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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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sich dafür, dass sie ihre Gemütslage so offen zur Schau trug, und nahm sich vor, dringend etwas daran zu ändern. »Ihre Sorge ehrt mich, ist aber völlig unbegründet. Ich habe mich in der letzten Zeit nur ein wenig müde gefühlt, das wird schon wieder. Wie geht es Großmutter?«
    Edgitha hatte bei Henrikas Besuch das Bett gehütet, da sie, von einem Boten Randolfs über den Überfall und die schwere Verletzung ihres Sohnes ins Bild gesetzt, einen Schwächeanfall erlitten hatte. Erschrocken über den Anblick ihrer blassen Großmutter, hatte Henrika den Entschluss gefasst, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Edgitha ihren größten Wunsch zu erfüllen: den Namen ihres verstorbenen Mannes wiederherzustellen! Obwohl sie über nichts anderes mehr nachdachte, war ihr noch keine zündende Idee gekommen, was nicht weiter verwunderlich war, schließlich hatten Randolf undihre beiden Onkel es in den letzten Jahren mehrfach versucht. Aber Henrika hatte sich in den letzten Wochen so verändert, dass sie es nach wie vor für möglich hielt.
    Es ging Edgitha immer noch nicht wieder gut, aber nach den Worten des Münzmeisters befand sie sich auf dem Weg der Besserung.
    »Deine Großmutter ist zäher, als es den Anschein hat. Sie wird mich bestimmt auch noch überleben«, sagte Clemens, ging zum Fenster und blickte hinaus auf den Pfalzplatz. »Weißt du, wann Herr Randolf zurückerwartet wird? Trifft er erst mit dem König ein oder schon früher?«
    Henrika gab sich betont gleichgültig, als sie ihm mitteilte, dass sie nichts Näheres wisse, ihm aber gerne Bescheid gebe, sobald sie von seiner Frau etwas erfuhr. »Wieso fragt Ihr?«
    Der Münzmeister zögerte ein wenig mit der Antwort. »Es geht um den Mann, den er vor einigen Wochen zu uns gebracht hat. Ich weiß nicht, ob du darüber Bescheid weißt, Guntram ist sein Name, und er ist ein einfacher Bauer aus der Gegend um die Hartesburg.« Als er Henrikas verständnislosen Gesichtsausdruck sah, winkte er ab. »Ist nicht so wichtig. Der Mann hilft mir in meiner Werkstatt, und ich bin außerordentlich zufrieden mit ihm, aber zu meinem Leidwesen möchte er unter allen Umständen zurück. Immerhin konnte ich ihm das Versprechen abnehmen, bis zur Rückkehr des Herrn Randolf zu warten. Schließlich ist er ein Unfreier, und wer weiß, was geschieht, wenn ihn jemand unterwegs aufgreift.«
    »Ich versuche herauszubekommen, wann mit seinem Eintreffen zu rechnen ist, dann sage ich Euch Bescheid«, versprach Henrika, die neugierig geworden war.
    Vater und Tochter unterhielten sich noch eine Weile,und als die junge Frau den Münzmeister hinausbegleitete, hatte sich ihre Gemütslage deutlich gebessert.
    Da sie Betlindis zugesichert hatte, Herwin vom Stift abzuholen, machte sie sich anschließend auf den Weg dorthin. Randolfs Sohn wurde dort in der Zeit ihres Aufenthalts von einem Priester unterrichtet.
    »Edles Fräulein!«
    Henrika, die gerade die Stufen zur Kirche hochgehen wollte, hielt inne und drehte sich um. Im nächsten Augenblick verhärtete sich ihre Miene.
    »Bitte, geht nicht weg! Ich habe Euch zufällig gesehen und wollte Euch nur begrüßen, wenn Ihr es erlaubt«, sagte Dietbert von Hanenstein in flehendem Tonfall. Sein Reiseumhang war staubig, und wäre nicht das Leuchten in seinen Augen gewesen, hätte sie ihn als völlig übermüdet bezeichnet.
    »Das habt Ihr ja nun getan. Entschuldigt mich bitte, aber ich muss weiter«, erwiderte Henrika kühl, wandte sich um und setzte ihren Weg fort, ohne sich nochmals umzudrehen. Sein enttäuschter Gesichtsausdruck blieb ihr dadurch verborgen.
    Den restlichen Tag wollte die Stimmung, die seit dem Wiedersehen mit Dietbert Besitz von ihr ergriffen hatte, sich nicht bessern. Selbst dann nicht, als Betlindis ihr beim Abendessen eröffnete, dass sie eine Nachricht von Randolf erhalten habe, in der er ihr mitteilte, dass der König seine Pläne geändert hatte. Nachdem Heinrich das Osterfest in Regensburg gefeiert hatte, wollte er entgegen seinen bisherigen Pläne nicht nach Goslar weiterreisen, sondern das Pfingstfest in Augsburg verbringen. Randolf sollte ihm dorthin folgen, so dass in der nächsten Zeit nicht mit seinem Eintreffen in Goslar zu rechnen war.
    Betlindis’ gute Laune war seitdem ebenfalls getrübt,und nun oblag es Henrika, ihre Freundin aufzumuntern. Die junge Frau war erleichtert, dass ihr nächstes Treffen mit Randolf bis auf weiteres aufgeschoben war, und machte sich wie versprochen nach dem Essen auf den Weg zu ihrem

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