Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
niedergemacht. Maru sah ein halbes Dutzend Echsen, die sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit in den schwarzen Strom schoben. Sie wandte sich ab. Wer jetzt noch im Wasser war... sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken. Bald hörte sie verzweifelte Schreie aus dem Fluss. Dann war es vorbei.
Hornsignale ertönten. Maru spähte wieder hinaus. Die Angreifer sammelten sich auf dem Damm. Schwerer Donner grollte, und die Schleusen des Himmels öffneten sich. Missmutig duckten sich die Krieger da draußen unter dem Regen. Einige nahmen die Schilde über den Kopf. Sie sind wohl noch nicht lange in Awi , dachte Maru. Sie sah Bogenschützen und viele Axtkämpfer mit leichten Schilden aus Rinderhaut. Dazwischen rückten einige Speerträger vor. Sie wurden von einem großen Krieger in einem langen, ledernen Schuppenpanzer angeführt. Er kam Maru bekannt vor. Er stieg über die toten Körper der Akkesch, ohne ihnen Beachtung zu schenken, und musterte die Insel und ihre Verteidigungsanlagen. Jetzt erkannte ihn Maru wieder: Es war Fakyn, der Hüne! Er hatte den Händler beschützt, der sie damals in Akyr für den Raik von Serkesch gekauft hatte. Offensichtlich hatte er es in Numurs Heer weit gebracht.
»Ich bin Fakyn, Schab der Eisernen Kischir vom Heere Numurs des Siegers, Herr der fünf Städte, Alldhan von Ober- und Unterkydhien, Aurica und Awi. Öffnet das Tor, und senkt die Brücke!«
»Versuche, Zeit zu gewinnen«, riet Tasil Taiwe, der ratlos neben ihm stand.
Der Älteste nickte und rief dann hinüber. »Wir grüßen dich, Schab Fakyn. Was wollt ihr von uns?«
»Wir sind hier, um euch vom Joche Lubans zu befreien. Haben wir nicht eben eure Feinde vernichtet? Wollt ihr uns jetzt in diesem elenden Regen ertrinken lassen? Oder wollt ihr uns nicht lieber mit einem Festmahl und einem trockenen Platz für die Nacht danken?«
»Nur für diese Nacht?«, fragte Taiwe.
»Wir haben nicht vor, uns lange hier aufzuhalten«, antwortete Fakyn. »Öffnet das Tor, und unterwerft euch – dann wird niemand verletzt.«
Maru begriff sofort, dass das weder Ja noch Nein hieß. Dort drüben standen sicher mehr als zweihundert Krieger. Sie auf die Insel zu lassen, hieß, sich ihnen auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Aber würde der Fluss sie ewig aufhalten?
Meniotaibor und Tasil tauschten einen Blick. Der Iaunier zuckte mit den Achseln, aber Tasil wandte sich warnend an Skeda und Taiwe: »Wenn ihr diese Flöhe erst einmal im Pelz habt, werdet ihr sie nie wieder los.«
Plötzlich gab es ein schnarrendes Geräusch. Jemand hatte die Verriegelung der Brücke gelöst. Es war Hana, der sie triumphierend angrinste. Donnernd schlug die Brücke auf der Rampe auf. »Ihr seid willkommen, siegreiche Krieger«, rief Hana hinüber. Das Entsetzen, das ihn umgab, schien er gar nicht zu bemerken.
Meniotaibor zog sein Schwert, aber Tasil hielt ihn zurück.
»Dieser Narr wird sehen, was er davon hat«, sagte er düster. »Am besten, ihr macht das Tor auf«, riet er den Ältesten. »Versucht zu retten, was zu retten ist.«
Taiwe und Skeda öffneten das Tor, und unter Blitz und Donner und in strömendem Regen rückten die Krieger Numurs ins Dorf ein. Maru verfolgte ihren Einmarsch mit sehr gemischten Gefühlen.
Tasil klopfte ihr auf die Schulter. »Kopf hoch, Kröte. Jetzt gilt es, den Stier bei den Hörnern zu packen.«
Er schob ein paar Dörfler zur Seite, trat vor und hob die Hand zum Gruß. »Ich grüße dich, Fakyn, Schab Numurs. Wie ich sehe, hast du es weit gebracht«, rief er, als der Hüne durch das Tor kam. Fakyn starrte ihn an, trat einen Schritt näher und erkannte ihn schließlich: »Tasil aus Urath? Das erklärt, warum ich nach dem Kampf im Bet Raik deine Leiche nicht finden konnte!«
»Ich freue mich auch, dich zu sehen, Fakyn. Du bist weit von deiner Heimat entfernt, Kydhier«, sagte Tasil und zeigte sein Wolfslächeln.
»Ein Krieger hat seine Heimat in der Schlacht, Urather, wusstest du das nicht?«
»Ich kann mir behaglichere Behausungen vorstellen«, entgegnete Tasil trocken.
»Du bist auch kein Krieger, Urather. Es ist schade, dass ich versprochen habe, dass niemand verletzt wird, sonst… Aber wer ist der Anführer dieser Menschen. Du etwa?«
Plötzlich schob sich Hana zwischen Taiwe und Tasil nach vorne: »Ich bin Hana, der Edaling dieses Dorfes, und heiße dich willkommen, edler Schab. Ich war es, der die Brücke hinabließ, Herr«, sagte er unter vielen Verbeugungen.
Fakyn verzog sein Gesicht. »Ich habe keine
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