Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
vollführte eine elegante Wendung,
kam hinter das Heck des Schilfbootes, und plötzlich regneten große Brandsätze auf das plumpe Gefährt. Es waren Tonkrüge, mit Öl und Erdpech gefüllt. Die Schilfbündel des Seglers brannten wie Zunder und viele der Krieger ebenso. Schreie hallten über den Fluss, und brennende Menschen stürzten sich ins Wasser. Binnen Sekunden wurde aus dem Verfolger ein loderndes Wrack, das die Nacht taghell erleuchtete. Die Schwinge schoss weiter voran, und Xonaibors kampflustiges Lachen schallte über den Fluss. Und er sang einen Namen: »Tasil!« Die Jagd schien ihm Spaß zu machen.
»Weiter, weiter, Männer, wir holen auf«, brüllte Fakyn im Schilfboot. Sie waren jetzt nicht einmal mehr einen Steinwurf entfernt, und die Iaunier waren zurückgefallen. Doch das Vertrauen seiner Männer schien erschüttert. Sie wurden langsamer, und ein Schab trat zu Fakyn und redete auf ihn ein. Der Hüne schüttelte unwillig den Kopf und beförderte den Mann mit einem Fußtritt über Bord. »Wer ist der Nächste?«, donnerte er.
Niemand von seinen Leuten hatte offenbar Lust, das Schicksal des Schabs zu teilen. Das Schilfboot wurde wieder schneller.
»Du wirst mir nicht entkommen, Urather!«, dröhnte Fakyns Stimme über den Fluss. Und es sah so aus, als würde er recht behalten. Sein plumper Kahn kam näher und näher. Pfeile flogen ihnen um die Ohren. Fakyn würde sie vor Xonaibor erreichen. Aber der würde nicht lange auf sich warten lassen. Und dann? Würden Iaunier und Serkesch um den Schatz kämpfen? Wahrscheinlich. Aber vermutlich würde Maru das ebenso wenig noch erleben wie Tasil. Ihr Rücken drohte entzweizubrechen. Sie konnte einfach nicht mehr.
»Lass gut sein, Kröte«, sagte Tasil grimmig. Er ließ sein Ruder fahren und zog seinen Dolch. »Dann endet es eben hier.«
Maru fiel der Riemen aus den verkrampften Fingern. Sie hatte Blasen an den Händen und Schmerzen im ganzen Körper. Vielleicht
bemerkte sie es deshalb erst, als sie es schon sah. Da war etwas im Fluss. Noch hinter der Schwinge . Eine Welle mit weißer Schaumkrone kam den Fluss hinab, schnell, schneller als ihr Kahn, schneller als das Schilfboot, selbst schneller als das stolze Schiff der Iaunier mit seinen vierzig Rudern und dem tödlichen Rammsporn.
»Sieh nur«, flüsterte Maru. Und jetzt offenbarte sich ihr unter all den Schmerzen das Gefühl, das ihr zuflüsterte, dass die Erwachte kam.
Tasil sah es, und dann entdeckten es die Bogenschützen der Serkesch von ihrem Heck aus. Und auch von den Iauniern hatte einer die verräterische Welle bemerkt. Ein einzelner, entsetzter Ruf erklang. Die Bogenschützen senkten ihre Waffen, die Ruderer gerieten aus dem Takt. Für einen Augenblick schien selbst der Fluss den Atem anzuhalten. Aber das war, weil die ungeheure Masse der Awathani auf sie zuschoss und die Welle, die sie vor sich her schob, den unruhigen Lauf des Flusses glättete. Dann durchbrach ihr Haupt das Wasser. Sie hob es hoch über den Strom und über die Schiffe und schreienden Männer, und dann stürzte sie sich mit einem heiseren Brüllen auf das Schiff der Iaunier und zerschmetterte es mit einem einzigen, gewaltigen Stoß. Holz barst, Männer wurden wie Puppen durch die Luft gewirbelt, und brennendes Öl ergoss sich über das zerbrochene Schiff. Ein vielstimmiger, verzweifelter Schrei aus dem Inneren der Schwinge stieg auf in die Nacht, und Maru sah den Tagor, der sich an ein brennendes Seil klammerte und dessen Beine fortgerissen waren. Dem vernichtenden Angriff folgte eine gewaltige Welle. Sie schoss über den Fluss, hob das Schilfboot und den Fisch in die Höhe. Maru rutschte vom Sitz und krallte sich an der Bordwand fest. Der hohen Welle folgte ein tiefes Tal. Der Kahn stürzte hinab. Vielleicht hätte er sich gefangen, wenn das Gold nicht gewesen wäre. Die Kisten rutschten, der Fisch bekam Schlagseite, fasste Wasser und kenterte. Maru wurde über Bord geschleudert. Wo war Tasil? Sie konnte ihn nicht sehen.
Dafür sah sie, dass auch das Boot der Serkesch sank. Die Seile, die es zusammenhielten, hatten dem Druck nicht standhalten können und waren gerissen. Bündel von Schilf trieben auf dem Fluss und dazwischen verzweifelte Männer, die versuchten, sich an irgendetwas festzuklammern. Sie sah Fakyn, er stand noch aufrecht im Bug, so als wäre nichts geschehen, jeder Zoll ein Krieger, doch der Bug maß nur noch drei Schritte, drehte sich jetzt, kippte zur Seite, und Fakyn in seiner schweren Rüstung ging unter
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