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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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tragen zumindest die lederne Kleidung der Bergbewohner. Ich halte sie für Söldner, auf dem Weg in die Stadt. Sie waren nur leicht bewaffnet, aber eben zahlreich. Sechzig Mann oder mehr.«
    »Das ist vielleicht die Verstärkung, die wir brauchen«, sagte Ulat und rieb sich nachdenklich die grauen Bartstoppeln am Kinn.
    »Brauchen? Wozu? Um unser Gold mit ihnen zu teilen? Niemals«, sagte Meniotaibor kühl. Dann fragte er Tasil: »Glaubst du, sie kommen hierher?«
    »Nicht unbedingt, denn dieses Dorf ist schwer zu finden. Wenn man nicht weiß, dass es hier liegt, würde man nie den schlechten Weg auf sich nehmen.«
    »Wohl wahr«, meinte der Iaunier grinsend.
    »Dann ritt ich nach Norden, bis zu den Stromschnellen, der steinigen Enge, die Vylkas vorhin erwähnt hat. Ich hatte Glück, denn der Regen ließ nach, als ich dort war. Also kletterte ich auf eine Weide und sah mich um. Ich sah Rauch im Nordosten, viel Rauch, wie von einem großen Heerlager.«
    »Numur?«, fragte Meniotaibor.

    »Ich nehme es an.«
    »Dann ist er näher, als wir dachten«, brummte Ulat.
    »Ich hoffe, ihr könnt damit etwas anfangen«, sagte Tasil bescheiden.
    »Ein guter Späher hätte sicher mehr in Erfahrung gebracht, hätte sich das Lager des Feindes aus der Nähe angesehen. Aber von einem Händler kann man wohl nicht viel mehr erwarten«, meinte der Akkesch.
    »Schön, es sind Krieger in der Nähe«, sagte Meniotaibor mit einem Schulterzucken, »aber eigentlich ändert das gar nichts. Sie werden vorüberziehen, denn sie sind sicher nicht ausgezogen, um dieses jämmerliche Sumpfnest zu erobern.«
    »Aber vorsichtig sollten wir sein, eigene Wachen aufstellen«, forderte Ulat. »Diese Dörfler verstehen nichts vom Krieg und von den Maßnahmen, die in so einem Fall zu treffen sind.«
    »Meinetwegen, Akkesch. Wenn es dir Spaß macht, kannst du gerne einen Wachplan für die Nacht erstellen«, meinte Meniotaibor gähnend, »aber wage nur nicht, mich einzuteilen.«
     
    Sie alle waren müde von den Anstrengungen des Tages. Keiner von ihnen verspürte große Lust, sich an diesem Abend unter die Awier zu mischen. Nach einem schweigsamen Mahl – Tasil machte seine Drohung, Maru hungern zu lassen, dann doch nicht wahr – gingen sie zeitig zu Bett.
    »Onkel?«, fragte Maru leise, als sie in ihrem Verschlag lagen.
    »Was?«
    »Du hast etwas ausgelassen, oder?«
    »Was meinst du?«
    Eigentlich meinte sie vor allem seinen Besuch bei Hana, am frühen Morgen. Sie fragte sich immer noch, was er von dem Edaling gewollt haben mochte. Aber das konnte sie ihn schlecht fragen, schließlich war sie ihm heimlich hinterhergeschlichen. Doch
da war noch etwas anderes: »In deinem Bericht. Die Imricier, Numurs Krieger – was geschieht, wenn sie auf die Eschet aus Ulbai treffen?«
    Tasil lachte leise, bevor er flüsternd antwortete: »Ah, setzt der Verstand der Kröte langsam wieder ein? Nun, ich weiß nicht, was daraus folgt. Außerdem sollte mein kleiner Bericht auch nicht zu gut sein. Ich bin doch nur ein armer Händler, der von solchen Dingen nicht viel versteht.«
    »Und – die Hakul?«
    »Keine Spur von ihnen. Du kannst also beruhigt schlafen. Und das solltest du jetzt auch endlich tun.«
    Aber Maru konnte nicht schlafen. Sie fühlte sich zwar völlig zerschlagen, und jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach Ruhe, aber ihr Geist war hellwach. Sie lauschte dem leichten Regen, der über dem Dorf niederging. Es war viel geschehen. Die Eschet, Wika – und die Awathani! Wenn sie die Augen schloss, sah sie den brodelnden Strom vor sich, und sie vermeinte noch einmal, das Brausen des Wassers zu hören. Selbst der faulige Geruch schien ihr noch in der Nase zu stecken. Sie öffnete die Augen. Der Geruch – er war da! Die Nachtluft war damit durchsetzt. Maru richtete sich auf. Ihr Herz klopfte. So hatte es gerochen, als sie der Awathani begegnet waren. Nein, eigentlich schon vorher! War es – der Schatten? Sie hatte den ganzen Abend immer wieder über diese Begegnung nachgedacht. Sie begann wieder zu zittern, allein durch die Erinnerung an das tosende Wasser und die tödliche Gefahr. Sie riss sich zusammen. Etwas an dieser Gestalt, auch wenn sie sie nur einen Sekundenbruchteil gesehen hatte, war ihr vertraut vorgekommen. Sie schloss die Augen. Konnte das sein? So weit von Serkesch entfernt? Nach einem halben Jahr? Sie stand auf. Wenn es so war, dann ließ sich das herausfinden. Ihr Herz schlug wieder bis zum Hals, aber alles war besser als diese ungewisse Ahnung.

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