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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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fragte Maru.
    »Oh, er ist der Wächter des Schreins und der Hüter der Riten. Er wohnt im Haus der Ahnen, und er ist derjenige, der für uns mit ihnen spricht.«

    »Also ein Priester?«, fragte Maru.
    »Wenn du so willst. Aber eigentlich trifft es das nicht. Schon gar nicht bei Hana.« Hiri schien nicht allzu viel von ihm zu halten. »So ist das eben mit alten Bräuchen. Manchmal folgt man ihnen einfach zu lange. Sein Großvater war Edaling, und sein Vater auch. Und dann eben Hana. Na ja, du wirst ihn kennen lernen. Ihn und die anderen.«
    Maru hängte ihre Sachen zum Trocknen über die niedrigen Bretter des Verschlags.
    »Gibt es hier einen Tempel?«, fragte Tasil unvermittelt.
    »Einen Tempel? Es gibt das Schreinhaus für Dhanis, wo wir ihn und unsere Ahnen verehren, aber einen Tempel? Nein«, sagte Hiri.
    »Kein Schirqu für die Hüter?«, fragte Maru erstaunt.
    »Wozu? Die Hüter schlafen – warum sollten wir sie mit unseren Gebeten belästigen? Wir verehren Edhil, den Schöpfer der Welt, und Dhanis, den Vater unseres Landes. Andere Götter brauchen wir nicht«, sagte Hiri. Dann schlug sie sich auf die Stirn: »Aber halt, wo habe ich meine Gedanken? Es gibt einen Tempel. Drüben, auf dem Festland. Den hat vor vielen Jahren ein Abeq aus Ulbai eigenhändig errichtet. Aber es wurde ihm bald zu einsam dort, und unser Wetter bekam seinem Schirqu nicht. Er ist eingestürzt. Ihr müsstet ihn gesehen haben, er liegt an der Weggabelung.«
    Das war also der Tempel, an dem sie den Hakul getötet hatten. Tasil schien über die Auskunft enttäuscht zu sein.
    Hiri half Maru, die Decke auszubreiten. Sie setzte ihren Gedankengang fort: »Es ist Regenzeit. Alle sitzen im Samnath und warten, dass Fahs die Schauer endlich weiterziehen lässt.«
    Regenzeit – Maru fand, das war eine sehr angemessene Beschreibung. »Hört es denn irgendwann auf?«, fragte sie.
    »Natürlich«, sagte Hiri lächelnd, »heute vielleicht nicht mehr,
aber der Regenmond ist im letzten Viertel. In vier Tagen kommt der Neue Mond und...«, sie stockte plötzlich.
    »Ja?«, fragte Maru.
    »Nichts. Dann wird es trockener, und es kommt die Zeit der Aussaat. Sonst nichts«, sagte Hiri, die es plötzlich sehr eilig hatte, zurück ins Haus zu kommen. Sie ließ ihre Gäste einfach stehen, und dann hörten sie, wie sie schnaufend die schmale Treppe nach oben hinaufstieg.
    »Ist das nicht eigenartig, Onkel?«, fragte Maru, als die Tür oben ins Schloss fiel.
    Tasil antwortete mit einem Achselzucken: »Awier«, sagte er dann, »ein seltsames Volk. Es heißt, sie seien vom selben Blut wie die Dhanier, vielleicht stimmt das. Auf jeden Fall aber ist dies das Dorf, das ich gesucht habe.«
    Maru runzelte die Stirn. Das Dorf sah armselig aus. Was wollte Tasil hier? Sie hatte ihn unterwegs danach gefragt, aber wie immer keine befriedigende Antwort bekommen.
     
    Sie zogen trockene Kleider an. Maru musste lächeln, als sie in ihr graublaues Garwan schlüpfte. Es war eigentlich nichts Besonderes, ein schlichtes ärmelloses Gewand, das knapp über den Knien endete und als einzige Zier einen schmalen Gürtel hatte. Aber es war noch nicht lange her, da hatte sie nur ein einziges Kleid besessen, und das hatte mehr von einem Sack als von einem Gewand gehabt. Jetzt besaß sie drei. Tasil hatte Wort gehalten. Als sie vom Grab Utus flohen, war ihr erstes Ziel eine Siedlung der Salzleute gewesen, wo Tasil ein Pferd und, wie versprochen, auch bessere Kleider für sie gekauft hatte. Sie waren dann nach Süden geritten, weiter durch das Land der Romadh, immer am Rand der Balas, der Salzwüste, entlang. Am Anfang hatte Tasil zur Eile getrieben. Doch nach und nach war klar geworden, dass sie nicht verfolgt wurden. Maru wusste inzwischen, dass man in Serkesch andere
Sorgen hatte. Krieg war ausgebrochen, und sie war froh um jede Stunde, die sie sich vom Reich entfernten. Über sein Ziel hatte sich Tasil lange in Schweigen gehüllt. Er schien etwas abzuwägen und führte Selbstgespräche in dieser Zeit. Schließlich waren sie in den Vorbergen der Imuledh angekommen. Hier hatte er eines Morgens die großen Leinensäcke mit der Beute aus dem Grab Utu-Hegaschs geschultert und war zwischen den Felsen verschwunden. Maru hatte einen ganzen Tag gewartet. Dann war Tasil zurückgekommen – ohne die Säcke. Wo er sie versteckt hatte, oder zu welchem Zweck, darüber schwieg er sich aus. Bis dahin hatten sie ein bequemes Leben geführt, sie hatten weder stehlen noch irgendwelche Gräber ausrauben

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