Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
wird deine Axt hier sehr nützlich sein, Bolox von den Farwiern«, sagte Tasil plötzlich. Er schwieg einen Augenblick, um die anderen zappeln zu lassen, dann sagte er: »Wir brauchen eine Ramme. Der Stamm einer jungen Weide müsste es tun.«
»Ich werde diesen Tempel nicht verlassen«, erklärte Bolox bestimmt.
»Wir sind doch nur im Vorraum«, erwiderte Tasil verblüfft. Er hatte offenbar mit mehr Beifall gerechnet.
»Störrisch wie ein Esel, dieser Farwier«, rief Ulat erzürnt.
»Du kannst ja gehen und uns einen Stamm mit deinem Speer fällen, Akkesch«, blaffte Bolox zurück.
»Es wird vielleicht gar nicht nötig sein, dass ihr Gewalt anwendet«, sagte Biredh sanft. Er saß mit Lathe auf einer der untersten Stufen. Das Mädchen sah erschöpft aus. »Ich bin sicher, dass es eine Vorrichtung gibt, die diese Tür öffnet.«
»Und warum bist du dir da so sicher, alter Mann?«, wollte Tasil missmutig wissen.
»Weil ich sie hier neben mir spüre, Urather.«
Meniotaibor nahm Bolox die Lampe aus der Hand.
»Ich sehe nichts, nur schwarze Zeichen an der Wand.«
»Gibt es denn viele solcher Zeichen hier, Iaunier?«
»Nein, es sind die einzigen, alter Mann«, sagte Meniotaibor erstaunt, nachdem er die Treppe ausgeleuchtet hatte.
»Was soll uns schwarze Farbe helfen?«, brummte Tasil.
»Es ist nicht nur Farbe, Urather, ich kann hören, dass die Wand dort durchbrochen ist.«
Meniotaibor befühlte die Wand. »Tatsächlich!«, rief er. »Das sind Vertiefungen! Aber sag, alter Mann, wie ist das möglich? Wie kann ein Mensch Löcher im Stein hören?«
Biredh lachte laut auf. »Das kann ich nicht. Aber eure Stimmen hallen von den Wänden, und hier, dicht neben meinem Ohr, da wird der Schall eigenartig gebrochen.«
Meniotaibor sah den blinden Erzähler mit einer Mischung aus Misstrauen und Bewunderung an. »Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben kann, alter Mann, aber an dir ist mehr dran, als man sieht, viel mehr.«
»Und, was hat es nun mit diesen Löchern auf sich?«, wollte Ulat wissen.
Sie versammelten sich um die Zeichen, um sie zu begutachten, und schoben Biredh einfach zur Seite. Sie griffen in die Vertiefungen, einer nach dem anderen, ohne dass sich viel tat. Einmal klickte es, und alle drehten sich hoffnungsvoll zur Tür, aber mehr als das Klicken geschah nicht. Maru hielt sich zurück. Sie war unruhig. Das ungute Gefühl, es wollte einfach nicht weichen. Sie sah den anderen zu, die sich bald wieder stritten. Einer warf dem anderen vor, es falsch anzufangen, versuchte es dann selbst, war ebenso erfolglos und musste sich dann ebenfalls beschimpfen lassen, bis das Spiel wieder von vorne begann. Maru betrachtete die Zeichen. Es waren drei, und sie hatte ähnliche auch schon oben am Opferstein gesehen. Es waren eine menschliche Figur, ein langes Boot und eine gewundene Schlange. Das sagte ihr etwas. Sie fuhr mit ihrer Zunge nachdenklich über die Lippen. Wie sie dem Streit der Männer entnehmen konnte, hatten die Figuren eine unterschiedliche Anzahl von Vertiefungen. Die Schlange und das Boot hatten zwei, der Mensch nur eine. Eigentlich war es ganz einfach.
»Darf ich es einmal versuchen?«, fragte sie.
Die Männer sahen sie an, als sei sie eine fünfbeinige Ziege, und Meniotaibor lachte bitter auf: »Jetzt will sich auch noch das Mädchen einmischen. Die Hüter mögen uns beistehen!«
Aber sie ließen sie dann doch gewähren. Maru betrachtete die Zeichen genau. Dann drückte sie in der Reihenfolge, die ihr am naheliegendsten erschien: Kopf der Schlange, Bug des Bootes, Mensch, Heck des Bootes, Bauch der Schlange. Es klickte, dann knirschte es hinter der Wand, und plötzlich schwang die Tür zum Tempel mit einem tiefen Stöhnen auf. Für einen Augenblick verschlug es den Männern die Sprache. Dann stürmten sie zur Tür. Sie hielten sich nicht damit auf, Maru zu danken.
»Du bist klug, Maru Nehis«, sagte Biredh.
»Hast du gewusst, wie es geht? Warst du schon einmal hier, Biredh?«, fragte Maru, einem plötzlichen Verdacht folgend.
»Nein, Maru Nehis, und noch einmal nein«, sagte er, und dann strich er mit der Hand über das Haar von Lathe, die neben ihm saß und sich an ihn geschmiegt hatte. »Sieh nur, Maru Nehis, die Unschuld, sie ist eingeschlafen.«
Von der anderen Seite der Tür erklangen die lauten und aufgeregten Rufe der Männer.
»Dann sollten wir sie wecken, Biredh, vielleicht will sie die Wunder dieses Tempels ebenfalls sehen.«
Als Maru endlich den Tempel betrat, verschlug es
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