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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ungefähr gleich groß, doch Iddin schien eine Spur stämmiger zu sein als sein Bruder. Der Schab berichtete ihm leise, dass ein Mann gekommen sei, der ihm Wichtiges zu sagen habe.
    Iddin musterte Tasil mit gerunzelter Stirn. »Nun, Fremder, was gibt es so Bedeutendes, dass du meine Trauer unterbrichst?«
    »Verzeih bitte die Störung deiner … Andacht, Herr, aber dieser Kopf«, erwiderte Tasil und zeigte auf das Haupt, dass einer der Männer hereingetragen hatte, »und dieser Bogen gehörten einem von zwei Männern, die dein Bruder in dieses Tal geschickt hat, um dich zu töten. Sie trugen Waffen der Hakul, um den Verdacht von deinem Bruder abzulenken. Ich dachte, das solltest du wissen.«
    Malk Iddin zuckte bei diesen Worten nicht mit der Wimper. Er schwieg nur einen kurzen Moment und fragte dann ganz ruhig: »Und warum hast du sie daran gehindert, ihren Auftrag auszuführen?«
    Maru war beeindruckt. Der Malk hatte sofort erfasst, was vorgefallen war, und stellte eine Frage, auf die Tasil offenbar nicht vorbereitet war. Es dauerte einen Augenblick, bevor Tasil sich mit einer Gegenfrage aus seiner Verlegenheit rettete. »Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte sie gewähren lassen?«
    »Wenn du die Frage nach deinen Gründen nicht beantworten kannst, Fremder, dann kannst du mir vielleicht sagen, woher du von ihrem Vorhaben wusstest?«

    »Ich habe es zufällig gehört, Herr.«
    »Zwei Männer schleichen in dieses Tal, um mich zu töten – und das hast du gehört? Deine Ohren müssen außergewöhnlich gut sein. Was hast du denn noch ›zufällig‹ gehört?« Offenbar war dieser Malk weit misstrauischer als sein Bruder und nicht so leicht einzuwickeln.
    »Nun, in Serkesch geschehen merkwürdige Dinge, Herr«, sagte Tasil. »Eine Sandviper wurde im Haus des Raik entdeckt. Denk dir, sie soll versucht haben, Malk Numur zu töten. Dieses Vorhaben misslang jedoch. Man beschuldigte einen Maghai in der alten Stadt, hinter diesem Anschlag zu stecken. Er starb, als ihn ein anderer Maghai in dieser Angelegenheit... zu sprechen wünschte. Nun, Herr, du wirst verstehen, dass ich mich nicht in den Kampf zweier Zauberer einmischen werde, aber als ich hörte, dass dein Leben bedroht sei, da beschloss ich einzugreifen.«
    Maru beobachtete gespannt das Gesicht des Malk, doch dort war keine Gefühlsregung auszumachen. Falls ihn der Tod seines Verbündeten und die Mordpläne seines Bruders beunruhigten, ließ er es sich nicht anmerken. »Das bringt uns zu der Frage zurück, warum du getan hast, was du tatest.«
    »Ich bin fremd in dieser Stadt und diesem Land, Herr. Ich will nicht verhehlen, dass meine Gründe nicht völlig uneigennützig waren. Es schien mir hier möglich, mich der Dankbarkeit eines bedeutenden und großzügigen Mannes zu versichern. Du verstehst vielleicht, dass ich diese Gelegenheit nicht vorüberziehen lassen konnte.«
    »Ah«, sagte Iddin, und es klang beinahe belustigt, »jetzt verstehe ich: Du bist ein Söldner!«
    »Nein Herr, ein Söldner ist ein Mann, der seinen Waffenarm gegen Silber verkauft. Ich hingegen bin ein Reisender, ein Händler, der mit jeder Art Ware handelt, die gefragt ist.«
    Der Malk nickte und winkte den Schab heran. »Geh in den Ahntempel
und sage dem Abeq, dass ich fünfzig, nein, sagen wir sechzig Segel Silber aus der Schatztruhe der Ahnen benötige.«
    »Ja, Herr.«
    Der Schab verschwand in dem Tempel zur Rechten. Das war also der Tempel, von dem Kwem gesprochen hatte, der Ort, an dem die Statuen der an Uos Tafel über die Stadt wachenden Raik standen. Über den Felsen war der neue Tag zu erahnen. Das Dach des Tempels verfärbte sich rötlich. Maru hätte ihn gern von innen gesehen.
    »Du bist sehr großzügig, Herr«, sagte Tasil, »doch bin ich nicht nur wegen der Belohnung hier, sondern auch, um dich zu warnen.«
    »Noch mehr Attentäter?«
    »Das weiß ich nicht, Herr, doch wenn der Morgen anbricht, wird dein Bruder seine Krieger schicken, um dich festzunehmen. Er wird behaupten, dass du versucht hast, ihn umzubringen, dass der Maghai in deinem Auftrag gehandelt hat. Er wird darauf bauen, dass er Immit Schaduk von deiner Schuld überzeugen kann.«
    Die Kinnmuskeln des Malk spannten sich. »Der Immit...«, wiederholte er nachdenklich. »Numur mag das versuchen. Ich werde einfach diesen Bogen und den Kopf als Gegenbeweis vorlegen. Immit Schaduk soll ein weiser Mann sein. Er wird die Wahrheit erkennen.«
    »Wenn du lange genug am Leben bleibst, ist dies vielleicht eine Möglichkeit,

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