Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
Vom Netzwerk:
blinkt ja weiß, es ist wie Vinga ein Ansteuerungsfeuer.«
    »Aber was ist mit den Zeilen ›Die Braut so auffallend schön, voll Stolz steht der Bräutigam, doch nie ward er gehend gesehn?‹«
    »Weißt du noch, was Karl-Axel von seiner Schwester Elin erzählt hat, dass sie mit Arvid Stiernkvist verheiratet war,aber dass man die beiden selten zusammen gesehen hat und dass sie verunglückt sind? Erinnerst du dich?«
    »Ja, natürlich. Eine traurige Geschichte. Und ich kann irgendwie nicht begreifen, was Arvid veranlasst hat, neu zu heiraten, und dazu noch Siri.«
    »Glaubst du, es ist Zufall, dass du diesen Brief bekommen hast, so kurz nach dem Auffinden von Arvid Stiernkvists Leiche? So hat doch alles angefangen«, sagte Anita.
    Per kratzte sich nachdenklich den Kopf.
    »Keine Ahnung. Aber jetzt musst du ohne mich weiterrätseln, das läuft mindestens genauso gut. Bei mir ruft die Pflicht.«
    Per sollte mit der Abendmaschine nach London fliegen, um ein Geschäft abzuschließen, am nächsten Tag gegen Mittag könnte er aber wieder zurück sein. Er teilte Anita seine Pläne mit, und sie nickte.
    »Ich kann dich nach Landvetter fahren«, sagte sie, als sie über ihrem Hähnchentopf saßen.
    »Bleib du nur hier. Guck ins Logbuch und schau, ob du was rausfinden kannst.«
    Er küsste sie zärtlich auf die Wange. Zwei Stunden später nahm er den kleinen Rollkoffer und ging zur Fähre. Mittlerweile war es halb sieben geworden. Der Schein der Straßenlaternen erreichte im Nebel kaum den Boden. Per stellte sich unter das blasse Lampenlicht und winkte Anita zu, bevor er außer Sichtweite verschwand. Dass er den Flieger nach London nie erreichen würde, wusste zu diesem Zeitpunkt keiner von beiden.

16.
    Karin und Lycke waren gemeinsam bis zum Fyrmästargången zurückgegangen. Nach kurzem Zögern hatte Karin zugestimmt, bei Lycke und ihrem Mann Martin zu Abend zu essen.
    Die Ballen mit Isoliermaterial standen an derselben Stelle wie am Abend zuvor.
    »Ich werd noch verrückt«, sagte Lycke. »Wir müssen das hier wegräumen, man kommt überhaupt nicht mehr rein.«
    »Wo sollen die hin?«, fragte Karin.
    »Auf den Boden.« Lycke zeigte auf die Treppe zum Dachboden.
    »Na dann los«, sagte Karin. »Kann er eine Weile allein bleiben?« Sie deutete auf Walter, der voll damit beschäftigt war, Türme aus Legosteinen zu bauen, die dann »peng« in tausend Stücke zerfielen. Nach zwanzig Minuten und viel Gelächter waren alle Ballen auf den Dachboden geschleppt.
    »Fabelhaft!«, sagte Lycke und sah sich in der nun hellen, geräumigen Diele um. »Allein hätte ich das nie geschafft.«
    Walter war überglücklich, als Karin sich jetzt neben ihn auf den Boden legte und beim Bauen mithalf.
    »Mehr!« sagte er jedes Mal, wenn er den Turm eingerissen hatte, und sein ganzes Gesicht strahlte, wenn Karin einen neuen, noch höheren Turm errichtete. Lycke warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    »Du hast ein gutes Händchen mit Kindern.«
    »Ja, Kinder sind wunderbar. Mein Bruder hat zwei, eins von jeder Sorte«, gab Karin zur Antwort. Sie hielt kurz inne. »Ich bin seit kurzem wieder Single, nach fünfjähriger Beziehung«, stellte sie dann eilig fest.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Lycke.
    »Göran hat im Sechswochenrhythmus auf See gearbeitet. Sechs Wochen war er weg, und danach hatte er genauso lange frei zu Hause. Vielleicht hätte sich das ausgleichen sollen. Man konnte das Versäumte ja nachholen, aber irgendwie gelang uns das nie. Anfangs hasste ich es, wenn er den großen Koffer vorholte, um zu packen, aber am Ende empfand ich sogar Erleichterung, wenn er es tat. Hätte er sich nur vorstellen können, etwas anderes zu machen, eine Arbeit an Land anzunehmen, dann hätten wir die Beziehung vielleicht retten können. Ich hatte das Gefühl, für ihn völlig selbstverständlich zu sein, es war, als hätte er aufgehört, sich anzustrengen.«
    Lycke hörte zu.
    »Und wie geht’s dir jetzt?«
    Karin überlegte.
    »Ich weiß nicht. Bin ein bisschen betrübt, aber im Grunde genommen geht’s mir ziemlich gut. Am allermeisten fehlen mir seine Eltern. Dadurch, dass Göran so viel weg war, bin ich ihnen sehr nahegekommen. In ihrem Ferienhaus haben wir zusammen die Wochenenden verbracht, und ich kam mir vor wie ihre eigene Tochter.«
    Lycke nickte.
    »Man braucht jemanden, mit dem man reden kann, der einen stimuliert und der das, was man tut, zu würdigen weiß. Aber ehrlich gesagt, seit Martin am Haus baut, habe ich den Eindruck, als würde ich

Weitere Kostenlose Bücher