Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
reichen, sie zu bezwingen, Farwier.«
Bolox sah ihn zweifelnd an. Ein unbezwingbarer Gegner schien etwas zu sein, das er sich einfach nicht vorstellen konnte. Er strotzte vor Selbstvertrauen.
»Ihre Haut mag dick sein«, sagte er stolz, »aber meine Axt ist groß und scharf. Wenn ich nur eine Handvoll guter Männer aus meiner Heimat hätte, dann...«
»Hast du nicht zugehört, Bolox aus dem Waldland? Sie ist ungezählte Jahre alt, und es ist gar nicht gesagt, dass sie überhaupt sterblich ist. Sie ist eine Geißel, von den Göttern gesandt, um die Menschen zu prüfen.«
»Soweit ich weiß«, warf Tasil ein, »ist sie schon in früheren Zeiten immer wieder aufgetaucht, doch ist sie auch stets nach kurzer Zeit wieder verschwunden.«
»So erzählt man es sich«, bestätigte Skeda, »doch lebt niemand mehr, der es bezeugen könnte.«
Maru fiel auf, dass weder Hana noch Taiwe etwas sagten. Hana starrte auf den Fußboden. Die Zurechtweisung durch die Ältesten schien ihm noch zu schaffen zu machen, vielleicht dachte er auch an den sicher bevorstehenden Ärger mit seiner Frau. Aber auch in Taiwe schien etwas zu arbeiten. Plötzlich fing sie einen durchdringenden Blick von ihm auf. Es lief ihr kalt den Rücken herunter, ohne dass sie hätte sagen können, warum.
»Aber haben die Altvorderen euch nicht überliefert, wie sie zu besiegen ist?«, fragte Tasil. Es klang besorgt. Maru erkannte, dass er Anteilnahme vortäuschte. Sie war sicher, dass er auf etwas Bestimmtes hinauswollte. Was hatte ihm dieser Schreiber nur erzählt? Maru bemerkte einen kummervollen Zug in Taiwes Gesicht. Hana und Skeda tauschten einen kurzen, schwer zu deutenden Blick aus.
Sie verbergen etwas , dachte sie. Und wenn ihr das auffiel, war es Tasil sicher auch nicht entgangen.
Skeda zögerte, bevor er Tasils Frage beantwortete. »Es ist, wie
gesagt, schon viele Jahre her. Das letzte Mal geschah es, bevor die Akkesch in dieses Land kamen. Es heißt, dass sich damals die Maghai aus ganz Awi versammelten, um die Erwachte zu bannen. Sie sollen sieben Tage an dem Bann gewoben haben. Sie hatten Erfolg, doch, wie du siehst, nicht für immer.«
»Ah, die Maghai...«, sagte Tasil gedehnt.
»Unheimliche Burschen, wenn ihr mich fragt«, murmelte der Akkesch.
»Aber die Maghai sind wenige geworden, und sie haben sich in alle Winde zerstreut«, sagte Skeda seufzend. »Jalis, der Mächtige, der hätte vielleicht etwas gegen dieses Untier ausrichten können. Aber er ist vor einem Jahr in den Norden gegangen, und seither haben wir nichts mehr von ihm gehört. Nein, von den Zauberern haben wir keine Hilfe zu erwarten.«
Maru schluckte betroffen. Sie war dabei gewesen, als Jalis unter Tasils Dolch starb. Und noch jemand wusste darüber Bescheid: Biredh! Aber der blinde Erzähler saß schweigend da und schien versonnen zu grübeln. Auch Tasil ließ sich nicht anmerken, dass dieser Name heikel für ihn war.
Die Männer im Samnath hingen ihren Gedanken nach. Nach einer angemessenen Pause sagte Tasil gelassen: »Ich hörte außerdem etwas von einem heiligen Ort. Es heißt, es gebe da, verborgen im Schwarzen Fenn, einen Tempel aus Gold.«
Das war es also! Endlich verstand Maru die Heimlichtuerei der letzten Tage. Deshalb wollte Tasil also unbedingt in diesen Sumpf und nicht in die Stadt. Ein Tempel aus Gold! Das war etwas, dem er unmöglich widerstehen konnte.
Es war erstaunlich, welche Wirkung dieses kleine Wort auf die Söldner hatte: Gold – das Metall des Kaidhans, ihm allein vorbehalten, Gold – wertvoller als Silber und selbst Eisen! Maru konnte sehen, dass in den Augen der Krieger ein gefährlicher Funke aufglomm.
Tasil hatte ihre Gier geweckt. Nur der Farwier Bolox schien mit seinen Gedanken irgendwo anders zu sein. Er starrte sie auf eigentümliche Weise an.
Skeda schüttelte unwillig den Kopf: »Das ist die größte von all den Lügen, die über dieses Dorf erzählt werden! Ein goldener Tempel? Wo hast du das her, Urather?«
Tasil lächelte. »Es ist schon einige Tage her, da traf ich in der Hafenstadt Karaq einen Flüchtling, wie es so viele gibt in diesen Tagen. Es war ein Schreiber, vom Hof in Ulbai. Er kannte viele Geschichten über die Stadt und das Land. Und auf mich machte er, wenn ich das sagen darf, einen ehrbaren Eindruck. Er wirkte nicht wie ein Mann, der Lügen weitergibt, ehrwürdiger Skeda.«
»Bei Dhanis, wir sind nur arme Fischer!«, rief Skeda und verdrehte die Augen. »Und doch verfolgt uns diese Geschichte seit hundert
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