Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Luban anzuschließen.«
Maru stockte der Atem. Wollte Tasil die Söldner ans Messer liefern, um seine eigene Haut zu retten?
»Das weiß ich selbst, Urather«, sagte Numur mit gereiztem Kopfschütteln.
»Aber jetzt sind sie wirklich nur noch hier, um die Awathani zu töten«, fuhr Tasil fort.
Numur starrte ihn an. »Wer, um alles in der Welt, hat sie auf diese verrückte Idee gebracht?«
Tasil zuckte mit den Schultern.
»Du?«, fragte Numur lachend. Seine Leibwächter grinsten. »Wie, um der Hüter willen, hast du sie dazu gebracht?«, fragte er und lachte laut. Dann wurde er wieder ernst, und das Grinsen auf den Gesichtern seiner Wachen erlosch. Der Alldhan trat an eines der Fenster und schob das Tuch, mit dem es verhängt war, zur Seite. Er blickte hinaus. Draußen regnete es immer noch. »Wenn du dahintersteckst, Urather, dann muss dabei etwas für dich herausspringen. Und da Ruhm dich kaum interessiert, geht es wohl um Silber, richtig?«
»Eigentlich«, sagte Tasil bedächtig, »geht es um Gold, Herr.«
»Gold?«, fragte Numur und drehte sich überrascht um.
»So ist es, Herr«, erwiderte Tasil gelassen.
Numur kam näher. »Gold? Hier? Glaubst du etwa an das Märchen von dem Schatz, den die Schlange bewachen soll?«
»Ich glaube nur an das, was ich sehe, Herr«, antwortete Tasil.
Numur nickte, als habe Tasil seine Meinung bestätigt. »Ich dachte mir, dass dir jedweder Glaube fehlt, Urather, denn es scheint nicht viel zu geben, was dir heilig ist. Soll ich für einen Augenblick ebenso denken wie du und das Dorf danach beurteilen, was ich sehe? Gut, so sei es, aber das sagt mir, dass ich hier keine Reichtümer zu erwarten habe. Ist es nicht so? Oder hast du etwas entdeckt, was den Augen des Alldhans verborgen blieb, Urather?«
»Ich sah einen Ring aus Gold, Herr. Und die Dorfbewohner haben zugegeben, dass sie noch viel mehr haben.«
»Die Dorfbewohner?«, fragte Numur zweifelnd, aber Maru konnte in seinen Augen sehen, dass seine Gier erwacht war.
»Erinnerst du dich an den Schmuck, den der Immit trug, Herr? Es war Gold, das Metall, das dem Kaidhan vorbehalten ist. Hast du dich nie gefragt, wo es herkommt?«
»Ich habe mich eher gefragt, warum er, und nicht seine schöne Frau Umati diesen Schmuck trug«, sagte Numur langsam. Er wirkte leicht geistesabwesend. »Aber warum sollte dieses Gold ausgerechnet von hier stammen?«
»Von woher sonst? Die Viramatai handeln mit Eisen, die Hattu mit Silber, und die Budinier liefern Kupfer – doch noch nie hörte ich von einem Land, das Gold ins Reich der Akkesch schickt.«
»Gold...«, sagte Numur langsam, dann sah er Tasil scharf an. »Und weißt du auch, wo diese Awier ihr angebliches Gold hernehmen?«
»Noch nicht, Herr, doch bin ich dabei, das herauszufinden«, sagte Tasil, und als er den unzufriedenen Gesichtsausdruck des Alldhans sah, fügte er schnell hinzu: »Ich weiß aber, dass es um einen versteckten Tempel geht.«
»Ein Tempel also? Das ist möglich. Die alte Zeit mag solche Reichtümer vor uns versteckt haben. Ich glaube aber, es wird nicht nötig sein, dass du dich weiter bemühst, Tasil. Ich werde diese Fischer einfach selbst fragen. Wenn etwas dran ist an dem, was du behauptest, verfüge ich über bewährte Mittel und Wege, sie zum Reden zu bringen«, sagte Numur kalt lächelnd.
Maru schluckte. Vielleicht hatte Tasil seinen Hals noch einmal vom Richtblock des Henkers gezogen, aber an seiner statt mussten jetzt alle Dorfbewohner um ihre Hälse fürchten.
»Ich glaube nicht, dass die einfachen Fischer allzu viel darüber wissen, Herr«, wandte Tasil vorsichtig ein.
»Das lässt sich herausfinden«, erwiderte der Alldhan knapp.
»Natürlich, Herr, doch ich denke, allein die Ältesten und vielleicht der Edaling werden von dem geheimen Tempel wissen, und außerdem …«
»Ja?«
»Es heißt, dass dieses Dorf seit ewigen Zeiten den jährlichen Tribut in Form eines goldenen Ringes entrichtet. Und jeder Kaidhan aus Ulbai hat seine Leute hergeschickt, um die Quelle dieses Reichtums zu finden.«
»Ich bin kein Kaidhan, Urather«, warf Numur ein.
»Ich weiß, Herr, doch ich denke, auch die Kaidhane verstanden sich auf... besondere Wege, Menschen zum Sprechen zu bringen. Wenn sie dennoch keinen Erfolg hatten, dann muss irgendeine Zauberei dahinterstecken.«
»Zauber? Du meinst, die Maghai haben ihre Hand im Spiel?«, fragte Numur zweifelnd. Er ging langsam auf und ab. Seine Leibwächter ließen weder ihn noch Maru und Tasil aus den
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