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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Sie kroch leise aus ihrem Verschlag und schlich
zum Ausgang. Wollte sie das wirklich? Wollte sie durch die Finsternis schleichen, um einen Schatten zu jagen? Einen Schatten, der sich, nach dem, was sie von Wika wusste, vielleicht in der Nähe der riesigen Bestie aufhielt? Das war eigentlich Wahnsinn. War der Sumpf etwa ansteckend? Beinahe hätte sie gelacht. Die Anspannung war gewaltig. Sie biss die Zähne zusammen und tastete sich durch die Dunkelheit bis zur Tür. Auf der Schwelle saß Arbi, der Kydhier, auf einem Schemel. Ulat hatte ihm die erste Wache gegeben. Er hielt seinen Speer umklammert und – schlief tief und fest. Maru stahl sich an ihm vorbei. Der weiche, kühle Nieselregen wirkte erfrischend. Der Wind kam aus dem Süden und mit ihm der Geruch von Fäulnis. Sie folgte ihm, schlug aber einen Bogen um das Samnath, in dem noch Licht brannte. Eine Stimme drang aus den schmalen Fensterschlitzen: Biredh erzählte. Biredh – sie hatte ihn am Abend nirgendwo gesehen. Auch der Blinde bewegte sich über heimliche und verschlungene Pfade. Er kam und ging, wie es ihm gefiel. Auch ihn umgab ein Geheimnis. Sie dachte an die Traumbilder zurück, die sie in Serkesch gesehen hatte. Biredh im Fluss, umgeben von gelben Schmetterlingen. Sie schüttelte unwillig den Kopf. Sie durfte sich nicht ablenken lassen. Der Weg vor ihr lag in Dunkelheit. Sie schlich weiter voran. Der Geruch wurde stärker, dann wieder schwächer, und plötzlich wieder stärker. Sie folgte ihm. Ganz langsam zog er sie nach Süden, zum Fluss. Spielte da jemand mit ihr? Da war der südliche Hafen. Auf den Wellen im Fluss spiegelte sich schwach das wenige Licht, das die Nacht hergab. Die Umrisse der Schilfboote waren kaum auszumachen. Der Geruch war jetzt sehr stark.
    »Ich grüße dich, Maru Nehis«, sagte eine silbrige Stimme aus der Dunkelheit.
    Alle Zweifel waren beseitigt. Er war es.
    »Utukku«, sagte Maru matt.
    »Wir haben uns gefunden«, sagte der Daimon.

    Gefunden? Sie hatte bestimmt nicht nach ihm gesucht. Etwas bewegte sich zwischen den Booten, etwas mit kupferfarbenen Augen.
    »Was tust du hier?«, fragte Maru.
    »Ich habe auf dich gewartet, Maru Nehis.«
    Es war immer noch schwer, seine Stimme vom Plätschern des Wassers zu unterscheiden.
    »Ich wusste doch bis gestern selbst nicht, dass ich hierherkomme«, sagte Maru.
    »Ich wusste es. Früher. Später. Der Fluss. Ich warte.«
    »Aber warum? Was tust du hier?«
    »Maghai-Blut. Ich brauche es.«
    Maru dachte zurück an die Grabkammer. Drei Tropfen Blut hatte sie ihm gegeben. Und sie erinnerte sich an die warnende Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr gesagt hatte, dass sie das eines Tages bereuen würde. War dieser Tag jetzt gekommen?
    »Ich habe es dir doch schon gegeben, in der Kammer, weißt du nicht mehr?«
    Der Daimon lachte schnarrend. »Mehr«, sagte er.
    Maru versuchte, Zeit zu gewinnen. »Wozu denn?«, fragte sie.
    »Ich habe den Fels für dich geöffnet.«
    Das war nicht zu leugnen. Er hatte ihr damals das Leben gerettet.
    »Ich weiß«, sagte sie. Sie roch ihn, der leichte Geruch von Verwesung, er stammte wirklich von ihm. In Serkesch hatte sie das nicht gerochen. Was hatte sich geändert? Plötzlich waren seine kupfernen Augen ganz nah.
    »Dein Blut, Maru Nehis, gib es mir!«
    Der Daimon war noch dunkler als die Nacht, die ihn umgab. Maru fragte sich, warum sie ihn eigentlich fürchtete. Er hatte ihr geholfen, mehr als einmal. Aber die warnende Stimme in ihrem Hinterkopf war wieder da und nicht zu überhören. Ein paar Tropfen
Blut waren nichts, doch sie hatte das Gefühl, dass der Preis in Wahrheit viel höher war – und vielleicht war gar nicht sie es, die ihn bezahlen musste.
    »Ich habe dich gesehen, heute, auf dem Fluss«, sagte sie. Sie musste mehr Zeit gewinnen, nachdenken.
    »Ich sah dich, den Jungen auch.«
    »Die Awa… die Große Schlange war auch dort.«
    »Ich weiß es, Maru Nehis. Sie folgt mir.«
    Maru stutzte. Sie folgte ihm? Ein Gedanke kam ihr, so ungeheuerlich, dass sie ihn fast nicht zu denken wagte. Sie hatte ihn in der Nähe der Schläferin gesehen und Wika, die Kräuterfrau, auch. Konnte das sein? Es gab eine Verbindung. Das hatte sie schon vorher gewusst. Aber konnte es sein, dass…
    »Hast du die Schläferin geweckt?«, fragte sie langsam. Das war es. Sie kannte die Antwort, bevor der Daimon sprach.
    »Sie hat lange geschlafen«, antwortete die silbrige Stimme.
    »Aber sie tötet Menschen!«
    »Unendlicher Hunger, alter Zorn«, sagte der Daimon. »Dein

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