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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Numur, wie?« Dann wurde er wieder ernst. »Du scheinst wirklich gar nicht so dumm zu sein, Mädchen. Also frage ich dich etwas: Was wird Numur wohl mit jenem tun, der seinen Bruder tötet? Wird er ihn reich belohnen? Oder wird er ihn als gefährlichen Mitwisser beseitigen?«
    Maru schwieg betroffen. Die Antwort lag auf der Hand.
    »Ich sehe, du hast es verstanden. Er kann es sich nicht leisten, mich leben zu lassen. Ich sage dir noch etwas: Er hätte mich schon getötet, wenn ich ihm diesen kleinen Dienst nicht angeboten hätte.
Zumindest hätte er es versucht.« Tasil grinste. »Dich übrigens auch, Kröte.«
    Sie schluckte. »Und was machen wir jetzt?«
    »Es ist besser, du weißt nicht zu viel. Dann kannst du dich auch nicht verplappern, wenn dich jemand fragt. Aber, um dich zu beruhigen, wir werden dieses gastliche Haus heute Nacht verlassen. Und zwar bevor Iddins Leute zuschlagen. Und wenn Muqtaq tut, was er soll, werden alle viel zu beschäftigt sein, um uns zu vermissen.«
     
    Der Sklave, der sie hergeführt hatte, hatte auf sie gewartet. Er führte sie auf Tasils Geheiß auf die Terrassen des obersten Stockwerks und wurde dort fortgeschickt. Maru sog die frische Luft ein. In den unteren Ebenen dieses Palastes war die Luft stickig, kein Vergleich zu der angenehmen Abendbrise, die über den Tempelberg strich. Sie war froh, diesen finsteren Gängen entronnen zu sein. Tausende Sterne prangten am Himmel, und am Horizont zeigte sich die zarte Sichel des aufgehenden Mondes. Sie schimmerte rötlich.
    »Strydhs Sichel«, murmelte Tasil düster. »Ein sicheres Zeichen, dass heute Nacht Blut fließen wird.«
    »Sieh nur, Onkel«, rief Maru und zeigte auf den Schirqu. Die lange Treppe zu den oberen Stockwerken des Tempels war mit einigen Öllampen beleuchtet. Ganz oben, auf dem Dach der obersten Stufe, war es jedoch dunkel. Dort zeichneten sich einige Gestalten gegen den Nachthimmel ab.
    »Priester des Fahs, nehme ich an. Sie beobachten die Sterne«, erklärte Tasil. Er schüttelte den Kopf. »Als ob es mehr bräuchte als diese rote Sichel, um zu wissen, was uns bevorsteht.«
     
    Sie schlugen den Weg zur Hohen Kammer ein, wo Tasil den Immit vermutete. »Er sah so aus, als habe er sich in diesen Stein, den sie Thron nennen, verliebt«, erklärte er Maru grinsend.

    Seine Vermutung erwies sich als richtig. Einige Speerträger, die die Türen des Thronsaals bewachten, belegten, dass sich Schaduk dort drinnen aufhielt.
    Tasil blieb, noch außer Hörweite der Wachen, stehen. »Hör zu, Kröte, ich gehe da hinein und erzähle dem Immit, was Numur vorhat, du gehst und holst das, was du für mich versteckt hast.«
    »Du verrätst Numur an den Immit?«
    »Natürlich, ich hänge an meinem Leben. Außerdem ist es von Vorteil, wenn Schaduk um sein Leben fürchtet. Er wird sich dann weniger darum kümmern, was ich vorhabe.«
    »Um sein Leben? Aber Numur hat doch gar nicht gesagt, dass...«
    »Na und?«, raunte Tasil grinsend. »Schaduk hat ja auch nicht gesagt, dass er seinen Sohn auf den Thron setzen will.«
    Maru blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Zum einen weil Tasil so ungewohnt mitteilsam war, zum anderen weil er offenbar beide Parteien nach Kräften belog.
    »Mach deinen Mund zu und tu, was ich dir aufgetragen habe, Kröte. Erwarte mich dort drüben an dem Wasserspiel. Jetzt lauf – und lass dich nicht erwischen!«
     
    Und Maru lief. Sie eilte mit gesenktem Haupt durch die Gänge, weil das die sicherste Art schien, nicht angesprochen zu werden. Es war früher Abend, aber es gab noch viel Leben auf den Gängen. Verwalter, Schreiber, Diener und Sklaven schritten oder hasteten über die Flure. Niemand hielt Maru auf, niemand sprach sie an.
    Ob der Dolch noch dort war? Der Gedanke traf sie so plötzlich, dass sie fast stehen geblieben wäre. Umati hatte sie gesehen. Und die Frau des Immit war nun wirklich nicht so harmlos und freundlich, wie sie einmal gehofft hatte. Sie musste an Atib denken, an den verklärten Ausdruck auf seinem Gesicht, als er starb. Maru schauderte. Was hatte Biredh über die Untiefen und Strudel
im Strom gesagt? Am gefährlichsten sind die, die man nicht sehen kann. Ob Biredh an Umati gedacht hatte, als er das sagte? Er war ihr begegnet oder sie ihm, je nachdem. Und der Alte war zwar blind, aber er bemerkte Dinge, die anderen verborgen blieben. Leider war es so schwer, etwas aus ihm herauszubringen. Er sprach immer nur in Rätseln oder Geschichten oder seltsamen Bildern. Wie jenem vom reißenden

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