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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sein musste. Der Eingang lag zwei Schritt über dem Boden und war nur über einen schmalen Steg zu erreichen. Dieser führte über eine breite viereckige
Grube. Das war seltsam. Warum hob man eine Grube aus, wenn man dann mühsam einen Steg darüber bauen musste, um ins Grab zu gelangen?
    Erst auf den zweiten Blick sah sie, dass die Senke nicht leer war. Menschliche Köpfe waren zu sehen. Das musste die Grube sein, von der der Schab gesprochen hatte. Ein niedergebranntes Wachfeuer rauchte vor einem Sandhaufen. Offenbar wurden darin Sklaven gefangen gehalten, doch den Zweck verstand sie nicht. Maru bemerkte, dass noch weitere Gräber in den Fels gehauen waren. Sie waren leicht an den großen Steinplatten zu erkennen, die sie verschlossen hielten. Eine solche Platte entdeckte sie auch über dem Grab von Raik Utu. Sie war auf einem starken Gerüst in die Höhe gezogen worden und sah ungeheuer schwer aus. Mehrere starke Holzstämme stützten sie. Es mussten viele Hände geholfen haben, sie dort hochzubringen.
     
    Dann sah Maru etwas, was sie noch mehr überraschte: einen Gemüsegarten. Irgendjemand hatte sich bemüht, dem sandigen Boden etwas Essbares abzuringen. Das Ergebnis sah kärglich aus. Das war nicht anders zu erwarten, dachte Maru, denn die armseligen Beete würden die meiste Zeit des Tages im Schatten liegen. Wer immer diesen Garten angelegt hatte, musste bescheidene Ansprüche an die Ernte stellen. Immerhin gab es einen Brunnen und ein System kleiner Gräben, das für ausreichend Bewässerung sorgte. Jetzt stand dort Tasils Pferd und knabberte an einigen Gerstenhalmen. Jemand saß in einem der Gräben und sah ihm zu. Utukku!
     
    Maru ging langsamer.
    »Dieses Tier hat keine Angst, Maru Nehis«, begrüßte er sie.
    Angst? Angst war es nicht, was Maru verspürte. Der Daimon hatte bislang nicht versucht, ihr Schaden zuzufügen. Im Gegenteil, in der Sache mit dem Maghai hatte er ihr sogar geholfen, wenn
auch nicht sehr. Dennoch hatte sie bei diesem Wesen ein ungutes Gefühl. Es sprach in Rätseln, und sie wusste immer noch nicht, was es von ihr wollte.
    »Ich grüße dich, Utukku«, sagte sie vorsichtig. Es war das erste Mal, dass sie ihn zur Gänze und bei Tageslicht sah. Sein Körper war von menschlicher Gestalt, aber von den seltsamen dunkelroten und -blauen Mustern überzogen, die sie bei der ersten Begegnung im Hafen in seinem Gesicht gesehen hatte. Er war nackt, soweit sie das beurteilen konnte. Da fiel ihr etwas auf, das sie wieder daran erinnerte, was er war. Er saß im Gras, aber er knickte die Halme nicht. Es sah so aus, als würden sie durch ihn hindurchwachsen.
    »Der Boden bebt«, sagte Utukku.
    Maru versuchte zu verstehen, was der Daimon meinte. Sie blieb stehen. Irgendwo grüßte ein Vogel den Morgen. Die Hufe des Pferdes scharrten im Sand. Von einem Beben der Erde war nichts zu merken. »Ich spüre nichts.«
    »Sie sind bewaffnet.«
    Maru runzelte die Stirn. Warum konnte der Daimon nicht einfach sagen, was er meinte? Vielleicht war es das! Er konnte es nicht sagen! Es schien, als würden ihm die richtigen Worte fehlen. Dann verstand sie. »Krieger? Du hörst das Marschieren der Krieger von Malk Numur?«
    Es dauerte eine ganze Weile, bevor Utukkus Silberstimme antwortete. »Es sind viele.«
    Maru schluckte. Die ganze Zeit wurde schon darüber gesprochen, dass Numurs Männer kommen würden, aber erst jetzt begriff sie, dass es wirklich geschah, dass ihr Leben wirklich und unmittelbar in Gefahr war. »Ja, sie werden uns töten, Utukku. Wenn du also etwas von mir willst, solltest du es schnell sagen, denn es kann sein, dass ich diesen Morgen nicht überlebe.«
    Utukku machte einen schnarrenden Laut, der alles Mögliche bedeuten konnte. »Es ist Wasser im Fels.«

    Es war zum Verzweifeln. Sie sprach vom Sterben, er von Wasser. Er schien in einer ganz anderen Welt zu leben, völlig losgelöst von der ihren. Oder gab es da einen Zusammenhang? Konnte das sein? Es musste so sein! Der Daimon wollte etwas, und er bot ihr etwas an. Sie wusste in beiden Fällen nicht, was es war, aber das würde sie noch herausfinden. Ihr war klar, dass es keinen Sinn hatte, Utukku zu drängen. Sie musste sich gedulden, auch wenn das viel verlangt war. Numurs Männer konnten jeden Augenblick hier eintreffen. Sie wollte sich nicht vorstellen, was dann geschehen würde. Vielleicht hatte Tasil noch einen gerissenen Plan in der Hinterhand, schließlich war er voller Ideen, Ränke und Finten. Irgendetwas würde ihm sicher noch

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