Die Tochter des Leuchtturmmeisters
aufgenommen worden waren. Der Fotograf, der beauftragt gewesen war, von jedem Paar auf Doktor Lindners Fest ein Bild zu machen, hatte auf acht der vierundzwanzigBilder das Segelboot als malerischen Hintergrund genutzt. Auf drei von ihnen ließen sich alle Personen an Bord deutlich erkennen, auf den restlichen schaute immer einer in eine andere Richtung. Otto Johansson, der Vorsitzende des Heimatvereins, erkannte die Personen sofort wieder, als Markus seine Lupe zu Hilfe nahm. Otto kratzte sich am Kopf und wirkte nachdenklich, fast besorgt, als er erzählte, wer sie waren. Als Markus fragte, ob die vier gute Freunde gewesen seien, blieb dem Mann nichts anderes übrig, als langsam den Kopf zu schütteln.
»Genau das verblüfft mich ja so. Ich wusste nicht einmal, dass sie sich kannten.«
Nachdem Markus Ottos Vertrauen gewonnen hatte, waren ihm mehr und mehr der alten Geschichten zu Ohren gekommen, und Markus hatte versucht, sie in sein Puzzle einzufügen.
»Ich vermute, es spielt keine so große Rolle mehr, weil ja alles so lange her ist«, hatte Otto einmal gesagt, als ihm Marcus geholfen hatte, alte Fotos einzuscannen. Otto hatte nach einem der Bilder gegriffen und auf den Mann auf dem Foto gezeigt. Der sprach mit zwei uniformierten Polizisten.
»Es wurde eine ganze Menge getratscht, ja, das ist vielleicht immer so in solch kleinen Orten, aber hier ging es jedenfalls um …« Markus hatte zugehört und danach ein paar Teile in seinem Puzzle ausgetauscht.
Sie waren bei dem zweiten und vorletzten Wrack für diese Nacht angekommen. Als er hinuntertauchte, befreit und ohne Gewicht, war ihm, als strömten seine Gedanken so frei wie das Meerwasser. Er machte ein paar Bewegungen mit den Schwimmflossen und erreichte wieder die Oberfläche. Er hob den Daumen und schob die Taucherbrille hoch.
»An old fishing boat«, sagte er.
»Irgendeine Ladung?«
»Schwer zu sagen, ist übel zugerichtet. Man läuft Gefahr, im Wrack hängenzubleiben.«
»Geht beide runter«, sagte der Mann am Steuer. »Be careful.«
Markus nickte. Ein erneutes Klatschen ertönte, als der Mann mit Namen Mollstedt nachkam. Das kräftige Licht der Scheinwerfer glitt über den Meeresboden. Es kann hier sein, dachte er. Es könnte tatsächlich hier sein. Krabben und Fische wurden sichtbar, aber nicht danach suchten sie. Vorsichtig begab sich Markus ins Innere des Wracks, sorgfältig darauf bedacht, dass der Luftschlauch nicht hängenblieb. Er löste zwei Planken, die den Weg in den Laderaum blockierten, und schob den Scheinwerfer durch das Loch. Altes Fischfangzubehör füllte die eine Längsseite des Laderaums, der Rest war leer. Die Decke sah brüchig aus und konnte jederzeit einstürzen. Mollstedt warf einen Blick nach oben, bevor er hineinstieg, um das Fangzubehör wegzuräumen. Obwohl das Wasser alle Bewegungen ruhiger und weicher erscheinen ließ, wirkte der Mann unachtsam. Er ging viel zu große Risiken ein. Markus mochte ihn nicht, aber als Neuling in der Gruppe hatte er noch nicht die Position erreicht, um an Mollstedt Kritik üben zu dürfen. Beide Taucher kehrten an die Oberfläche zurück. Sie schüttelten den Kopf.
»Sorry, boss«, sagte Markus. Mollstedt starrte ihn böse an, ohne ein Wort zu sagen.
»Okay, raus mit euch. Wir fahren zur nächsten Markierung. Dann wird es langsam hell, und wir müssen aufhören«, wies sie der Mann am Steuer an. Er schaute nachdenklich nach Osten. Am Anfang hatte er nur eine Geschichte gehabt, dass da ein Wrack liegen sollte. Eine ziemlich unwahrscheinliche Geschichte, aber sie stammte aus erstaunlich zuverlässigen Quellen. Am wahrscheinlichsten war schon, dass sich das Wrack in der Nähe von Pater Noster befand. Es könnte natürlich auch weiter drinnen im Marstrand-Fjord liegen, aber das glaubte er nicht. Der Mann kratzte sich am Kopf und schaute auf die Uhr. Gleich vier. Er hoffte nur, dass sie es als Erste fanden.
Marstrand, Oktober 1962
Das Boot mit seinem verlässlich klopfenden Glühkopfmotor steuerte nach Westen. Bei der Insel Ärholmen legten sie an. Routiniert schlug Elin einen Spierenstich um den Ring im Felsen. Arvid sah bewundernd zu, wie sich das Seil gefügig in ihren Händen formte. Dann sprang sie graziös an Land, obwohl sie einen Korb trug. Sie drehte sich zu ihm um.
»Kommst du?«
»Sicher«, erwiderte er und griff nach der Bootskante.
»Was ist, geht’s dir nicht gut? Du siehst bleich aus.«
»Nein, nein, mir geht’s gut, bin nur zu schnell aufgestanden.«
Er fühlte in
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