicht sagen, was es war.
    Die Männer bildeten eine kleine, verschworene Gemeinschaft, und sie tauchten zur Nachtzeit, damit sich nicht allemöglichen Glücksjäger zur Schatzsuche aufmachten. Noch früh genug würde die Öffentlichkeit erfahren, wonach man hier suchte.
    »Mann, wir haben was.« Die Stimmung an Bord war aufgeregt, und in der rauen Nachtluft lagen hochgespannte Erwartungen.
    »Wollen wir runtergehen und die Sache überprüfen? Let’s go down and check it out.«
    Wegen Markus hatten sie sich angewöhnt, englisch zu sprechen. Er war ein wertvoller Neuzugang und ein erfahrener Taucher. Otto nickte dem Mann im Taucheranzug zu, der sich rücklings in das schwarze Wasser fallen ließ und verschwand. Otto selbst tauchte nicht mehr und sah voller Neid, wie die jüngeren Kräfte ihre Ausrüstung anlegten und sich auf eine Unterwassertour begaben, die, je nachdem was sie fanden, bis zu einer Stunde dauern konnte. Otto war in seinem Leben viel da unten gewesen, und einer der Höhepunkte war ein Tauchgang bei Nordkråkan, wo man die Überreste eines finnischen Schoners aus Wiborg gefunden hatte. Über alte Register war er damals an die Information gelangt, dass das Schiff im englischen Hull Steinkohle geladen hatte, bevor es 1899 vor Marstrand gesunken war.
    Für Markus war es nicht so wichtig, wonach sie suchten. Wichtiger war ihm, mit seinem Vater zusammen sein zu können. Der Mann stand dort neben Otto an Deck, eine Zigarette im Mundwinkel, und hatte keine Ahnung, dass derjenige, der sich jetzt zum Tauchen anschickte, sein biologischer Sohn war.
    Vier Kippen hatte Markus zur DNA-Analyse eingesandt, es war der letzte Schritt auf seiner langen Suche gewesen. Minutiös hatte er die im Archiv des Heimatvereins gefundenen Fotos studiert, die in den sechziger Jahren am Albrektssunds-Kanal

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