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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Gedanken ordnen. Sie stand auf. »Ich werde es dir nicht geben!«, sagte sie ruhig. Der Dolch! Sie fasste an ihren Gürtel. Die Waffe war noch da.
    »Du musst«, sagte Utukku.
    »Gar nichts muss ich«, entgegnete Maru. Sie versuchte, sich
zu beruhigen. Sie hatte doch einen Plan. Aber sie durfte nicht zu schnell nachgeben. Utukku würde sonst Verdacht schöpfen.
    »Er hat es versprochen«, flüsterte die silbrige Stimme. Der Daimon stand plötzlich dicht hinter ihr.
    Maru fuhr erschrocken herum. »Wer? Wer hat dir das versprochen?«, rief sie und wich einige Schritte zurück.
    »Ich schlage vor, dass wir Feuer machen. Es wäre auch gut, um unsere Gewänder zu trocknen.« Tasil trat aus dem Schatten. Hatte er gehört, was gesprochen wurde? Konnte er den Daimon vielleicht sogar sehen?
    »Ich grüße dich, Tasil aus Urath«, schnarrte Utukkus Stimme.
    Maru hörte zwei Feuersteine aneinanderschlagen. Gras fing Funken, glomm auf, und eine kleine Flamme leuchtete in Tasils Hand. Er setzte sie in ein Büschel Schilfhalme. Schatten tanzten über sein Gesicht.
    Maru sah ihm zu. Sie fühlte sich wie betäubt. Utukku hatte ihn begrüßt.
    »Auch ich grüße dich, Daimon aus dem Süden«, sagte Tasil ruhig, als er mit dem Feuer zufrieden war.
    Der Daimon stand am Rande des Lichtscheins. Der Schwarm von Fliegen, den sie eben noch gehört hatte, schien sich aufgelöst zu haben. Utukkus Haut war ganz schwarz, von feuerroten Adern durchzogen, und seine kupferfarbenen Augen glühten. Gleichzeitig konnte sie durch ihn hindurch die Schatten der Weiden sehen. Er war ein Daimon, sein Körper war nicht aus Fleisch wie der eines Menschen. Keine Waffe der Welt würde ihn verwunden, solange er diese Gestalt hatte.
    »Sie will es nicht geben«, klagte er jetzt mit seiner Stimme, die klang wie fließendes Wasser.
    »Ich weiß, sie ist störrisch«, antwortete Tasil.
    Maru konnte es immer noch nicht fassen. Die beiden kannten einander?

    »Der Vertrag«, zischte Utukku. »Der Eid.«
    »Sie wird dir geben, was dir zusteht«, antwortete Tasil gelassen.
    »Wird sie nicht«, widersprach Maru.
    »Hör zu, Kröte. Du musst. Ich habe es geschworen.«
    Maru schüttelte ungläubig den Kopf. Es war verrückt. Utukku, der Geheimnisvolle, der sich nie jemandem gezeigt hatte, höchstens von einigen wenigen als Schatten gesehen worden war, stand dort am Rande des Feuerscheins und sprach mit Tasil!
    »Ich kann es nicht!«, erklärte Maru. Natürlich konnte sie. Sie war jetzt dort, wo sie hingewollt hatte. Am Ort der Entscheidung. Utukku verlangte ihr Blut. Und sie hatte die Waffe, um ihn zu vernichten, wenn die alte Legende, die Biredh erzählt hatte, stimmte. Und sie würde dabei sterben. Mit ihm verbrennen. Daran hatte sie keine Zweifel. Aber jetzt zögerte sie. Nicht nur, weil sie Angst hatte, auch weil Tasil dort war und mit dem Daimon sprach. Er brachte alles durcheinander.
    »Was ist denn schon dabei?«, fragte Tasil. »Es sind doch nur ein paar Tropfen Blut. Du hast Schlimmeres überstanden, wahrlich, ich war dabei.«
    »Du verstehst das nicht, Tasil«, antwortete Maru möglichst ruhig.
    »Nein, Kröte, du verstehst es nicht!«, fuhr Tasil plötzlich auf. »Hast du schon vergessen, was eben geschah? Der Schatz, der Lohn all meiner Mühen – untergegangen, versunken im Strom! Und was habe ich gerettet? Einen Goldbarren? Ein Limi Bernstein? Nein! Dich habe ich aus dem Wasser gezogen, dich! Und ich sage dir, im Augenblick wäre es mir lieber, ich hätte statt deiner den Schatz gerettet!«
    Maru schluckte. Sie konnte es nicht ändern. Tasil war hier. Vielleicht würde er mit ihr sterben. Sie hatte lange überlegt, wie sie vorgehen würde, in der Schmiede, und dann im Boot. Utukku durfte keinen Verdacht schöpfen. Sie musste sich sträuben. Und
dann würde sie schon herausfinden, ob der Bann, den der Daimon über sie gelegt hatte, auch verhinderte, dass sie ihn angriff. Auf Tasil konnte sie keine Rücksicht nehmen. Nur war er viel schwerer zu täuschen als der Daimon. Sie musste vorsichtig sein. Sie sagte: »Onkel, es ist ein Daimon, ein Alfskrol. Ich kann ihm mein Blut nicht geben.«
    »Du wirst, Kröte, du wirst«, entgegnete Tasil grimmig.
    »Aber du weißt nicht, was er vorhat!«, rief Maru. War der Mann, den sie Onkel nennen sollte, so blind, dass er das Böse nicht sah? Er sollte davonlaufen, sich in Sicherheit bringen.
    »Du irrst dich, ich weiß es genau, Kröte. Weißt du, wäre das Gold nicht im Strom versunken, wer weiß, welches Ende dieser Tag

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