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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Tasil aus Urath. Du verunreinigst meinen Geist.«

    Tasil war wütend. Und er war in Sorge. Maru konnte das deutlich sehen, als sie das Samnath verließen, und sie teilte diese Besorgnis. Sie hatte sich vor der Begegnung mit Numur gefürchtet, und ihre Befürchtungen waren noch übertroffen worden.
    Vor dem Samnath wurden sie von den Hakul erwartet. Sie standen beiderseits der Holztreppe. Es regnete in Strömen, aber das machte ihnen offensichtlich nichts aus. Tasil gab sich unbeeindruckt und wollte zwischen ihnen hindurch. Der Anführer packte ihn am Arm: »Ich werde dich nicht aus den Augen lassen, Urather«, zischte er. »Du stehst vielleicht unter dem Schutz des Alldhans, aber der wird nicht ewig währen. Und dann sind wir da.«
    Tasil streifte die Hand des Mannes ab. »Du verwechselst mich, Auryd von den Hakul, und das ist gefährlich. Für mich ebenso wie für dich.«
    »Du drohst mir?«
    Tasil lächelte: »Du fühlst dich bedroht? Ich bin ein unbewaffneter Mann.« Und damit ließ er ihn stehen.
    Maru war froh, dass die Hakul sich nicht um sie kümmerten. Auf halbem Weg zu ihrer Hütte blieb Tasil plötzlich stehen. »Das ist nicht gut gelaufen, Kröte, gar nicht gut.«
    »Ich weiß«, sagte sie verzagt.
    »Wir haben Glück, dass er uns nicht gleich dort drin hat töten lassen.«
    »Aber das konnte er nicht«, erwiderte Maru leise.
    Tasil warf ihr einen mürrischen Blick zu. »Was denkst du nur, Kröte? Er ist der Alldhan, Herr über Leben und Tod aller seiner Untertanen. Er kann tun, was er will.«
    »Aber er ist auch der Sohn eines Gottes.«
    »Umso schlimmer für uns.«
    Maru schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht recht, wie sie erklären sollte, was sie meinte. »Ich glaube, er muss sich deshalb zurückhalten«, sagte sie schließlich.

    Tasil dachte einen Augenblick nach. Plötzlich lächelte er. »Du bist gar nicht so dumm, Kröte, gar nicht so dumm.«
    Das war so etwas wie Anerkennung. Maru hätte sie genießen können, wenn sie gewusst hätte, was Tasil meinte. Er lächelte und sagte: »Ich glaube, dieser neue Gott wird uns helfen. Jetzt brauchen wir nur noch einen Priester.«
    Maru konnte ihm nicht folgen. »Einen Abeq?«, fragte sie verwirrt.
    »Natürlich. Dieser Gott Utu wird doch ein paar eigene Abeqai haben«, meinte Tasil grinsend. Dann ging er weiter: »Komm jetzt, Kröte, ich muss nachdenken, und das kann ich nicht, wenn ich in diesem Regen ersaufe.«
    Maru stapfte hinter ihm durch den Matsch. Dann hörte sie ihn leise summen. Er war guter Laune. Wenn sie nicht alles täuschte, hieß das, dass er einen Plan hatte. Sie hoffte sehr, dass es so war.

Der Gott und die Bestie
    Fahs Blitze treffen nicht immer den höchsten Baum.
     
Awisches Sprichwort
     
     
     
    Der neue Gott erreichte das Dorf am frühen Nachmittag bei leichtem Regen und unter den feierlichen Gesängen seiner Priester. Das ganze Dorf musste ihn begrüßen, auch Maru und die Söldner waren mit viel Nachdruck dazu aufgefordert worden. Und nun kam er. Der Karren ächzte unter dem Gewicht des Gottes, und seine schweren Räder gruben sich tief in den aufgeweichten Boden. Die Ochsen zogen ihn brüllend über die neue Brücke,
die unter der Last stöhnte, aber hielt. Numurs Krieger hatten das Tor des Wehrzauns eingerissen, denn die Statue war viel zu groß, um darunter hindurchzupassen. Singende und Gebete murmelnde Priester schritten dem Karren voraus. Sie trugen weder das Weiß der Abeqai der Hüter noch das Grau der Priester Strydhs. Ihre Gewänder waren schwarz, mit einer blauen Schärpe geschmückt. Sie legten frische grüne Zweige auf den Weg, die aber von den Ochsen achtlos in den Morast getreten wurden. Ein einzelner Priester folgte dem Wagen. Er war groß und hager, trug die Farben des neuen Gottes und außerdem eine Augenklappe.
    »Sieh nur, Onkel«, flüsterte Maru, »da ist Abeq Mahas.«
    »Sehr gut. Ich habe mich schon gewundert, dass er Numur aus den Augen, oder sagen wir besser, aus dem Auge gelassen hat«, erwiderte Tasil grinsend.
    Der Ochsenkarren mühte sich hinauf zum Edhil-Platz. Der Hang war nicht sehr steil, aber der Boden nachgiebig und tückisch. Mahas winkte ein Dutzend Krieger heran, die mit anpackten und den Karren ächzend hinaufschoben. Viele Seile waren vom Wagen zur Figur gespannt, um sie zu sichern, und weitere Taue wurden von Kriegern gehalten, dennoch schwankte der Koloss bedenklich. Endlich erreichte der Wagen seinen Bestimmungsort. Die Säule des Sonnengottes war spurlos verschwunden, aber dafür

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