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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gar nicht sicher, dass sie selbst es auch erleben würde.

ZWEITER TAG

Fakyn
    In großen Kriegen pflegen die Winter streng, die Sommer heiß und die
Regenfälle stark zu sein.
     
Etellu-Kaidhan
     
     
    Nach einer viel zu kurzen Nacht wurde Maru durch einen Fußtritt geweckt.
    »Wach auf, Kröte, es gibt Ärger.«
    Sie schrak hoch. Draußen herrschte ungewisses Dämmerlicht. War die Sonne schon aufgegangen? »Was ist denn los?«, fragte sie verschlafen.
    »Deine Freunde aus Ulbai stehen vor dem Tor«, sagte Tasil.
    Maru versuchte, die Müdigkeit abzuschütteln. Um sie herum waren die Söldner dabei, sich zum Kampf zu rüsten.
    »Seid auf alles gefasst, das sind Akkesch!«, warnte Ulat, der seinen langen Speer in der Hand wog. Er sah besorgt aus.
    »Nahrung für meine Axt«, meinte Bolox mit Augen, die vor Vorfreude auf den Kampf glänzten.
    Kurz darauf rannte Maru mit den anderen hinunter zum Tor. Meniotaibor war bereits dort. Er stritt mit dem Brückenwächter.
    »Aber es sind Krieger des Kaidhans, ich muss die Brücke herunterlassen«, jammerte der.
    »Versuch es, und du bist tot, alter Mann!«, sagte der Iaunier kalt.

    Von allen Seiten liefen die Männer des Dorfes heran. Bewaffnet war allerdings keiner von ihnen. Auch Frauen und Kinder zeigten sich zwischen den Hütten oder am Zaun. Maru sah Taiwe und Skeda, die versuchten, für Ordnung zu sorgen. Sogar Hana ließ sich blicken. Skeldiga war dicht hinter ihm und redete auf ihn ein.
    »Zum letzten Mal: Lasst die Brücke herunter!«, rief es von der anderen Seite.
    Maru erkannte die Stimme wieder, es war der junge Schab. Sie spähte durch eine Lücke im Zaun. Er stand drüben mit zweien seiner Krieger. Sie hatten das äußere Tor aufgebrochen. Das war nicht allzu schwer, in der Nacht war es nicht einmal bewacht. Doch jetzt standen sie an der Rampe der langen Zugbrücke und kamen nicht weiter. Rechts und links des Damms waren Akkesch in den Sumpf hinabgestiegen. Sie suchten wohl nach einem anderen Weg, den Fluss zu überwinden. Wollten sie schwimmen? Maru hätte ihnen abgeraten. Es gab Flussechsen dort unten im Wasser.
    »Ihr seid Untertanen von Kaidhan Luban-Etellu. Erweist euren Gehorsam, oder ihr werdet es büßen!«, schrie der Schab. Seine Stimme überschlug sich.
    Taiwe drängte sich jetzt nach vorne an den Zaun. »Was wollt ihr denn von uns?«, rief er hinüber.
    »Wir suchen tapfere Männer für die Schlacht – und wir wollen die Zauberin, die mich gestern behext hat.«
    »Wir müssen ihn hineinlassen«, rief Hana, »alles andere wäre Wahnsinn!«
    Taiwe warf dem Edaling einen Blick voller Verachtung zu. »Hast du nicht gehört, Hana? Sie suchen tapfere Männer. Du kannst dich also wieder im Schrein verkriechen, so wie gestern.« Dann drehte er sich um und rief dem Schab zu: »Du warst doch gestern schon hier und hast entschieden, dass wir für den Kampf nicht taugen, Herr.«

    Maru hörte, wie Skeldiga zischend auf ihren Mann einredete.
    »Lasst die Brücke hinunter – oder ihr bereut es!«, rief der Schab.
    Taiwe und Skeda sahen einander an. Sie wussten offensichtlich nicht, was zu tun war.
    »Lasst sie ruhig kommen, wir kümmern uns um sie«, sagte Bolox lächelnd.
    »Wenn ihr sie ins Dorf lasst, gibt es ein Blutvergießen«, warnte Tasil.
    »Was geht euch das an?«, fragte Skeda zornig. »Haltet euch da heraus!«
    »Es geht uns sehr viel an, ehrwürdiger Ältester«, sagte Meniotaibor. Er strich mit dem Daumen langsam über seine tiefe Narbe. »Diese Akkesch sollen Kämpfer nach Ulbai bringen. Sie werden also auch uns fragen. Und wir werden Nein sagen, denn wir haben Wichtigeres zu tun, wie du dich vielleicht erinnerst. Wahrscheinlich wird ihnen die Antwort nicht gefallen. Also werden sie uns zwingen wollen – wir lassen uns aber nicht zwingen. Es wird also zum Kampf kommen, und das wollt ihr doch sicher nicht, oder?«
    »Aber wir können uns doch dem Willen des Kaidhans nicht widersetzen«, sagte Skeda.
    »Warum nicht?«, fragte Tasil. »Soll der Schab ruhig noch ein bisschen schreien. Bald werden sie aufgeben und abziehen. Das Heer Numurs wird Ulbai bald erreichen, dann haben sie ganz andere Sorgen. Ich glaube nicht, dass wir diese Eschet jemals wiedersehen werden.«
    »Das ist meine letzte Warnung – senkt die Brücke!«, schrie der Schab.
    Die Sonne hatte sich über den Horizont erhoben. Es war drückend schwül, und der Fluss dampfte in der Hitze. Lang anhaltender Donner rollte über den Himmel. Maru presste ihr Gesicht an den Spalt im Zaun.

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