Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
diese Schwierigkeit nicht von selbst löst. Ein Malk, der seinen Bruder tötet und trotzdem gesalbter Raik werden will, wird einiges tun müssen, um die Gunst der
Götter – und des Immit – wieder zu erringen. Die Hochzeit mit seiner Tochter wäre noch das Geringste davon.«
»In der Tat, es wäre gut für uns, jemand anders hätte Iddins Blut an seinen Händen kleben«, sagte Abeq Mahas nachdenklich.
»Der Immit denkt ebenso, deshalb werden sich seine Leute heute Nacht vielleicht zurückhalten, wenn Muqtaq zuschlägt.«
»Sie werden nicht kämpfen?«, fragte Numur verunsichert.
»Sollen sie kämpfen oder nicht, Herr«, warf Schab Emadu großspurig ein. »Meine Krieger werden für dich streiten wie die Löwen!«
»Da ich die Männer von Muqtaq gesehen habe, fürchte ich, ein paar Löwen werden sie nicht aufhalten, Herr«, erwiderte Tasil lächelnd.
»Ich kann weitere Männer herbefehlen, Herr«, setzte der Schab dagegen.
»Nein, das würde Muqtaq misstrauisch machen«, riet Tasil ab. »Es ist viel besser, den Immit in den Kampf hineinzuzwingen.«
»Zwingen? Den Immit? Wie soll das gehen?«, schnaubte Numur aufgebracht. Er war schon wieder rot angelaufen vor Wut. Maru war inzwischen klar, dass nicht er, sondern Abeq Mahas der Kopf hinter all seinen Vorhaben war.
»Ich schlage vor, dass du ihn heute Abend aufsuchst und dich mit ihm berätst. Am besten, du bleibst die ganze Nacht dort. Wenn seine Krieger dich schon nicht verteidigen wollen, so werden sie doch sicher den Immit schützen. Doch achte darauf, eigene Männer mitzunehmen.«
»Wir werden über deinen Rat nachdenken, Urather. Aber ich sehe in all dem, was du hier sagst, immer noch nur zwei, aber keine drei Möglichkeiten. Du solltest unsere Geduld nicht über die Maßen beanspruchen«, sagte Abeq Mahas kalt.
»Verzeih die ausschweifende Erklärung, Ehrwürdiger. Du hast recht, bislang sprach ich davon, dass Immit Schaduk seine Familie
über einen Enkel auf den Thron bringen will. Er hat also die Möglichkeit, entweder Numur oder Iddin zum Schwiegersohn zu nehmen. Allerdings kann es auch sein, dass keiner der beiden Malk die nächsten Tage überlebt. Dann gibt es vielleicht noch einen anderen Anwärter auf den Thron.«
Der Hohepriester des Strydh runzelte die Stirn. »Du glaubst, der Immit will darauf sitzen bleiben?«
»Nein, Ehrwürdiger.« Tasil schüttelte den Kopf. »Immit Schaduk ist die Rechte Hand des Kaidhan. Damit ist er beinahe der Herrscher des ganzen Reiches der Akkesch. Warum sollte er sich mit einem steinernen Stuhl in einer Grenzstadt begnügen? Allerdings hat Schaduk noch einen Sohn in seiner Begleitung...«
Abeq Mahas starrte Tasil verblüfft an. »Narsesch? Dieser Klotz von einem Jungen? Der Immit sollte in Erwägung ziehen, ihn …«
Numur verfärbte sich zu dunklem Rot. »Ich werde ihn töten! Ihn und seinen Bastard!«
»Du wirst heute Nacht vielleicht Gelegenheit dazu haben, Herr«, erwiderte Tasil.
»Schaduk wird diese Nacht nicht überleben!«, zischte Numur. »Er muss sterben!«
»Nein, Herr, noch nicht«, redete Abeq Mahas beschwichtigend auf ihn ein.
Maru spitzte die Ohren. Hatte der Priester wirklich » noch nicht« gesagt?
Numur lief wütend auf und ab. »Der Immit kommt in meine Stadt und setzt sich auf meinen Thron! Er wagt es, mir Befehle zu erteilen! Dann will er mich mit seiner Tochter verkuppeln, und jetzt will er auch noch seinen missratenen Sohn auf meinen Thron heben? Niemals!«
Der Abeq wandte sich von Numur ab. Für einen Augenblick konnte niemand sein Gesicht sehen – niemand außer Maru. Und
für diesen Wimpernschlag zeigte es den Ausdruck grenzenloser Verachtung.
Dann hatte sich Mahas wieder in der Gewalt. Er drehte sich wieder um, trat an den Malk heran und legte ihm die Hand auf den Arm. »Wenn wir klug sind, wird Schaduk mit all seinen Plänen scheitern, Herr. Wir müssen nur weiter besonnen handeln.«
Numur funkelte ihn böse an. »Alter Narr! Besonnen? Schnell müssen wir sein. Du mit deinen kunstvollen Ränken. Was haben sie uns bislang gebracht? Gar nichts! Die Zeit für versteckte Winkelzüge ist vorbei. Wir müssen die Sache entscheiden, bevor es der Immit für uns tut. Mit brutaler Gewalt, wenn es anders nicht geht.« Er wirkte gar nicht mehr wütend, sondern kalt entschlossen. So viel Entschiedenheit hätte Maru dem Malk gar nicht zugetraut.
»Und wie soll das gehen, Herr?«, fragte der Priester nachsichtig, als spräche er mit einem unartigen Kind.
»Wenn Jalis wieder auftaucht,
Weitere Kostenlose Bücher