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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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das völlig verdrängt, aber der Blinde hatte Recht. Sie mussten weit unter der Wasseroberfläche sein. Sie lief weiter, erreichte
Tasil und flüsterte: »Ist das klug, die beiden da oben allein zu lassen, Onkel?«
    »Warum denn nicht, Kröte?«
    »Ich fürchte, sie gehen sich noch gegenseitig an die Kehle.«
    »Sollen sie nur, dann bleibt mehr für uns«, antwortete Tasil grimmig.
    Maru war sich nicht sicher, ob das nur ein grausamer Scherz war, oder ob er das ernst meinte. Sie waren am Fuß der Treppe angelangt. Dort erwartete sie ein offener Raum, dessen Wände mit sehr vielen Zeichen geschmückt waren. Sonst war er beinahe leer. Dann entdeckten sie hinter einer der vier starken Säulen, die die Decke stützten, eine grobschlächtige, hölzerne Truhe. Sie war verschlossen. Bolox brauchte nur einen einzigen Hieb, um sie zu zerschmettern. Zwischen den zerbrochenen Brettern quoll ein matt schimmernder Strom aus Silber und Gold hervor.
    »Das ist es, das ist es«, flüsterte Bolox ergriffen.
    »Die sind hübsch«, sagte Lathe und hob eine runde goldene Münze auf. Sie hatte ein kleines Loch in der Mitte.
    »Die Ringe!«, jubelte Tasil und bückte sich.
    Das Blatt einer Axt schob sich zwischen seine Hand und das Gold. »Halt, Urather!«
    »Was soll das, Bolox?«, zischte Tasil und griff nach seinem Dolch.
    »Ich habe diese Kiste geöffnet, sie gehört mir.«
    »Sagt wer?«
    »Sagen meine Axt und ich.«
    Tasil richtete sich auf und blitzte Bolox an: »Ich denke, du solltest dir das gut überlegen, Farwier.«
    »Da gibt es nichts zu überlegen, Urather.« Bolox trat einen Schritt zurück und spannte seine Muskeln. Die blaue Farbe war von seinen Armen beinahe ganz verschwunden. Nur die Zauberzeichen waren gut zu sehen.

    Maru starrte fassungslos von einem zum anderen. Wiederholte sich jetzt das, was sie eben einen Stock höher erlebt hatten? Sie sah, dass Vylkas Abstand zwischen sich und die beiden Streitenden brachte. Er wog seinen Wurfspeer sorgsam in der Hand. Seine tief liegenden Augen wanderten besorgt hin und her. Offenbar überlegte er noch, für wen er Partei ergreifen würde. Sein Blick streifte sie, und Maru begriff mit Schrecken, dass auch sie sich bei diesem Streit nicht heraushalten konnte.
    »Hier gibt es noch mehr«, rief Biredh plötzlich.
    »Was meinst du, alter Mann?«, fragte Tasil, ohne Bolox aus den Augen zu lassen.
    »Hinter dieser Wand. Ich spüre einen Luftzug.«
    Einen Augenblick lang blieb die feindselige Anspannung noch bestehen, dann sagte Tasil: »Gut, sehen wir uns das an. Vielleicht ist es ja genug, um diesem gierigen Farwier den Hals zu stopfen.«
    Es zeigte sich, dass Biredh eine weitere steinerne Tür entdeckt hatte. Sie war beinahe nahtlos in die Wand gefügt und mit dem Auge kaum zu erkennen. Vylkas klopfte sie ab. »Nicht sehr dick«, sagte er.
    »Lass sehen, Dakyl«, sagte Bolox. Er holte aus und schlug mit der Schaftseite seiner Axt zu. Die Tür erzitterte.
    »Noch einmal«, rief Tasil.
    Bolox holte erneut aus. Hatte er sich eben noch zurückgehalten, ließ er nun seine Waffe mit voller Gewalt gegen die Steine donnern. Es krachte, und die Tür bekam einen langen Riss. Ein dritter Schlag zerschmetterte sie.
    »Guter Schlag, Bolox«, lobte Tasil. »Willst du diese Tür auch behalten? Schließlich hast du sie geöffnet.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Bolox mit finsterer Miene.
    Der Geruch von Moder und Feuchtigkeit schlug ihnen entgegen. Es war wieder eine Treppe, und wieder führte sie nach unten.
    »Wie tief geht es hier denn noch hinunter?«, fragte Maru staunend.
    »Bis nach Ud-Sror«, sagte der Dakyl düster und vollführte seine Geste gegen das Unglück.
    »Unsinn«, rief Tasil. »Sieh doch die Flamme, wie sie flackert. Da strömt Luft. Ich glaube, es gibt dort einen zweiten Ausgang!«
    »In Ud-Sror«, bekräftigte der Dakyl.
    Maru lief ein Schauer über den Rücken. Warum war er so erpicht darauf, dass diese Treppe in der Stadt der Toten enden sollte? Dann näherte sich etwas. Maru fühlte so etwas wie die kaum wahrnehmbare Spannung vor einem Gewitter. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Dann war es da. Es war draußen, im schwarzen Wasser jenseits dieser Mauern. Es war groß, schwarz und uralt, und es streifte die Insel, als es langsam vorbeiglitt. Sie konnten es hören, ein langes, schleifendes Geräusch. Ein leichtes Zittern lief durch den Boden. Sie alle erbleichten, selbst Tasil.
    » Sie ist hier«, flüsterte Biredh. Lathe klammerte sich an ihn. Maru hielt den Atem an.

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