Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Er meint es nicht so. Lass uns einfach packen und ein neues Nachtlager suchen.«
Es wirkte: Der Akkesch starrte den Schab noch kurz feindselig an, aber dann zuckte er mit den Schultern und schien die Angelegenheit abzuhaken, was, wie einzig und allein Maru bemerkte, vor allem daran lag, dass Tasil, für einen kurzen Augenblick, seine Zauberstimme eingesetzt hatte.
Wie es sich zeigte, hatte Hiri bereits einen neuen Platz für sie gefunden: »Mein Neffe Fedem«, schnaufte sie kurzatmig, »er wohnt mit seiner Frau unten am Wasser. Seine Hütte ist nicht groß, und der Stall darunter noch kleiner, aber da die Krieger alle seine Ziegen gestoh… mitgenommen haben, hat er nun mehr Platz, als ihm lieb ist. Ich führe euch hin. Er wird euch gerne aufnehmen.«
»Ein Ziegenstall?«, fragte Ulat beleidigt.
»Besser als nichts«, meinte Meniotaibor, »ich hoffe nur, dein Neffe hat den Stall ordentlich ausgemistet.«
Da Maru für zwei packen musste, waren sie die letzten in der Herberge. Die Söldner waren schon unterwegs in ihre neue Unterkunft, was vermutlich hieß, dass die besten Plätze vergeben sein würden. Während Maru noch ihre Decken aufrollte und verschnürte, trugen die Krieger die ersten Verwundeten in die Herberge. Eine kleine, hagere Frau kommandierte die Träger herum. Maru erkannte die Stimme sofort wieder. Es war Wika.
»All das Blut, all der Schmerz, aber jetzt ist Linderung da. Ist es nicht so? Doch, so ist es«, sagte die alte Kräuterfrau. Sie stand in ihrem Schilfmantel in der Tür und betrachtete jeden, der hineingetragen wurde. »Sieh an, sieh an, das ungeduldige Küken«, rief sie, als sie Maru entdeckte.
»Ich grüße dich auch, Wika«, erwiderte Maru einsilbig.
Tasil warf ihr einen langen Seitenblick zu. Er hatte nichts von ihren Abenteuern hören wollen und wusste daher nicht, dass sie bei der Kräuterfrau gewesen war. Nun, hätte er gefragt..., dachte Maru.
»Ah, ist das der Mann aus dem Süden, der Mann, den du Onkel nennst?«, fragte die Alte und musterte Tasils hageres Gesicht aus nächster Nähe.
»Wer bist du, Weib?«, fragte Tasil brüsk.
Wika lachte. »Du bist nicht so klug wie deine Nichte, scheint mir. Erkennst du die Heilerin nicht, wenn sie vor dir steht?«
»Ein Kräuterweib?«
Wika brachte ihr Gesicht noch näher an das seine. Sie flüsterte: »Und was bist du, Mann aus dem Süden? Händler bist du nicht. Maghai erst recht nicht. Vieles kannst du, wie mir scheint. Doch begehrst du auch vieles. Und Blut, viel Blut sehen die, die dir nahe sind.«
»Geh doch weg mit deinen Sumpfweisheiten, alte Unke«, sagte Tasil unwirsch. »Komm, Kröte, du hast lange genug getrödelt.«
Maru lud sich ächzend die schweren Taschen auf.
»So eine schwere Last auf so schmalen Schultern?«, fragte Wika, die plötzlich hinter ihr stand. Dann flüsterte sie: »Weißt du die Frage noch? Denk über die Frage nach, Maghai-Tochter!«
Als sie im strömenden Regen vor der Herberge standen, packte Tasil sie an der Schulter. »Was hat die alte Hexe mit dir zu bereden?« Sein Blick war finster.
Maru stöhnte unter dem Gewicht der Taschen. »Nichts«, keuchte sie, »sie ist verrückt, lebt schon zu lange im Sumpf.«
»So? Und das soll alles sein? Kann es sein, dass du versuchst, mir etwas zu verheimlichen, Kröte?«
Maru schüttelte stumm den Kopf. Sie hatte nichts verheimlicht. Er hatte nur einfach nicht gefragt.
Tasils Augen und Gedanken waren schon wieder anderswo. Er beobachtete die Krieger, die durch den Morast hasteten. »Jetzt komm endlich. Dieser Platz wird zunehmend ungemütlich.« Dann legte er noch einmal seine Hand auf ihre Schulter und blickte ihr tief in die Augen. »In dieser Angelegenheit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!«
Das war ein Satz, den Maru häufig von Tasil hörte. Und oft vergaß er es dann doch. Sie hoffte, dass es auch in diesem Fall so sein würde. Missmutig trottete Maru hinter Tasil zu ihrer neuen Herberge. Als sie ankamen, waren die Söldner gerade dabei, einige Bretter aus der Außenwand herauszureißen.
»Wir wollen wenigstens ein bisschen frische Luft hier drin haben«, erklärte Meniotaibor, »dieser Stall stinkt wie die Urheimat aller Ziegen!«
Maru konnte dem nicht widersprechen. Tasil gab Fedem, dem Neffen Hiris, eine Handvoll Kupferstücke. Dafür besorgte er frisches Stroh, während sie den Stall ausmisteten. Danach roch es wenigstens ein bisschen besser. Aber Zeit auszuruhen gab es für Maru ohnehin nicht. Tasil hatte einen neuen Auftrag
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