Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Flanke angreifen«, rief Ulat, »so haben wir Akkesch von alters her noch jeden Feind bezwungen.«
»Und wie willst du einem Tier, das im Wasser lebt, in die Flanke fallen, edler Akkesch?«, fragte Meniotaibor.
»An Land, wir müssen sie an Land zwingen!«
»Kriegstaktik der Akkesch«, rief Bolox voller Verachtung, »immer umständlich, immer langwierig. Schnell müssen wir sein! Wir müssen sie nur finden, meine Axt besorgt den Rest.«
Eines musste ihm Maru lassen, er verfügte über grenzenloses Selbstvertrauen.
»Nun, deine Axt ist scharf, Farwier, das habe ich gesehen«, sagte Meniotaibor, »aber nach allem, was ich höre, ist diese Schlange hundertmal größer als so eine Flussechse. Da brauchen wir vielleicht etwas Besseres.«
»Ah, und unser schlauer Iaunier hat natürlich schon einen Plan«, meinte Ulat spöttisch.
»Vielleicht habe ich den«, erwiderte Meniotaibor nachdenklich. »Ihr könnt es natürlich nicht wissen, aber vor vielen Jahren wurde meine Heimatstadt Pleigos einmal belagert. Der Feind war uns hundertfach überlegen, aber wir haben ihn vernichtet.«
»Und wir habt ihr dieses Kunststück vollbracht?«, fragte Ulat.
»Wir haben die Brunnen vergiftet«, antwortete der Iaunier schlicht.
»Gift?« Ulat klang angewidert.
»Gift«, bekräftigte Meniotaibor, »wir füttern diese Bestie mit einem vergifteten Köder.«
»Das erscheint mir nicht sehr ehrenhaft«, sagte Bolox zweifelnd.
»Aber erfolgversprechend«, warf Tasil ein. Er hatte dem Streit aufmerksam zugehört. Maru kannte seine Vorgehensweise. Er hielt sich zurück und lenkte, was geschah, aus dem Hintergrund in die Richtung, in der er es haben wollte.
»Wir wissen nichts«, sagte Vylkas plötzlich.
Die anderen sahen ihn überrascht an. Der Dakyl hatte sich bislang gar nicht geäußert.
»Was meinst du, mein Freund?«, fragte Meniotaibor.
»Wie groß ist sie? Wo ruht sie? Wo frisst sie? Wir müssen mehr über sie wissen. Dann machen wir einen Plan«, erklärte Vylkas.
Die anderen schwiegen, vielleicht überrascht davon, dass der Dakyl so viele Worte hintereinander gesprochen hatte.
Schließlich ergriff Tasil das Wort: »Ich glaube, er hat Recht. Ihr müsst mehr über die Awathani erfahren. Ihr müsst sie vor allem finden, oder wenigstens eine Spur von ihr. Dann wird sich der Rest vielleicht von selbst ergeben.«
»Du sprichst immer von ›ihr‹ Urather, ich nehme doch an, dass du uns begleiten willst, oder?«, fragte Ulat misstrauisch.
»Oh, ich verstehe nichts von der Kriegskunst, edler Akkesch, und auch nichts von der Jagd. Ich bin nur ein einfacher Reisender und will euch nicht im Wege stehen.«
Meniotaibor sah ihn nachdenklich an. Schließlich sagte er: »Heißt das, du willst auch nichts vom Gold?«
»So ist es, Meniotaibor. Es steht mir nicht zu. Ich bin kein Held wie ihr. Die Belohnung gebührt allein euch.«
Maru las in den Gesichtern der Krieger. Es war eigentlich leicht zu durchschauen, was Tasil vorhatte, und es klappte: Sie konnte
den Söldnern ansehen, wie sie in Gedanken das Gold erst durch sechs und jetzt durch fünf teilten. Er hatte ihren schwachen Punkt längst gefunden. Die Gier vernebelte ihre Gedanken.
Der Kydhier wurde losgeschickt, um Boote und, wenn möglich, einheimische Führer zu besorgen. Sie wollten gleich aufbrechen, auch wenn es immer noch stark regnete. Tasil bot an, in der Zwischenzeit im Dorf weitere Erkundungen einzuziehen. »Diese Dörfler sind verschwiegen, aber vielleicht verraten sie mir doch das eine oder andere, das eurer Suche weiterhilft.«
»Du bist ein mutiger Mann, Tasil«, spottete Meniotaibor. »Welche Gefahren du auf dich nimmst! Pass auf, dass diese Awier dich nicht fressen.«
»Von einem Urather kann man nicht viel mehr erwarten«, knurrte Ulat missgelaunt. Er schien immer noch damit zu hadern, dass nicht er zum Anführer der Söldner bestimmt worden war. Nach Marus Einschätzung war es allerdings so, dass sie bis jetzt eigentlich gar keinen Anführer hatten – oder vielleicht auch drei.
Arbi, der Kydhier, schaffte es tatsächlich, zwei junge Fischer aufzutreiben, die sich und ihre Boote für die Suche zur Verfügung stellten. Sie machten allerdings zur Bedingung, dass sie sich vom offenen Fluss fernhalten würden. Außerdem verlangten sie zwei Segel Bronze täglich für ihre Dienste. Ulat nannte das unverschämt und versuchte, die beiden Männer herunterzuhandeln. Sie blieben stur. Schließlich würden sie nicht nur ihre Boote, sondern auch die eigene Haut
Weitere Kostenlose Bücher