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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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stickigen Tag. In Biredhs Erzählung ging es um sieben Brüder, die auszogen, einem Alfskrol einen Schatz zu rauben. Es war eine gute Geschichte, voller Wendungen und Überraschungen. Maru ließ sich gerne in den Bann ziehen. Sie folgte den Brüdern auf ihrer Reise in ferne Berge, durch unheimliche Wälder und tödliche Wüsten. Immer waren die Brüder in Gefahr, und immer blieben sie siegreich, selbst als der schreckliche Alfskrol sie in einen Hinterhalt lockte. Sie besiegten ihn mit vereinten Kräften und gewannen den Schatz. Dann jedoch gerieten sie in Streit, weil sie sich nicht über eine
gerechte Verteilung einigen konnten. Jeder konnte eine besondere Heldentat anführen, die ihn nach seiner Meinung berechtigte, mehr von dem Schatz zu beanspruchen als seine Brüder. Gerade als Biredh schilderte, wie der jüngste der sieben den Löwenanteil forderte, weil er dem Alfskrol die erste Wunde zugefügt habe, riss ein markerschütternder Schrei die Zuhörer aus der Geschichte.
    Biredh verstummte.
    »Was war das?«, fragte ein Priester.
    »Das kam von draußen«, sagte ein Schab überflüssigerweise.
    Fakyn, der einen Ehrenplatz neben Numur hatte, war aufgesprungen. »Heda, Wachen! Einen Bericht!«, rief er.
    Draußen ertönte ein weiterer Schrei. Ein Krieger stürzte mit vor Schreck geweiteten Augen in das Samnath. »Die Bestie! Sie ist ausgebrochen!«
    »Den Alldhan! Schützt den Alldhan«, brüllte ein Schab. Der Befehl war unnötig, denn die Leibwächter hatten sich schon um ihren Fürsten versammelt.
    Fakyn warf einen verächtlichen Seitenblick auf dieses Bild und rief: »Fangt sie! Sie darf nicht entkommen.«
    Dann griff er nach seiner Axt und lief, so schnell es die Würde eines Schab Kischir zuließ, hinaus. Die anderen Schabai und Krieger folgten ihm. Betreten blieben Priester, Verwalter und Schreiber zurück. Bolox war aufgesprungen, und seine Hand suchte seine Axt, doch sie hatten unbewaffnet im Samnath erscheinen müssen. Dennoch war der Farwier offensichtlich unschlüssig, ob er den Kriegern nicht doch folgen sollte.
    »Ausgebrochen? Welche Bestie meinte der Mann?«, fragte Yaman Auryd verwundert. Er war mit den Seinen aufgestanden. Maru bemerkte erleichtert, dass auch die Hakul ohne Waffen waren.
    »Das gefährlichste aller Wesen«, sagte Abeq Mahas düster.
»Ein Weib nur, aber tödlicher als eine Sandviper. Wir hätten ihr längst den Kopf abschlagen sollen.«
    Numur wandte sich ihm zu: »Stellst du meine Entscheidung in Frage, ehrwürdiger Abeq?«
    »Natürlich nicht, hochgeborener Alldhan«, erwiderte Mahas. Es klang nicht sehr überzeugend.
    Tasil sah Maru fragend an. Sie hatten bislang gar keine Gelegenheit gehabt, über die Gefangene zu sprechen.
    »Umati«, beantwortete Maru flüsternd die stumme Frage.
    »Nur ein Weib?«, rief Bolox. »Und die verbreitet so viel Schrecken? Das muss ich sehen!« Er stand auf und lief aus der Hütte.
    Ulat, Arbi und Vylkas folgten ihm zögernd. Meniotaibor blieb dagegen sitzen und nahm sich von dem Lamm. »Seltsam, aber wenn gejagt wird, bekomme ich immer Hunger«, sagte er grinsend.
    Biredh stand noch mitten im Saal. Er hatte seine Geschichte nicht beenden können. Jetzt schien er aufmerksam zu lauschen. Aus der Ferne erklang ein weiterer dünner Schrei. Mit Unbehagen sah Maru, wie der Hakul, der sie am Käfig gesehen hatte, mit seinem Anführer flüsterte. Yaman Auryd hörte zu. Er nickte, dann hob er plötzlich den Blick und starrte Maru nachdenklich an.
    Tasil entging das nicht. Wieder richtete er einen fragenden Blick auf Maru.
    »Er hat mich am Zwinger gesehen«, flüsterte sie ihm zu.
    »Du hast ihr geholfen?«, fragte Tasil halblaut.
    Maru nickte.
    »Dann ist das schlecht«, sagte Tasil ruhig.
    Draußen wurde gerufen, und Befehle wurden gebrüllt. Es klang kopflos und verwirrt.
    Tasil lächelte grimmig: »Die Angst macht sie blind«, sagte er leise.
    Maru hoffte, dass Umati es schaffen würde. Gleichzeitig war
sie besorgt. Der Hakul hatte sie gesehen. Das konnte böse ausgehen. Sie blickte immer wieder zu Tasil, doch der schien die Ruhe selbst zu sein. Hatte er bereits einen Plan? Wusste er, wie er sie retten konnte – oder hatte er das gar nicht vor? Maru schluckte. Tasil war undurchschaubar. Sie konnte nicht damit rechnen, dass er seinen eigenen Hals für den ihren wagen würde. Maru lauschte gespannt auf die Geräusche, die durch die offene Tür drangen. Der Lärm entfernte sich. Es klang, als würde er sich nach Norden verlagern. Er verebbte, schwoll

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