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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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abgeerntet, die Jungtiere selbständig und die Männer gelangweilt waren. Dann marschierten kleine Heere kreuz und quer durch die staubige Ebene, und nur manchmal kam man sich so nah, dass tatsächlich gekämpft werden musste. Wirklich blutig waren diese Scharmützel schon lange nicht mehr. Es reichte gerade, um hinterher, an langen Winterabenden, ein paar Geschichten zu erzählen.
    »Was hat dich bewogen, deinen so gefährlichen Platz jetzt zu verlassen?«, fragte Tasil mit spöttischem Unterton.
    Der Akkesch sah ihn scharf an. »Du weißt vielleicht, Urather, dass wir Krieg haben und dass der Feind nach Ulbai vorstößt. Was soll ich da noch in den Mukas? Ich war nicht der Einzige, der unseren Schab aufgefordert hat, unseren sinnlos gewordenen Posten zu verlassen, um dort hinzugehen, wo Krieger ihren Mut beweisen können. Dieser Feigling wollte davon jedoch nichts wissen. Also habe ich, mit diesem tapferen jungen Kydhier hier, unserer Ansai den Rücken gekehrt, um mich dem Heer des Kaidhans anzuschließen.« Bei diesen Worten deutete er auf den jungen Mann an seiner Seite. Der Kydhier errötete.
    »Du solltest vielleicht nicht verschweigen, Ulat, dass du dir davon
eine fette Belohnung erhoffst«, warf einer der beiden Männer ein, die Maru bislang keinem Volk hatte zuordnen können. Er war hager, braungebrannt und von einer tiefen Narbe auf der linken Wange gezeichnet.
    »Ich bin kein Söldner, Iaunier«, entgegnete Ulat scharf.
    »Ich schon«, erwiderte der andere gelassen.
    Maru kannte dieses Volk bisher nur vom Hörensagen. Die Iaunier lebten in großen Städten am nordwestlichen Rand des Schlangenmeeres. Sie galten als gerissene Händler, kühne Seefahrer und – gewissenlose Räuber.
    »Ich bin Meniotaibor aus Pleigos«, stellte sich der Iaunier jetzt vor. »Ich war Rudermeister eines schnellen Schiffes, doch das Schicksal war uns nicht wohlgesinnt. Ein schwerer Sturm hat uns erwischt, und unser Schiff ging auf einer Sandbank verloren. Meine Gefährten beschlossen, sich zu Fuß in die Heimat durchzuschlagen, doch ich wollte nicht mit leeren Händen heimkehren. Ich suchte eine Möglichkeit, etwas Silber zu verdienen, und wie man hört, verspricht Luban-Etellu reichen Lohn. Der Schweigsame hier an meiner Seite ist Vylkas, ein Dakyl aus den Wolfsbergen. Wir trafen uns unten an der Küste und wanderten gemeinsam hierher.«
    »Dann seid ihr alle hier, um für Luban zu kämpfen?«, fragte Tasil.
    »So war es gedacht«, bestätigte Meniotaibor.
    Ulat sah missmutig drein und sagte: »Aber wir kämpfen aus unterschiedlichen Gründen, damit du es weißt, Urather.«
    »Mir ist gleich, weshalb ihr für den Kaidhan streiten wollt«, antwortete Tasil, »doch gestattet mir eine Frage: Warum seid ihr in diesem Dorf und nicht in Ulbai, das doch keinen Tag entfernt liegt?«
    Meniotaibor lächelte: »Nun, Urather, die Nachrichten, die wir aus Ulbai erhalten, sind widersprüchlich. Es ist sicher, dass der
Kaidhan viele tapfere Krieger braucht, um seine Stadt zu verteidigen, weit weniger sicher ist jedoch, dass er sie auch bezahlen kann. Vor allem, wenn er, und danach sieht es aus, diesen Kampf verlieren sollte. Es ist für einen Fürsten immer viel leichter, guten Lohn zu versprechen als auszuzahlen.«
    »Auch ich habe gehört, dass der Krieg nicht gut für Luban läuft«, sagte Tasil.
    »Du hast Nachrichten von den Kämpfen?«, fragte der Akkesch. »Das ist gut, denn wir haben seit Tagen nichts gehört.«
    »Ich bezweifle, dass ich Neues zu berichten weiß, doch heute traf ich auf dem Weg einen Richter, der aus Ulbai geflohen war.«
    »Ein Richter, der vor Numurs Heer flieht? Zu meiner Zeit hatten diese Männer mehr Rückgrat«, meinte Ulat abfällig.
    »Er floh nicht vor Numur, ehrenwerter Akkesch. Vor Luban ist er geflüchtet. Er beklagte sich bitterlich, dass das Gesetz in Ulbai nichts mehr gelte. Alle Männer würden ohne Ansehen von Stand und Abstammung zum Heer eingezogen. Die Werber streifen durchs Land und locken Bauern und Fischer mit falschen Versprechen ins Heer. Und wer nicht überredet werden kann, wird gezwungen. Er beklagte auch, dass sogar Kydhier jetzt Akkesch befehligten.«
    »Die Zeiten ändern sich wohl«, brummte Ulat kopfschüttelnd.
    Tasil erzählte, was der Richter über die angeblichen Siege Lubans von Serkesch bis Esqu erwähnt hatte. Der Dakyl stieß einen verächtlichen Laut aus, und Meniotaibor, der Iaunier, grinste breit. »Ich verstehe. Ich kenne dieses Land nicht gut, aber wenn jede dieser

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