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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Auftritt gefiel ihm
immer besser, und er nahm sich vor, sich bei Roxanne dafür zu bedanken.
»Sam Wyatt.«
    Lorenzo fluchte und zerbrach einen Bleistift in zwei Hälften.
»Warum kommen zu mir immer die Verrückten?« stöhnte er. »Warum immer
nur zu mir?«
    »Verrückt? Sie rotznasiger Dreckskerl, ich hab schon Klunker
verschoben, als Sie noch in die Windeln gemacht haben. Wenn Sie nicht
ein bißchen mehr Respekt zeigen, dann verschwinde ich besser.«
    »Schon gut, Harvey. Sie haben also gesehen, wie der Politiker
Sam Wyatt die Clideburg-Sammlung gestohlen hat?« fragte Sapperstein mit
erzwungener Geduld.
    »Ach, kommen Sie! Wie hätte ich ihn dabei sehen können?« rief
Harvey erbittert. »Meinen Sie, ich stehe an Straßenecken und halte
Ausschau nach Langfingern? Versuchen Sie bloß nicht, mir so was wie
Mittäterschaft anzuhängen. Ich war zu Hause und habe geschlafen, als
das Ding über die Bühne ging. Und da ich nicht allein geschlafen habe«,
fügte er mit einem verschlagenen Grinsen hinzu, »habe ich auch ein
Alibi.«
    »Warum behaupten Sie dann, daß Mr. Wyatt die
Clideburg-Sammlung gestohlen hat?«
    »Weil er es mir gesagt hat!« Harveys Stimme klang immer
aufgeregter. »Herrje, zählt mal zwei und zwei zusammen. Vielleicht hat
jemand hin und wieder für ihn ein paar Steinchen abgesetzt –
und nehmen wir mal an, rein hypothetisch sei ich dieser jemand gewesen.«
    Lorenzo schnaubte. »Sie wollen uns also erzählen, daß Sie für
Sam Wyatt den Hehler gemacht haben?«
    »Das habe ich nie gesagt«, fuhr Harvey auf und wurde rot. »Ich
habe rein hypothetisch gesprochen. Falls Sie glauben, Sie könnten mich
mit irgendeinem faulen Trick dazu bringen, mich selbst zu belasten,
dann liegen Sie falsch. Ich bin aus eigenen Stücken hierhergekommen,
und ich gehe auch als freier Mann wieder hier raus. Ich gehe nicht in
den Knast.«
    »Immer mit der Ruhe. Wie wär's mit einem Schluck Wasser?
Lorenzo, hol mal ein Glas.«
    »Sicher, sonst noch was?« Verärgert stapfte Lorenzo davon.
    »Also, Harvey.« Sapperstein bemühte ich, diplomatisch zu sein.
»Wir hören Ihnen ja gern zu, aber falls Sie uns irgendwelche erfundenen
Geschichten über einen angesehenen Mann auftischen wollen, der
demnächst im Senat sitzt, bringen Sie sich bloß selbst in
Schwierigkeiten. Vielleicht gefällt Ihnen die Politik dieses Herrn
nicht, und das ist Ihr gutes Recht.«
    »Politik«, schnaubte Harvey angewidert. »Was schert mich seine
verfluchte Politik! Aber ich sage Ihnen – ganz hypothetisch,
verstanden?«
    »Schon klar.«
    »Also, ich kenne Sam seit langer Zeit. Damals war er noch ein
Teenager. Hab ihn nie besonders gemocht, aber Geschäft ist nun mal
Geschäft. Jedenfalls hat er immer ziemlich regelmäßig meine Dienste in
Anspruch genommen. Ehe er in die Politik ging, drehte er meistens nur
kleinere Dinger, aber danach sah das anders aus.«
    »Sie kennen also Sam Wyatt seit seiner Kindheit?« Selbst
Sappersteins Geduld war einmal am Ende. Er nahm das Wasserglas, das
Lorenzo gebracht hatte, und reichte es Harvey. »Wissen Sie, Sie tun
damit niemandem einen Gefallen …«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich unter Druck setzt«,
unterbrach Harvey. »Und genau das versucht der Dreckskerl jetzt. Sehen
Sie, ich habe mich aus dem Geschäft zurückgezogen –
hypothetisch, wohlgemerkt –, und wenn ich einen Job ablehnen
will, dann mache ich das auch.«
    »Okay, Sie haben ihn also abgewiesen.« Sapperstein verdrehte
die Augen. »Sie haben nichts mit der Sache zu tun. Und was wissen Sie
nun?«
    »Jede Menge. Er rief mich an und erzählte, daß er in der
Galerie zuschlagen will, und ich hab gesagt, viel Glück, aber was geht
mich das an? Er wollte, daß ich die Steine für ihn verscherble. Als ich
ablehnte, wurde er ungemütlich und fing an daherzureden, daß ich es
bereuen würde, dafür würde er schon sorgen. Wissen Sie, ich habe einen
Sohn von meiner zweiten Frau, Florence. Er ist Zahnarzt auf Long
Island. Nun, Wyatt hat gedroht, er knöpft ihn sich vor – und
gleichzeitig macht er mir Komplimente, daß ich der Beste sei, und er
könne bei einem solchen Geschäft keinem zweitklassigen Hehler
vertrauen, redet von unsrer früheren Zusammenarbeit und verspricht mir,
wir hätten nach dieser Sache beide endgültig ausgesorgt.«
    Harvey trank den Rest seines Wassers und kicherte. »Ich muß
schon sagen, ich habe deswegen kaum ein Auge zugemacht. Wyatt hat mir
Angst eingejagt, aber ich gebe auch zu, daß mich die Sache nicht kalt
gelassen

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