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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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schicken. Doch verzeih uns, wenn wir nichts essen, Alldhan, in meinem Volk ist es nicht üblich, den Leichenschmaus vor der Beisetzung abzuhalten.«
    »Dies ist keine Totenfeier, Hakul! Wir ehren unseren Gott Utu, der dieses Dorf heute erreicht hat. So haben wir es bisher in jeder Stadt und jedem Dorf gehalten, das vom Joch Lubans befreit wurde.«
    »Wenn dies ein Brauch der Akkesch ist, so bleibt er mir fremd«, sagte der Yaman würdevoll und schob seinen ohnehin leeren Teller zur Seite.
    Numur nahm sich ein weiteres Stück Fleisch. »Was ist denn schon groß geschehen? Habt ihr noch nie eine Überflutung gesehen? Wir Akkesch leben an diesem Strom seit hundert Jahren und die Kydhier noch länger. Ich frage euch, wie oft hat Dhanis Siedlungen zerstört und Städte überschwemmt? Und doch geht das Leben weiter! Ist es nicht so, ehrwürdiger Abeq?«
    Abeq Mahas, der einige winzige Stücke Lamm auf dem Teller liegen hatte, tupfte seinen Mund mit einem Tuch ab, bevor er antwortete. »So ist es, hochgeborener Alldhan.« Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske.
    Auryd schüttelte den Kopf: »Mein Volk lebt in der offenen Steppe und ist klug genug, seine Zelte weit von den Flüssen entfernt aufzuschlagen, dennoch habe ich schon gesehen, wenn der Frühling die Flüsse über die Ufer treten lässt und plötzlich Seen
sind, wo zuvor noch Grasland war. Doch noch nie, niemals, hörte ich von einer Flutwelle, die den Fluss herauf kommt!«
    Maru hatte eigentlich angenommen, dass sich die Ursache für die Überflutung inzwischen herumgesprochen hatte. War das etwa nicht der Fall?
    »Hast du sie nicht gesehen, Hakul? Es war diese verfluchte Awathani«, sagte jetzt Ulat neben ihr.
    Der Hakul starrte ihn an. »Diese Schlange, die sie die Zermalmerin nennen? Das ist eine Macht, die ich nicht verstehe. Und die hat meine Männer getötet?«, fragte er.
    Numur lachte. »Bist du sicher, Auryd, dass sie schon tot waren, als der Urather zu ihrer Rettung erschien?«
    Betretenes Schweigen breitete sich aus. Die Anschuldigung war ungeheuerlich. Maru warf einen schnellen Seitenblick auf Tasil. Sie konnte sehen, dass er erbleichte. Vor Zorn? Tasil richtete sich auf und sagte mit gezwungener Ruhe: »Der hochgeborene Alldhan erlaubt sich einen Scherz. Es müsste ein schlechter Mann sein, der einen Ertrinkenden ermordet, statt ihn zu retten. Und es muss gute Augen haben, wer das vom Inneren des Samnaths aus gesehen haben will.«
    »Sei vorsichtig, Tasil aus Urath, mit dem, was du sagst!«, rief Numur wütend und wurde feuerrot. Er warf die Lammkeule, die er in der Hand gehalten hatte, auf den Teller. Er hielt einen Augenblick inne, dann wechselte er unvermittelt das Thema: »Die Luft in diesem Saal ist so drückend wie eure Laune, ihr Männer. Gibt es keine Musik und keinen Tanz in diesem armseligen Nest? Was frage ich, das gibt es natürlich nicht! Aber wo ist der Erzähler? Ich habe ihn doch schon gesehen! Er soll kommen und etwas erzählen!«
    Das war wieder der alte Numur, sprunghaft und unberechenbar. Maru war besorgt. Niemand konnte wissen, was der Alldhan als Nächstes tun würde. Doch jetzt wurden erst einmal Männer
ausgesandt, um nach Biredh zu suchen. Während sie auf den Erzähler wartete, erschien Maru dieses Mahl immer unwirklicher. Da saßen Männer, einige aßen, die meisten nicht, und sie redeten wenig und wenn, dann nicht über das, was geschehen war. Kein Wort über die Awathani, kein Wort über die Leichen oder die Flut. Man sprach über das Essen, den Verlauf des Feldzuges, sogar den elenden Regen. Es schien fast, als ob es außerhalb des Versammlungshauses keine zerstörte Insel gäbe. Gerne hätte Maru geglaubt, dass die vergangenen Stunden nur ein böser Traum gewesen seien, doch sie wusste es besser. Draußen war viel geflüstert worden: Die Flut sei eine Strafe der Götter, weil der Alldhan die Edhil-Säule gefällt habe. Das hörte sie von Kriegern und Dorfbewohnern, aber nur, wenn kein Priester in der Nähe war. Doch es schien, als sei dieses Gerücht an der Tür zum Samnath verstummt. Erst jetzt fiel Maru auf, dass weder die beiden Ältesten noch der Edaling zum Mahl erschienen waren. Waren sie überhaupt eingeladen worden?
     
    Sie war froh, als Biredh endlich erschien und sich bereit erklärte, eine Geschichte zu erzählen. Es war eine große Aufgabe, in diesem Samnath die trübe Stimmung zu vertreiben, doch die Stimme des Alten war frisch und lebendig und zog durch das Samnath wie eine angenehme Brise an einem

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