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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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seinen
achtundsechzig Jahren tatsächlich ein alter Hase. Fast sein ganzes
Leben lang war er ein erfolgreicher Hehler gewesen und hatte stets nur
mit Spitzenleuten zusammengearbeitet. Und Maximilian Nouvelle war für
Harvey der Allergrößte gewesen.
    Roxannes Bitte, noch einmal eine kleine, aber zentrale Rolle
in einem ausgeklügelten Betrugsmanöver zu spielen, hatte ihn anfänglich
eher bestürzt, da er sich schon vor vier Jahren aus dem Geschäft
zurückgezogen hatte. Aber dann hatte ihn die Sache doch gereizt.
    Aus Verehrung für Max und die Nouvelles übernahm er die
Aufgabe schließlich sogar gratis.
    Ungewohnt war die Sache allerdings, mehr als ungewohnt, denn
das erste Mal in seinem Leben hatte er freiwillig ein Polizeirevier
betreten und dann auch noch freiwillig ein Vergehen gestanden.
    Da es eine Premiere war und aller Wahrscheinlichkeit nach
gleichzeitig sein letzter Auftritt, gab Harvey sein Bestes. »Ich bin
als besorgter Bürger hierhergekommen«, wiederholte er und musterte die
beiden Kriminalbeamten, an die ihn ein überarbeiteter Sergeant
verwiesen hatte. Dank einer zwölfstündigen Marathonsitzung vor dem
Fernseher lagen dunkle Ringe unter Tannenbaums geröteten Augen.
    »Sie sehen mitgenommen aus, Harvey.« Sapperstein, der ältere
Detective, spielte den Verständnisvollen. »Sollen wir Sie nicht besser
nach Hause fahren lassen?«
    »Hören Sie mir denn nicht zu?« rief Harvey empört. »Herrgott,
Jungs, ich komme hierher – und das ist mir bestimmt nicht
leichtgefallen –, um euch den Tip eures Lebens zu geben. Und
Ihr habt nichts Besseres zu tun als mir zu sagen, ich soll heimgehen.
Als sei ich ein seniler Knacker. Ich habe die ganze Nacht kein Auge
zugetan und mir überlegt, ob ich den Mut aufbringe, hierherzugehen, und
Ihr wollt mich einfach abschieben?«
    Gereizt trommelte der zweite Detective, ein bassetäugiger
ungeduldiger Italoamerikaner namens Lorenzo mit den Fingern auf seinem
überladenen Schreibtisch. »Hören Sie, Tannenbaum, wir haben ziemlich
viel zu tun. Sie wissen doch, wie es ist, wenn es einen großen
Juwelenraub gegeben hat, nicht?«
    »Das weiß ich in der Tat.« Mit einem leisen Seufzer erinnerte
er sich an die guten alten Zeiten. »Wir wußten damals noch, wie man
auch ein bißchen Spaß bei der Arbeit hat. Für diese jungen Burschen
heute ist es nur Geschäft – einfallslos und nüchtern, ganz
ohne … Zauber, verstehen Sie?«
    »Klar.« Sapperstein lächelte mühsam. »Sie waren der Beste,
Harvey.«
    »Jedenfalls haben Sie mich nie drangekriegt, was? Das soll
nicht heißen, daß ich damit irgendwas zugebe, wohlgemerkt, aber so
mancher würde sagen, daß durch meine Hände mehr Diamanten gegangen
sind, als andere es sich erträumen.«
    »Ja, ja, das waren noch Zeiten«, nickte der zweite Detective
mit zusammengebissenen Zähnen. »Also, wir würden ja wahnsinnig gern
noch länger mit Ihnen in Erinnerungen schwelgen, aber wir haben
haufenweise Arbeit.«
    »Ich bin hergekommen, um Ihnen zu helfen.« Harvey verschränkte
die Arme vor der Brust und blieb stur sitzen. »Was meine verdammte
Bürgerpflicht ist. Aber ehe ich ein Wort sage, will ich, daß man mir
Straffreiheit zusichert.«
    »Herrgott«, murmelte Lorenzo. »Natürlich rufen wir gleich den
Staatsanwalt an und setzen die ganze Maschinerie in Gang, damit man dem
guten Harvey Immunität zusichert.«
    »Sie brauchen gar nicht so sarkastisch zu sein«, erwiderte
Harvey. »Ich hätte mich wahrscheinlich nicht erst mit solch kleinen
Nummern wie euch abgeben sollen. Am besten gehe ich direkt zum
Kommissar.«
    »Ja, machen Sie das«, schnaufte Lorenzo.
    »Jetzt mal langsam«, meinte Sapperstein. »Sie wollten uns was
sagen, Harvey, also raus damit. Sie scheinen müde, wir sind müde, und
unsere Zeit ist knapp.«
    »Vielleicht sind Sie ja auch zu beschäftigt, um mich
anzuhören, was ich über den Raub in der Kunstgalerie weiß.« Harvey
wollte aufstehen. »Ich gehe dann mal besser. Will Sie schließlich nicht
aufhalten.«
    Beide Detectives waren bei seinen Worten zusammengezuckt.
Sapperstein setzte ein freundliches Lächeln auf. Er wußte, daß hinter
Harveys Gerede wahrscheinlich nichts steckte. Immerhin war er angeblich
seit ein paar Jahren schon nicht mehr im Geschäft.
    Aber andererseits …
    »Warten Sie.« Sapperstein drückte ihn wieder auf seinen Stuhl.
»Sie wissen also was darüber, ja?«
    »Ich weiß, wer es war.« Harvey grinste verschmitzt und wartete
einen Moment lang, um die Spannung zu erhöhen. Sein

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