Die Tochter des Münzmeisters
Verzeihung«, wandte sich Randolf an Otto von Northeim.
»Ich bitte Euch, Randolf, Ihr kommt niemals ungelegen und seid selbstverständlich mein Gast. Ihr seht hungrig aus, habt Ihr einen weiten Ritt hinter Euch?«
»Das kann man sagen, denn ich komme direkt von meinem Gut und befinde mich auf dem Weg nach Regensburg zum König«, gab Randolf müde zurück.
Er setzte sich auf den eilig herbeigebrachten Stuhl neben dem Grafen und begegnete den teilweise feindseligen Blicken offen. Langsam kamen die Gespräche wieder in Gang, die sich nun allerdings um unverfängliche Themen drehten, und der Ritter nutzte seinen Platz neben dem Grafen, um sein Anliegen vorzubringen.
»Hättet Ihr möglicherweise heute noch etwas Zeit für mich, Euer Durchlaucht?«, fragte er zwischen zwei großen Schlucken Wein, der hervorragend schmeckte und ihn belebte.
»Wenn Ihr möchtet, können wir uns, nachdem Ihr Euch gestärkt habt, in meine Räume zurückziehen. Dort sind wir ungestört«, erwiderte Otto und biss herzhaft in ein Stück Wildbret.
Den misstrauischen Ausdruck auf dem Gesicht seines Sohnes Kuno schien er nicht zu bemerken, Randolf dagegen entging er nicht.
»Oder ist es Euch lieber, wenn wir unser Gespräch auf den nächsten Morgen verschieben? Ihr könnt Euch jederzeit nach Belieben zurückziehen, wenn unsere Gespräche Euch langweilen.«
Randolf schien den Wink zu verstehen, denn er stimmte zu und zog sich gleich nach dem Essen in die ihm zugewiesene kleine Kammer zurück.
Nachdem der ungebetene Gast verschwunden war, ging die unterbrochene Diskussion sofort weiter. Graf Otto zog seinen Drittgeborenen zur Seite, denn ihm war durch Randolfs Erscheinen eine Idee gekommen. In kurzen Sätzen setzte er Kuno davon in Kenntnis, der allerdings wenig begeistert war und das auch offen kundtat.
»Wieso sollte ich das tun? Wir haben keinerlei Mitgift zu erwarten, was in unserer jetzigen Position wohl kaum erstrebenswert ist. Sie verfügt weder über einenNamen noch über eine nennenswerte Familie und bringt uns rein gar nichts!«
Verärgert über die Reaktion seines Sohnes erwiderte der Graf in scharfem Ton: »Es steht dir nicht zu, meine Entscheidungen in Frage zu stellen!« Er atmete tief durch und fuhr dann in einem sanfteren Ton fort: »Hast du vergessen, worum es geht? Ich will meine Herzogwürde zurück, und nichts wird mich davon abhalten. Sollte es zum offenen Konflikt mit Heinrich kommen, so ist es auf jeden Fall gut, wenn wir weiterhin gute Kontakte zu den engsten Vertrauten des Königs pflegen. In den Jahren, in denen ich einer der Berater des damals noch sehr jungen Königs war, konnte ich gut mitverfolgen, wie sehr er auf die Meinung Randolfs achtet. Dem wiederum liegt das Wohlergehen dieser jungen Frau sehr am Herzen, da ihm ihre Familie viel bedeutet und er deren Reputation unbedingt erreichen will. Die kann ich ihm zwar im Augenblick nicht geben, etwas anderes dagegen schon! Bieten wir dem Fräulein einen gesellschaftlichen Aufstieg, dann können wir uns der Unterstützung des Ritters beim König sicher sein. Der Mann hat ein ausgeprägtes Ehrgefühl und würde sich uns im Gegenzug sicher verpflichtet fühlen.
Nicht zu vergessen, dass einer ihrer Onkel beim Herzog von Schwaben als Vasall dient. Ein weiterer nicht außer Acht zu lassender Punkt für diese Verbindung, denn Rudolf von Rheinfeldens Einfluss ist nicht zu unterschätzen, und wir werden ihn vielleicht schon bald brauchen. Außerdem weiß ich zufällig, dass sie sehr hübsch ist. Das würde dir sicherlich ebenfalls entgegenkommen.«
Mürrisch gab Kuno sein Einverständnis, und sein Vater klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
»Wenn alles nach Plan verläuft, dann benötigen wirkeine Mitgift deiner Braut. Und sollte sie dich langweilen, hast du immer noch die Möglichkeit, deine Lust anderweitig zu stillen.«
Ein Klopfen ließ Henrika von ihrem Platz am Tisch auffahren. Sie erhob sich hastig und strich ihre rotbraune Kotte glatt, die an den weiten Ärmeln und am Halsausschnitt mit einer hellen Borte verziert war. Auf ihre Aufforderung hin trat zu ihrer Überraschung ihr Vater ein. Sie hatte ihn seit ihrer Rückkehr erst ein einziges Mal gesehen.
»Vater, was tut Ihr hier? Ist etwas geschehen?«
Clemens umarmte seine Tochter herzlich, hielt sie dann auf Armeslänge von sich und betrachtete sie prüfend. »Nein, es ist alles in Ordnung. Aber ich habe eine Nachricht von der edlen Frau Betlindis erhalten. Sie sorgt sich um dich.«
Henrika schalt
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