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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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oder vielleicht auch nur der Erzähler,
dass Tiuf sich mit beiden Töchtern zur selben Zeit im Garten verabredete, was kein guter Einfall war. Der folgende, laute Streit der beiden Frauen rief zuerst den wütenden Vater, dann den wilden Eber auf den Plan. Biredh schilderte anschaulich, wie sich alle, Vater, Töchter und Held, voller Angst in eine morsche Eiche retteten. Tiuf kletterte aber auf einen großen Ast, der so verfault war, dass er unter seinem Gewicht brach. Der Held stürzte mit dem Ast in die Tiefe und genau auf den gefürchteten Eber, der von der Masse aus Mann und Holz erschlagen wurde.
    »Und so kam es«, schloss Biredh, »dass der Reiche für sein Silber nicht nur vom wilden Eber befreit, sondern neun Monde später, als der Held Tiuf längst in der Fremde neue Abenteuer bestand, gleich zweimal Großvater wurde.«
     
    Es wurde viel gelacht, als die Geschichte zu Ende war. Dann begann die Versammlung, sich aufzulösen. Eltern schleppten ihre zeternden Kinder heim, Frauen holten ihre unwilligen Männer ab. Der Regen hatte nachgelassen. Für Maru gab es jetzt kein Entkommen mehr. Der Farwier, sein Name war Bolox, bestürmte sie mit Fragen. Er war noch recht jung, vielleicht zwanzig, und sehr neugierig. Maru hatte sich in der Zwischenzeit an Tasils Rat erinnert, bei einer Lüge immer möglichst nah an der Wahrheit zu bleiben. Und so erzählte sie dem enttäuschten Farwier, dass sie leider keinerlei Erinnerung, weder an Vater noch an Mutter hatte. Und leider wusste sie auch fast gar nichts über das ruhmreiche Volk der Farwier. Beides entsprach so ziemlich der Wahrheit. Ihre Erinnerungen an ihre Eltern waren wirklich verblasst. Da war nur das, was Jalis, der Maghai, ihr in einem Wachtraum gezeigt hatte. Der Geruch ihrer Mutter, das Stoppelfeld, über das sie gerannt war, und die kleine bronzene Schlange, die vermutlich ihrem Vater gehörte, der vielleicht, auch wenn Jalis selbst es kaum hatte glauben wollen, ebenfalls ein Maghai gewesen war.

    »Ich verstehe«, entgegnete Bolox, »und ich sehe, dass dein Vater dich auch nichts lehren konnte über den Schutz vor den Gefahren dieser Welt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht ist das in diesen Gegenden anders, doch in der Heimat wissen wir um die Geister, die in den Bäumen und Steinen wohnen. Unsere Wälder sind groß und dunkel, und nur unsere Äxte verschaffen uns Licht. Siehst du diese Zeichen?« Er deutete auf die dunkelblauen Linien, die seinen Körper schmückten. »Sie verhindern, dass uns die Geister der gefällten Bäume nachstellen. Wenn du willst, kann ich dich lehren, sie zu verwenden.«
    »Später vielleicht«, murmelte Maru. Es lag etwas in den Augen des jungen Farwiers, das ihr nicht gefiel. Sie war froh, dass sich jetzt Biredh ihrer Gruppe näherte. Sie sprang auf. »Ich grüße dich, Biredh, nimm meinen Platz.«
    »Sei auch du mir gegrüßt, Maru Nehis. Du bist weit von deiner Heimat entfernt.«
    »Ja, Urath ist weit«, sagte Maru schnell.
    »Ihr kennt euch?«, fragte Bolox überrascht.
    »Wer kennt den berühmten Erzähler Biredh nicht?«, warf Tasil ein, der hinter Bolox saß.
    »Ich kannte ihn bislang nicht, und das bedaure ich zutiefst«, sagte der Alte, den Maru für einen Akkesch hielt. Sein bronzener Brustharnisch und ebensolche Arm- und Beinschienen ließen keinen Zweifel daran, dass er ein Krieger war. Er war grauhaarig, und es schien, als sei ihm die Rüstung etwas zu groß. Vielleicht hatte sie ihm besser gepasst, als er jünger und kräftiger gewesen war. Maru fragte sich, warum er sie an diesem friedlichen Ort nicht abgelegt hatte.
    »Ich danke dir für deine freundlichen Worte, Ulat«, erwiderte Biredh bescheiden lächelnd. In seinen leeren Augenhöhlen tanzten
die Schatten, und Maru fragte sich wieder einmal, wie er seine Augen verloren hatte.
    »Es war mir leider nicht vergönnt«, sagte Ulat, »denn, wie ihr wisst, war mein Platz stets dort, wo gekämpft wurde, in vorderster Linie, in den Hlain Mukas. Da war wenig Zeit für Zerstreuung, und nie verirrte sich ein Erzähler in diese gefährliche Gegend.«
    Maru kannte die Hügelkette, von der der Akkesch sprach. Sie überragte die weite Ebene der Fal-Hajd, wo seit Menschengedenken um Weiden gestritten wurde. Erst hatten dort die Budinier gegen die Kydhier gekämpft, und als diese von den Akkesch besiegt worden waren, setzten jene den Krieg fort. Maru wusste aber auch, dass diese Kämpfe seit vielen Jahren fast nur noch ein Ritual waren. Man zog in den Krieg, wenn die Felder

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