Die Tochter des Leuchtturmmeisters
anderen«, erwiderte Karin.
»Ja, das ist mir klar. Ich sage nur, den Ring, den ihr da habt, hat der Mann nicht getragen, aber das hat Jerker euch wohl schon erklärt.«
»Was ist das Dritte?«, fragte Karin.
»Das ist das Beste. Es wird dir ganz bestimmt gefallen. Eine Tätowierung.«
»Was stellt sie dar?«
»Eigentlich nichts, es sind eine Menge Zahlen.«
»Zahlen?«, fragte Karin.
»5754, dann ein Zwischenraum und danach 1129.«
Margareta wiederholte die Zahlen, und Karin schrieb sie in ihr Notizbuch. 5754 1129. Nach der 54, genau wie nach der 29 stand noch etwas, allerdings so undeutlich, dass Margareta es nicht entschlüsseln konnte.
»Er ist wirklich ein Mysterium. Keine Drogen, kein Herumgeballere, sondern mit etwas mehr Stil«, sagte Margareta, bevor sie auflegte.
Karin konnte ihr nur zustimmen, als sie vor dem Bericht der Gerichtsmedizin saß und ihn durchging. Der Mann war irgendwann zwischen 1955 und 1965 gestorben, aber da er 1963 geheiratet hatte, handelte es sich wohl eher um irgendwann zwischen 1963 und 1965.
Karin hatte an die geschlossene Tür geklopft, an der ein Schild kundtat, dass es das Zimmer von Kriminalkommissar Carsten Heed war. Carsten öffnete, das Mobiltelefon am Ohr, und wies auf einen der Besuchersessel hinter sich. Karin setzte sich, stand aber gleich wieder auf, als hätte sie etwas vergessen. Sie machte Carsten, der noch immer sprach, ein Zeichen. Fünf Minuten später war sie in Begleitung Folkes mit drei Bechern Kaffee zurück.
»Vergiftet? Nicht zu fassen«, sagte Carsten, als er die Neuigkeiten von Karin erfuhr. Er stellte seinen Kaffeebecher auf dem Schreibtisch ab.
»Rechtlich gesehen ist allerdings ein Mord von vor mehr als zwanzig Jahren bereits verjährt. Falls es Mord war«, sagte Folke. Er kannte sich mit den Spielregeln wahrhaftig aus.
Karin bereute schon, dass sie ihn dazugeholt hatte. Wie hatte sie nur glauben können, Folke würde ihnen behilflichstatt hinderlich sein? Jetzt konnte sie ihn kaum bitten, wieder zu gehen.
»Total richtig«, sagte Carsten, woraufhin Folke nickte und hochzufrieden aussah.
»Was haben wir eigentlich in der Hand?« Carsten wandte sich an Karin.
»Es gibt eine Menge unstimmiger Details. Ich habe eine Liste aufgestellt.« Sie schlug eine Seite in ihrem Notizbuch auf, die mit einem roten Zettel gekennzeichnet war, und trug alle Unklarheiten des Falls vor.
»Der Ehering fehlt, und wir erhalten einen, der sich als neu herausstellt. Siri hat sich nicht sofort an das Datum erinnert, an dem die beiden geheiratet hatten. Das hätte sie aber tun sollen, wenn man bedenkt, dass es nicht nur ihr Hochzeitstag, sondern auch Arvids Geburtstag war. Stattdessen wusste sie den Namen des Pastors. Ein Hochzeitsfoto hatte sie auch nicht vorzuweisen.«
»Das ist kaum rechtswidrig?«, sagte Carsten.
»Richtig«, mischte sich Folke ein. »Ich bin geneigt, dem zuzustimmen.«
Karin sah ihn irritiert an. Geneigt? Manchmal fragte sie sich wirklich, wozu er neigte. Da saß er nun in seinen öden Anzughosen mit Bügelfalte, in Hemd und mit unmodernem Schlips, so geknotet, dass er viel zu lang herunterhing. Wäre er ein pfiffiger Kriminalbeamter gewesen, einer, an den man sich anlehnen konnte, hätte sie ihm den schlechten Kleidungsstil wohl verziehen, doch wie die Situation nun war, nervte sie fast alles an ihm.
»Da ist noch mehr«, fuhr sie fort. »Der Bericht zu Arvids Verschwinden und dem Unfall ist von Sten Widstrand verfasst, und das ist überhaupt der einzige Bericht, den er in seiner Zeit als Polizist geschrieben hat. Ich habe gerade mit Margareta gesprochen, die noch erzählt hat, dass Arvid nicht nur vergiftet worden ist, sondern man bei ihm auch eine Tätowierung mit den Zahlen 5754 1129 gefunden hat.« Karinhörte selbst, wie das klang, und verstand, worauf es hinauslaufen würde.
»Das kann ja wirklich alles Mögliche sein«, sagte Folke.
Carsten rutschte auf dem Stuhl hin und her, als tue ihm das Sitzfleisch weh. »Kann das eine Nummer aus einem KZ oder so was sein?«, fragte er.
»Soviel ich weiß, wurden solche Nummern auf den Armen angebracht. Arvids Tätowierung aber befindet sich über dem Steißbein, die konnte man nicht mal sehen, wenn er Badehosen trug«, gab Karin zur Antwort.
»Das klingt zwar interessant, aber wenn wir nicht mehr als das haben, brauche ich eure Hilfe anderweitig.« Carsten deutete auf einen dicken Ordner, der aufgeschlagen auf dem Tisch lag.
»Natürlich«, erwiderte Folke.
»Wir müssen aber
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